Proben- und Aufführungsräume sind rar. Ein paar Kunstschaffende aus der Region haben nun große Pläne für ein kleines Gebäude.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Rohr - Die Festhalle der TSV Rohr ist alt. Aber sie hat ihren ganz besonderen Charme, und in ihr befinden sich die Bretter, die die Welt bedeuten. So formuliert es Sandra Irrgang, die Leiterin der Tanzabteilung. Die Decke der Bühne kann aufgeklappt werden, es gibt einen Souffleusenkasten und einen Schminkraum. Doch in dem Nebenzimmer riecht es etwas modrig, die Farbe platzt von den Wänden, die Heizung brummt laut. Irrgang ergänzt: Auf der Empore fühle man sich wie in alten Eisenbahnwaggons, und die Lichttechnik habe den Verantwortlichen begeistert. Denn von solch alter Technik hatte er bis dato während seiner Ausbildung nur erzählt bekommen.

 

Doch in der Halle war immer Leben. Vor allem war sie der Proben- und Spielort der Rohrer Humorer. „Das war eine tolle Zeit“, sagt Irrgang, deren Vater selbst bei der Theatergruppe mitgewirkt hat. Aber kürzlich hat diese sich aufgelöst. Nun ist die Zeit reif für etwas Neues.

Sandra Irrgang kennt viele Kunstschaffende aus der Region. Sie alle waren vom Potenzial der Halle begeistert. Eine kleine Gruppe möchte diese nun zu neuem Leben erwecken und hat ein Kulturprogramm zusammengestellt.

In der Halle stehen große Investitionen an

Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen. Der Vorstand des TSV steht hinter dem Projekt. Bei der jüngsten Hauptversammlung beschlossen die Mitglieder, die Förderung der Kultur als Vereinszweck mit in die Satzung aufzunehmen. Nun soll die Festhalle zu einem Zentrum für professionelle Kleinkunst werden, ein Proben- und Aufführungszentrum für alle Kulturschaffende in der Region. „Wir wollen professionelle Künstler hierher holen. Wir stellen uns vor, mit Schulen im Rahmen des Ganztags zu kooperieren und Workshops anzubieten. Und auch für Firmenveranstaltungen, Jubiläumsfeiern und Hochzeiten ist diese Halle interessant. Wir könnten sogar das Programm und die Bewirtung beisteuern.

Doch um diese Ziele zu erreichen, braucht es einen Sponsor. In der Halle stehen kurzfristig kleine Schönheitsreparaturen und langfristig größere Investitionen an. Irrgang liebäugelt mit dem lichtdurchfluteten Dachboden. Aber um ihn auszubauen, braucht es richtig viel Geld.

Kinder studieren verschiedene Musicals ein

Das Kulturprogramm ist aber bereits gestartet. Thomas Hirschfeld ist Gesangscoach für Kinder in den Musical-Theatern in Möhringen. In den Pfingstferien bietet er zusammen mit Tanya Newman zwei Workshops an. Vom 11. bis 14. Juni studieren Kinder mit ihm das Musical „Die Schöne und das Biest“ ein, vom 17. bis 20. Juni probt er mit den Mädchen und Jungen für das Musical „Newsies“. „Wir hatten bereits in den Osterferien sehr erfolgreiche Workshops. Da kamen sogar Kinder aus Karlsruhe und Tübingen“, sagt Thomas Hirschfeld.

Im Juli gastiert die Vaihinger Theaterpädagogin Anke Marx mit ihren Kindergruppen vom Theater Malutki in der Festhalle. Die Jüngeren zeigen am 13. Juli das Stück „Nur nicht lächeln“. Bei diesem haben auch Tanzgruppen von Sandra Irrgang einen Auftritt. Am 21. Juli präsentieren die älteren Kinder das Stück „Escape-Room“ beim TSV in Rohr. „Wir proben und spielen normalerweise in einem Keller mit minimalster Ausstattung. Das geht. Aber so eine große Bühne ist natürlich noch einmal eine ganz ander Erfahrung für die Mädchen und Jungen“, sagt Marx.

Eine Halloween-Party und ein Benefizkonzert

Im Oktober will der TSV Rohr zu einer Kinder-Halloween-Party einladen. Am 30. November steht ein Benefizkonzert auf dem Programm. Der Musberger Musiker Patrick „Paco“ Müller-Weyrich spielt für die Deutsche Kinderkrebsstiftung. Als „Top Act“, wie der Künstler sagt, werden Musiker der Stuttgarter Rockband Anyone’s Daughter dabei sein. Müller-Weyrich lädt schon seit einigen Jahren immer wieder zu Benefizkonzerten ein. „Auf die Deutsche Kinderkrebsstiftung bin ich aufmerksam geworden, weil diese der ganzen Familie hilft. Das finde ich wichtig“, sagt der Musiker.

„Das alles ist natürlich nur der Anfang. Wir wollen, dass hier ganz viel Kultur stattfindet, die dann auch den Verein bereichert“, betont Irrgang.