Auch nach seiner Pensionierung ist Gunter H. Fahrion ein engagierter Sportfunktionär geblieben – wenngleich er die Zahl seiner Ehrenämter reduziert hat. Als Vorsitzender des WRTV ist er derzeit besonders im Stress.

Rohracker - Die umfangreiche ehrenamtliche Arbeit von Gunter H. Fahrion aufzuzählen, würde viele Zeilen in Anspruch nehmen: Seit 1961 ist er durchgängig auf Vereins-, Kreis-, Landes- und Bundesebene in vielfältigster Weise im Sportbereich tätig, hat sich in zahlreichen Funktionen engagiert – darunter im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und im Württembergischen Landessportbund (WLSB). Fahrion war Pressechef des Deutschen Turnfestes 1973 in Stuttgart, Generalsekretär des Organisationskomitees der Rad-WM 1991, zweimaliger Leiter des Stuttgarter Olympia-Büros sowie nebenamtlicher Geschäftsführer der Sportregion Stuttgart – um nur einige Beispiele zu nennen.

 

Zahl der Ehrenämter drastisch reduziert

2010 – nach 45 Jahren im Dienste der Landeshauptstadt Stuttgart – wurde Gunter H. Fahrion in den Ruhestand verabschiedet. Sport interessiert den Privatmann zwar immer noch. Aber die Zahl seiner Ehrenämter habe er seither drastisch reduziert, erzählt der 73-Jährige lächelnd, während er in Rohracker auf seiner Terrasse sitzt und den Blick zufrieden über den gepflegten Vorgarten schweifen lässt. Für dieses gemeinsame Hobby mit Ehefrau Ursula hat er jetzt endlich Zeit. Und fürs Golfspielen. „Ich gehe zwei bis drei Mal die Woche auf den Platz. So viel Bewegung an der frischen Luft hatte ich noch nie.“ Man sieht ihm an, dass ihn das fit hält.

Die Musestunden sind dennoch rar. Der Grund ist – natürlich – ein Ehrenamt. Heute noch ist Fahrion Vorsitzender des 1500 Mitglieder zählenden Württembergischen Rasenkraftsport- und Tauziehverbandes (WRTV), den der einstige Leichtathlet vor mehr als 40 Jahren mitbegründet hat. In dieser Funktion ist er derzeit gefragt: Der WRTV ist zusammen mit dem Athletik-Sportverein Ludwigsburg-Oßweil Ausrichter der Highland Games Weltmeisterschaften, die am 8. und 9. September in Weilimdorf ausgetragen werden – „zum ersten Mal auf europäischem Festland“, sagt Fahrion voller Stolz. Vor einem Jahr hatte der Funktionär in Irland Stuttgarts Bewerbung für das Spektakel abgegeben. „Wir wurden dazu ermutigt.“ Die Landeshauptstadt habe noch immer einen guten Ruf als Sportstadt, auch wenn sie, wie Fahrion sehr bedauert, mittlerweile kaum noch Großveranstaltungen ausrich te.

Ähnlichkeiten zum Rasenkraftsport

Seit drei Jahren vertritt der WRTV die immer populärer werdende Sportart Highland Games. „Es gibt da viele Ähnlichkeiten zum Rasenkraftsport“, meint Fahrion. Hammerwerfen und Steinstoßen zum Beispiel sind gemeinsame Disziplinen. Allerdings unterscheiden sich die Wurfgeräte: Beim Hammer der deutschen Schwerathleten ist die Metallkugel an einem Stahlseil befestigt, bei den schottischen an einem Holzstab. Und während die Highlander einen acht bis zehn Kilo schweren Naturstein stoßen, der in der Form variieren darf, hat der genormte Stoßstein der Rasenkraftsportler die Form eines Ziegelsteins und ist aus Metall gefertigt. Und noch etwas Entscheidendes ist anders bei den Schotten: Sie tragen beim Sport einen Rock, den traditionellen Kilt. Knapp 100 Athleten aus zwölf Ländern – 77 Männer und 23 Frauen – werden bei den Highland Games Weltmeisterschaften in Weilimdorf antreten. Fahrion rechnet bei gutem Wetter mit mehr als 5000 Zuschauern auf dem Gelände rund um das Waldheim Lindental. Gerne hätte der Verbandschef die Veranstaltung mit landestypischem Rahmenprogramm in Bad Cannstatt rund ums Stadion Festwiese ausgerichtet. „Aber leider standen bei der Vorplanung die Termine der Fußball-Bundesliga nicht rechtzeitig fest.“ Das Reitstadion sei als Alternative im Gespräche gewesen – die Idee wurde allerdings wieder verworfen. Ganz ideal sei der Boden dort nicht, räumt Fahrion ein. Nicht jeder Rasen eigne sich für die Sportart.

Da schwingt etwas Wehmut in seiner Stimme mit, denn der WRTV-Vorsitzende hat einen großen Traum: einmal die Weltmeisterschaften im Tauziehen in seiner Heimatstadt erleben. Mitte September findet die nächste WM in Kapstadt statt – mit immerhin knapp 2000 Teilnehmern. Fahrion fliegt als Zuschauer nach Südafrika. Für den Sportfunktionär ist das Ereignis der persönliche Höhepunkt im Sportjahr 2018. „Wir haben oft überlegt, so etwas hier auszurichten. Aber leider fehlt dafür in Stuttgart ein geeignetes Gelände.“