Nicht herumdoktern, wo es gerade lichterloh brennt, sondern beizeiten handeln, so lautet die Maxime des Intendanten, die freilich nur umgesetzt werden kann, wenn dafür Geld vorhanden ist. Zahlmeister im Fall des Staatstheaters sind zu gleichen Teilen Stadt und Land, die alleine für die Sanierung von Schauspiel und Littmann'schem Opernhaus, dessen ehrwürdiges Gemäuer reichlich Handlungsbedarf birgt, 52 Millionen Euro investieren. Weitere 28 Millionen haben sich die Partner das Probenzentrum kosten lassen. In Zeiten, in denen die schönen Künste andernorts kühl von der Haushaltsliste gestrichen werden. Mit der Entscheidung, in Stuttgart weiter in Kultur zu investieren, sagt Hendriks, "ist ein politischer Kontrapunkt gesetzt worden".

Dafür wird eine schöne neue Theaterwelt geschaffen, in der die Zuschauer künftig auch gut hören und sehen sollen. Die Akustik im Schauspielhaus sei problematisch gewesen, der Anstieg der Ränge viel zu flach, so Hendriks: "Der Raum war für ein Sprechtheater von Beginn an ungeeignet." Nach den Plänen des Architekten Klaus Roth soll das nun besser werden: Die Wege des Schalls wurden neu berechnet und in der letzten Reihe sitzt der Besucher künftig 2,30 Meter höher als bisher. Dazu bekommt das Theater eine neue Bühnentechnik, ein neues Foyer und einen Shop. Im Herbst 2011 soll nach einem Jahr Umbaupause wieder gespielt werden.

Spielstätte in der Türlenstraße ist mehr als ein Provisorium


Bis dahin werden die Produktionen weiter in der Interimsspielstätte an der Türlenstraße auf die Bühne gebracht. "Manch einem gefällt es dort so sehr, dass er gar nicht mehr ausziehen mag", sagt Hendriks. Den Umbau der einstigen Mercedes-Niederlassung für fast zwei Millionen Euro hat das Staatstheater aus eigenen Rücklagen bezahlt, genauso wie die Studiobühne im Zentrum Nord. Im Gegenzug hätten Stadt und Land auf Kürzungen im Etat verzichtet und zugesichert, auch weiterhin die Tarifsteigerungen mitzutragen, so Hendriks.

Erst jüngst hat der Verwaltungsrat der Württembergischen Staatstheater zudem beschlossen, möglichst noch im Januar den Architektenwettbewerb für die John-Cranko-Schule auszuschreiben. Geplant ist ein Neubau mit Ballettsaal, Probenräumen und Gesundheitszentrum auf einem landeseigenen Grundstück an der Werastraße. "Das Stuttgarter Ballett zählt zu den führenden Ensembles und leistet weltweit die beste Ausbildung, muss aber mit kaum zumutbare Bedingungen leben", sagt Hendriks: "Im Wettbewerb um junge Talente ist man mit muffigen Vierbettzimmern nicht mehr konkurrenzfähig."