Das Hans-Rehn-Stift wird neu gebaut. Der Siegerentwurf sieht aber weniger Plätze vor. Ist das ein Problem?
Rohr - Die Entscheidung ist gefallen. Weil sich eine Sanierung des Hans-Rehn-Stifts auf der Rohrer Höhe nicht wirtschaftlich darstellen lässt, soll neu gebaut werden. „Aber nicht mehr in der derzeitigen Komplexität, sondern in gefälligerer Weise.“ So formulierte es Sabine Bergmann-Dietz, die Geschäftsführerin des Eigenbetriebs Leben und Wohnen (ELW), bei der Vorstellung im Bezirksbeirat Stuttgart-Vaihingen.
Hans-Rehn-Stift überzeugt nicht
Das heißt vor allem, dass es kleiner wird. Derzeit gibt es in dem Pflegezentrum 122 Plätze. Der Eigenbetrieb Leben und Wohnen vergibt aber nur noch maximal 90 Plätze, unter anderem, weil Doppelzimmer abgeschafft wurden. Aktuell sind im Hans-Rehn-Stift sogar einige Plätze frei. Das unterscheidet das Pflegezentrum von anderen Einrichtungen, die teilweise sogar eine Warteliste haben. Für den Eigenbetrieb Leben und Wohnen ist das auch ein Beweis dafür, dass „wir die Menschen nicht mehr überzeugen können, ins Hans-Rehn-Stift zu gehen“, so Bergmann-Dietz.
Der Eigenbetrieb Leben und Wohnen und das Siedlungswerk haben sich zusammengeschlossen und einen Architektenwettbewerb ausgelobt. Das Ziel ist ein generationenübergreifendes Wohnquartier mit unterschiedlichen Wohn- und Pflegeangeboten für ältere Menschen und Familien. Es geht um die Schaffung von Wohnraum für alle Kreise der Gesellschaft, und zwar als Eigentums- und als Mietwohnungen mit starker Vernetzung und einer daraus entstehenden guten Nachbarschaft, so ist es damals in der Gemeinderatsvorlage formuliert gewesen.
Vor Kurzem hat die Jury den Entwurf des Stuttgarter Büros HWP Planungsgesellschaft zum Sieger gekürt. Noch sind es nur Pläne. Der Eigenbetrieb will nicht vor 2023 mit dem Abbruch der bestehenden Gebäude beginnen. „Wir haben also noch genügend Zeit, um die nächsten Schritte zu planen und um nach einem Ausweichquartier zu suchen“, sagte die ELW-Geschäftsführerin. 2026 könnte das neue Pflegeheim fertig sein.
Siedlungswerk baut Wohnungen
Der Entwurf sieht an der Supperstraße ein Pflegeheim mit 45 bis maximal 60 Plätzen vor. Zudem gibt es 15 Pflegewohnungen und 15 betreute Wohnungen. Geplant ist darüber hinaus eine Begegnungsstätte. Diese wird mit etwa 200 Quadratmetern zwar kleiner ausfallen als bisher. Dies sei aber mit dem Team der Einrichtung abgestimmt, sagte Bergmann-Dietz.
Das Siedlungswerk als Projektpartner will in drei Punkthäusern mit nahezu quadratischem Grundriss etwa 75 Wohnungen bauen. Darüber hinaus wird eine Kindertagesstätte entstehen. Die verschiedenen Gebäude gruppieren sich um eine Quartiersmitte. Dort sollen sich Jung und Alt begegnen können.
Die Bezirksbeiräte waren skeptisch. Sie bemängelten vor allen, dass sich die Zahl der Pflegeplätze reduziert. Das sei ein „dramatischer Schritt“, sagte Reinhard König (SÖS/Linke-plus). Kristin Wedekind (Grüne) ergänzte, es sei falsch, zu behaupten, dass es auf der Rohrer Höhe keine Nachfrage nach Pflegeplätzen gebe.
Kirche plant Pflegeheim
Die Lokalpolitiker führten auch an, dass die Evangelische Landeskirche auf der Rohrer Höhe einen Neubau mit etwa 90 Seniorenwohnungen sowie einem Pflegeheim mit 60 Plätzen und 20 dem Pflegeheim zugeordneten Wohnungen bauen will. Der Bedarf für Pflegeplätze sei also groß, argumentierten die Bezirksbeiräte. Zum Hintergrund: die Evangelische Landeskirche will an der Arthurstraße neu bauen, wenn die Stadt das Haus Hohenfried nicht mehr als Flüchtlingsunterkunft braucht.
Gerhard Wick (SÖS/Linke-plus) beharrte zudem darauf, dass es nicht sinnvoll sei, ein 40 Jahre altes Gebäude abzureißen. Er pochte auf eine Sanierung. Ein Votum der Bezirksbeiräte war jedoch nicht gefragt. Sie sollten vom Siegerentwurf und den Empfehlungen des Preisgerichts lediglich Kenntnis nehmen. Das taten die Lokalpolitiker, allerdings mit dem Zusatz, dass sie „das Gehörte nicht befürworten“.