Nach Jahren der Diskussion wird südlich von Stuttgart-Plieningen eine Umfahrungsstraße gebaut. Anwohner einer anderen Straße befürchten nun unliebsame Konsequenzen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Plieningen - Bisher geistert nur die Idee umher. Aber Dieter Fröschle sagt, er habe oft erlebt, dass sich eine Idee schnell in einen Beschluss wandelt. Er wohnt seit mehr als 40 Jahren an der Scharnhauser Straße in Plieningen. Und er befürchtet, dass die Straße für den Autoverkehr gesperrt werden könnte. Dann nämlich, wenn die Südumfahrung für den Bezirk, die derzeit nahe der Autobahn gebaut wird, freigegeben wird. Vor ein paar Jahren hatte sich die Stuttgarter Stadtverwaltung nämlich so geäußert. Und deshalb macht sich Dieter Fröschle Sorgen. Denn er ist gegen eine Sperrung. Und nicht nur er, sagt er: „Ich spreche nicht für mich allein.“

 

Der 76-jährige Plieninger hat sich entsprechend kritisch im Bezirksbeirat und bei der Bürgerversammlung im Mai geäußert. Für ihn sprechen viel zu viele Gründe gegen die Idee. Viele Plieninger fahren laut Fröschle zum Krankenhaus nach Ruit oder zum Einkaufen nach Ostfildern. Auf der Südumfahrung wäre dies pro Strecke ein Umweg von etwa vier Kilometern. „Schon aus Umweltgründen“ sei dies falsch, sagt er.

Der Anwohner hat eine andere Idee

Da es ruhig geworden ist ums Thema Sperrung der Scharnhauser Straße ist Fröschle verunsichert. „Wie bekommt der Bürger mit, ob sich da was tut?“, fragt er sich. Sein Vorschlag wäre es, dass die Straße nur für Lastwagen dicht gemacht und die Geschwindigkeit auf 30 Kilometer in der Stunde reduziert wird. Laut der Stadt Stuttgart steht in den Sternen, ob die Scharnhauser Straße je für den Autoverkehr gesperrt wird. Im Jahr 2014 äußerte sich ein Stadtplaner unserer Zeitung gegenüber mit der Überlegung, dass die Scharnhauser Straße künftig nur noch für den Busverkehr offen sein könnte. Aller anderer Verkehr würde sich demnach auf die neue Straße südlich von Plieningen verlagern. Diese wird derzeit gebaut und führt von der Autobahnauffahrt parallel zur Autobahn nach Neuhausen. Sie soll künftig die äußere Neuhauser Straße ersetzen. Diese soll vom Ortsschild an zu einem Feldweg umgebaut werden. Bis es so weit ist, wird die neue Straße allerdings als Zubringer für die Baufahrzeuge fürs Projekt Stuttgart 21 genutzt.

Bevor die Scharnhauser Straße für Autos gesperrt würde, wäre ein sogenanntes Einziehungsverfahren nötig, erklärt der Stadtplaner Andreas Hemmerich. Es müsste dann geprüft werden, ob die positiven die negativen Auswirkungen überwiegen. Klar sei, dass dies zunächst politisch diskutiert werden müsste. Dass das Thema in der Bevölkerung kontrovers gesehen werde, habe zuletzt die Einwohnerversammlung gezeigt, sagt Hemmerich. „Da gab es die eine oder andere kritische Frage zu dem Thema.“ Die einen erhoffen sich von einer Sperrung, dass der Ortskern und die Scharnhauser Straße entlastet würden; die anderen befürchten mehr Autos auf der inneren Neuhauser und Bernhauser Straße.