Das Kleinod ist nicht so idyllisch, wie es scheinen mag. In der Vergangenheit sind dort mehrfach massenhaft Fische verendet. Nun ist einmal mehr die Feuerwehr vor Ort gewesen. Geht es dem Gewässer wieder schlecht?

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Die Feuerwehr ist im Einsatz gewesen. Am vergangenen Dienstag war die Jugendabteilung zum Rohrer See ausgerückt. Manch einer vermutete, dass es dem Gewässer wieder einmal schlecht geht, dass womöglich wieder tote Fische an der Oberfläche treiben. Doch es war nur eine Übung. „Es ging um das Thema Wasserentnahme. Die ist im Ernstfall erforderlich, wenn es keine Hydranten gibt“, sagt Florian Zieker. Er ist bei der Freiwilligen Feuerwehr Stuttgart-Vaihingen für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Er ergänzt: „Solche Aktionen sind wichtig. Die Jugendfeuerwehr übt bei dieser Gelegenheit mit den Geräten der richtigen Feuerwehr.“

 

Es ging also nicht direkt um Flora und Fauna. Aber: „Dadurch, dass wir das Wasser hinterher wieder in den See spritzen, kommt frischer Sauerstoff hinein, und so tun wir dem See was Gutes.“ Die Aktion vor einer Woche sei keine Notmaßnahme gewesen. „Es war eher eine Win-win-Situation für den See und die Jugendfeuerwehr“, fasst Zieker zusammen. Die Feuerwehr sei aber auch schon gefragt worden, ob sie solche Übungen nicht präventiv machen könne.

Fachmann erstellt seit 2015 jährlich ein Gutachten

Die Menschen auf den Fildern wissen, dass der Rohrer See schon lange ein Sorgenkind ist. Zu einem Fischsterben – wie in früheren Jahren immer wieder einmal – kann es aber nicht mehr kommen. Die Stadt hat nämlich mittlerweile alle Fische entnommen. Das war eine Empfehlung des Limnologen, der seit 2015 jährlich ein Gutachten erstellt. Die Limnologie ist die Wissenschaft von den Binnengewässern als Ökosystem.

Die Ergebnisse des Monitorings aus den Jahren 2016 und 2017 liegen vor. „Nach der Fischentnahme hat sich die Wasserqualität zuerst verbessert. Dieser Trend setzte sich 2017 jedoch nicht fort. Einige Werte wurden besser, andere nicht“, fasst Alexander Gass zusammen. Er ist beim städtischen Tiefbauamt für die Gewässer zuständig. „Nach den aktuellen Messwerten gibt es ein Sauerstoffdefizit im Wasser. Grund hierfür sind unter anderem die Rahmenbedingungen“, sagt er. Zu diesen zählten eine sehr geringe Wassertiefe, wenig Quellwasserzulauf sowie eine erhöhte Nährstoffkonzentration im Wasser und im Sediment. In den Sommermonaten beobachten die Anwohner immer wieder, dass aus dem Brunnen, der den See speist, kein Wasser mehr fließt. Weil das Wasser steht, verwandelt sich der See etwa durch herabfallende Blätter dann schnell in eine nährstoffreiche Brühe.

Stadtverwaltung will verhindern, dass der See umkippt

„Darum steht der Rohrer See unter Beobachtung“, sagt der Mann vom Tiefbauamt. Zusätzlich zu den Untersuchungen des Limnologen seien auch die städtischen Kollegen immer wieder an Ort und Stelle, um Wasserproben zu entnehmen. „Wir wollen verhindern, dass der See umkippt“, sagt Gass. Trotz aller Bemühungen bestehe ein gewisses Risiko. „Eine ungünstige Wetterperiode könnte bei den örtlichen Gegebenheiten in seltenen Fällen zu einer raschen Verschlechterung der Wasserqualität führen. Dies kann in der Natur immer wieder einmal vorkommen“, sagt Gass. Der See würde dann anfangen, streng zu riechen, kleine Lebewesen und Pflanzen könnten Schaden nehmen. Am Ende des Jahres würden die von den städtischen Mitarbeitern und dem Limnologen gesammelten Daten und Ergebnisse in einem Bericht zusammengefasst. Dann werde entschieden, wie es weitergehen soll.

Viele Möglichkeiten hat das Tiefbauamt aber nicht. Der nächste Schritt zur Verbesserung der Wasserqualität wäre die Fällung und Bindung der Nährstoffe. Fällmittel sind in der Regel Salze, mit denen unerwünschte Stoffe wie Phosphat gebunden werden können, denn zu viele Nährstoffe schaden dem See, weil dann zu viele Algen wachsen. Diese sondern Gift ab oder verdunkeln durch ihre schiere Zahl den See. Doch wenn mit einem Fällmittel Nährstoffe im Wasser gebunden werden, hält die Wirkung meistens nicht lang an. „Alternativ könnten wir auch das Sediment entnehmen“, sagt Gass. Das ist aber nicht ganz billig. Wenn ein See ausgebaggert wird, verringert sich dabei immer der Nährstoffgehalt. Außerdem ist der See nach der Entschlammung tiefer, und in der tieferen und damit kälteren Wasserschicht kann sich mehr Sauerstoff lösen.

Für kleinere Maßnahmen reiche das Budget zur Gewässerunterhaltung, sagt der Mann vom Tiefbauamt. Für größere Projekte müsse ein Antrag für den nächsten Doppelhaushalt gestellt werden. Obwohl die Übung der Jugendfeuerwehr Vaihingen jüngst vermuten ließ, dass größere Maßnahmen nötig seien, sagt Gass: „Danach sieht es aktuell nicht aus.“