Der Football-Erstligist Stuttgart Scorpions hat am Samstag sein letztes Saisonspiel absolviert. Jetzt sucht er eine Ausweichspielstätte zum Gazi-Stadion – und leitet einen Umbruch im Team ein. Angesichts teils peinlicher Niederlagen ist das bitter nötig.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - Die Trikotnummer 34, sie wird bei den Stuttgart Scorpions in Zukunft nicht mehr vergeben. Das ist im US-Sport eine gängige Geste der Wertschätzung für den bisherigen Träger des jeweiligen Jerseys. Der Football-Erstligist huldigt damit seinem verdienten Abwehrchef Jasson Scott, der seine Karriere beendet hat. Der Ex-Nationalspieler ist erst der dritte Akteur nach der Stuttgarter Spielmacherlegende Patrick Fajfr (Nummer 33) und dem im Februar bei einem Autounfall verstorbenen Verteidiger Florian Hansen (44), dem diese besondere Ehre zuteil wird. „Er wird uns fehlen“, sagt der Vorsitzende Markus Würtele über Jasson Scott.

 

Zum Saisonabschluss am Samstag bei den Saarland Hurricanes (9:33) war der Aussteiger schon nicht mehr dabei. Er wird den Club aber nicht ganz verlassen, zumindest ab und zu den künftigen Trainer Jemil Hamiko unterstützen. Der Nachfolger des US-Amerikaners Paul Schudel soll einen Umbau des Teams vornehmen. Nachdem die Scorpions in den vergangenen Jahren in den Play-offs immer schnell ausgeschieden waren, hat der Vizemeister von 2007 die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft heuer gar nicht erst erreicht. Erstmals seit 1997 ist das der Fall. „Es war keine schöne Saison, die Zeit für einen Umbruch ist gekommen“, sagt Markus Würtele.

Ohne Tom Schneider reiht sich Niederlage an Niederlage

Ein Grund für die Misere sind die vielen Verletzungen. Jörn Fahrbach fiel früh aus. Jasson Scott konnte nur selten mitmischen. Die US-Importe Pushaun Brown und John W. Pike fehlten auch jeweils für einige Partien. Und nach dem Kreuzbandriss des US-Quarterbacks Tom Schneider im Juli kamen die Scorpions, die kurz vor dem Saisonstart den Rücktritt des Trainers Matthias Mecherlein hatten verkraften müssen, völlig vom Kurs ab. „Schlussendlich hat uns das die Play-offs gekostet“, sagt Markus Würtele.

Ohne Tom Schneider reihte sich am Ende Niederlage an Niederlage. Wenigstens konnte sich die Stuttgarter Mannschaft nach der peinlichen 0:57-Pleite am vorvergangenen Samstag bei den Munich Cowboys am Wochenende mit einer anständigen Leistung verabschieden. Mit nur vier Siegen, einem Unentschieden und neun Niederlagen landeten die Scorpions lediglich auf dem sechsten Platz in der Südstaffel der German Football League.

Ob Tom Schneider und John W. Pike 2014 für eine dritte Spielzeit aus den USA nach Stuttgart kommen werden, ist noch offen. Das hängt auch vom Genesungsverlauf bei ihren Knieverletzungen ab. Dagegen steht bereits fest, dass Patrick Geiger (ehedem Scott) zu den Scorpions zurückkehren wird. Der Ex-Nationalspieler, lange Jahre als Hauptballträger ein Eckpfeiler in der Stuttgarter Offensive, hatte seine Laufbahn nach der abgelaufenen Saison eigentlich beendet. Doch die Verpflichtung von Jemil Hamiko hat ihn zum Wiedereinstieg angeregt.

Umzug wegen des Umbaus des Gazi-Stadions

„Wir erhoffen uns von dem Trainer eine andere Struktur. Wir wollen die Talente in der Umgebung besser abgreifen“, sagt Markus Würtele, der künftig nicht mehr selbst auf dem Spielfeld mitmischen wird. Jamil Hamiko hat die Holzgerlingen Twister von der Verbandsliga bis in die zweite Liga geführt, ehe er vor der vergangenen Saison als Assistent des Chefcoaches Siegfried Gehrke zum Deutschen Meister Schwäbisch Hall Unicorns wechselte. Hamikos eigenem Trainerstab bei den Scorpions wird Jeff Carpenter angehören. Der US-Amerikaner, der einst selbst für das Stuttgarter Team auf dem Feld stand, wird sich um die Defensivabteilung kümmern.

Wegen des Umbaus des Gazi-Stadions ist noch offen, wo die Scorpions 2014 ihre Heimspiele austragen. Sie haben eine Zusage, innerhalb Stuttgarts ins Stadion Festwiese ausweichen zu können. „Wir tendieren wegen der Laufbahn eher Richtung Esslingen, aber es ist noch nichts fix“, sagt Markus Würtele mit Blick auf die nächste Spielzeit – die zur Saison im Zeichen des Umbaus wird.