Das Slow Mobil hat auf dem Marktplatz Halt gemacht. Oberbürgermeister Fritz Kuhn und der Sternekoch Frank Oehler haben mit sechs Kindern einen Rundgang über den Wochenmarkt gemacht und anschließend ein gesundes Essen gekocht.
Stuttgart - Zuhause hilft Sina oft beim Kochen mit, erzählt sie. Am besten könne sie Spaghetti. Nnena, Charlotte, Liana, Urs und Lucas haben bisher eher selten gekocht. Aber was eine Karotte, eine Aubergine oder ein Champignon ist, dass können die sechs Kinder bei einem Rundgang über den Stuttgarter Wochenmarkt mit Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Speisemeisterei-Patron Frank Oehler sehr wohl unterscheiden. „Die Fähigkeit zu kochen, geht aber immer mehr verloren. Kinder kriegen das heute oft gar nicht mehr beigebracht“, sagt Waltraud Ulshöfer, Chefin des Stuttgarter Slowmobil-Teams und Ehefrau von Fritz Kuhn.
Normal das Team um Ulshöfer mit der rollenden Küche Schulen und Freizeiteinrichtungen im Stadtgebiet. Am Samstag hat das Slowmobil aber auf dem Markplatz Halt gemacht. Die sechs eingeladenen Kinder dürfen dort gemeinsam mit Ulshöfer, dem Oberbürgermeister und Sternekoch Oehler bei einem Rundgang über den Wochenmarkt lernen, wie frisches Gemüse riecht und schmeckt. „Es knackt“, sagt Charlotte als sie eine Karotte von einem regionalen Anbieter probiert.
Zum Nachtisch gibt’s Apfelküchle
Weil die Karotte den Geschmackstest bestanden hat, wandert sie in den gemeinsamen Einkaufskorb der kleinen Gruppe. Denn schließlich wollen die Kinder nicht nur was lernen, sondern nach ihrem Eingang selbst kochen. Eine frische Gemüsesuppe steht auf dem Speiseplan, als Nachtisch Apfelküchle – selbstgebacken natürlich.
Die Zutaten haben dafür haben die Kinder direkt auf dem Markt mitgenommen. Champignons aus Polen? Die bleiben lieber am Stand. „Wir nehme nur regionale Produkte mit“, sagt Ulshöfer. Die Regel, was noch als regional gilt, hat Oehler aufgestellt: „Die Entfernung muss noch mit dem Fahrrad erreichbar sein.“ Die Karotten, Äpfel und Zwiebel aus Großheppach im Remstal lässt Oehler gerade noch gelten.
Nach getanem Einkauf haben die Kinder in der mobilen Küche im Inneren des Slowmobils ihre Einkäufe direkt verarbeitet. Nur der Oberbürgermeister kocht nicht mit. „Ich bin hier nur als Zahlmeister dabei“, sagt er auf dem Wochenmarkt. Obwohl er an sich schon gerne koche. „Auch gut“, behauptet er. Immerhin habe er mal vor vielen Jahren einen sechswöchigen Sprach- und Kochkurs in Florenz besucht. Risotto kocht er am liebsten und dafür verwendet er bevorzugt regionale und saisonale Produkte.
Sternekoch Frank Oehler ist auch dabei
Nun macht Sternekoch Frank Oehler das mit dem Kochen ja hauptberuflich, weshalb er in der kleinen Küche das Kommando übernimmt. Mitschaffen darf beim ihm jedes Kind. „Kinderarbeitslosigkeit muss nicht sein. Das ist unser Motto heute“, sagt Oehler und lacht als einziger über seinen Witz. Die Kinder sind schon längst am Karotten schälen und Sellerie schneiden und erzählen dabei was ihr Lieblingsgemüse ist.
Aubergine und Zucchini, zählen sie auf. „Wenn Kinder selbst einkaufen und kochen, lieben sie Gemüse heiß und innig“, so die Erfahrung von Waltraud Ulshöfer. Alles selbst zu tun, gebe ihnen Selbstbewusstsein und vor allem lernten sie, ihrem eigenen Geschmack zu vertrauen. Das braucht man beim Kochen. „Das fängt nämlich da an, wo das Rezept aufhört“, sagt Oehler. „Kochen ist immer auch ein bisschen improvisieren und ausprobieren.“
Das Slow Mobil bringt Kindern gutes Essen nahe
In der Slowmobil-Küche werden einfache Gerichte zubereitet. „Die Kinder sollen in der Lage sein, das zu Hause nach zu kochen“, sagt Ulshöfer.
Und dafür braucht es laut Ulshöfer auch Zeit. Fast zwei Stunden sind für das Kochen eingeplant am Samstagvormittag. Danach wandeln alle gemeinsam die Arbeitsplatte in einen Esstisch um. Den richten sie dann hübsch und essen gemeinsam und in Ruhe. Slow eben.
Am Ende kann Sina künftig mehr als nur Spaghetti kochen. Nur eine Frage hat sie noch. Nämlich was eigentlich so ein Sternekoch am liebsten ist. „Leberkässemmel“, ist die Antwort von Oehler.