Es war fast zu erwarten: Die unendliche Geschichte Buowaldstraße ist nach wie vor nicht zu Ende geschrieben. Eigentlich sollten Schranken die Durchfahrt auf dem Sträßchen zwischen Stuttgart-Sillenbuch und Stuttgart-Ost versperren. Eigentlich.

Sillenbuch - Fünfzig tote Feuersalamander hat Klaus Rurländer gezählt. Den Rentner bringt das zur Weißglut. Dreimal die Woche führt der bald 70-Jährige aus Gablenberg einen Schäferhund auf dem Sträßchen zwischen Alt-Sillenbuch und der Frauenkopfstraße im Osten aus, die Strecke kennt er also bestens. Und auch die Sauereien, die man bisweilen dort findet. „So liegen bei Polizei und Forstamt zwei Meldungen von mir vor, wo ganze Türelemente mit Futter und Verkleidung und sieben große Bautüten mit alten Fliesen im Wald entsorgt wurden“, berichtet er. Von toten Amphibien, zermalmt von Fahrzeugen, ganz zu schweigen.

 

Das Verwaltungsgericht hat im Frühjahr 2016 geurteilt

Dieser Tage hat sich Klaus Rurländer wieder mehrfach geärgert. Nämlich über die offene Schranke direkt an der U-Bahn-Haltestelle „Stelle“. Die sollte wie die auf der anderen Seite in Alt-Sillenbuch nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts nämlich dauerhaft unten sein, und das nach langem Hin und Her.

Die Richter hatten bereits im vergangenen Frühjahr geurteilt, dass die Stadtverwaltung die Straße sperren darf. Ein Bürger war gegen die Schranke und den Beschluss des Gemeinderats von Ende 2012 vorgegangen, die Route durch den Wald für den normalen Autoverkehr zu schließen, weil er mehr Verkehr vor seinem Haus befürchtete. Die Richter hatte diese Argumentation nicht überzeugt.

Damit ist einer jahrzehntelangen Diskussion ein Ende gesetzt worden. Zuvor hatte ein Kompromiss gegolten: Morgens durften Autos von 6 bis 9 Uhr von Sillenbuch gen Osten fahren, von 16 bis 19 Uhr in die Gegenrichtung. Letztlich war gegen diese Regelung aber immer wieder verstoßen worden, das städtische Ordnungsamt sah die Sicherheit der Fußgänger und der Tiere gefährdet.

Arbeiter müssten die Schranke eigentlich schließen

Das Urteil des Verwaltungsgerichtes erlaubt zwar, dass Mitarbeiter des Forstamtes die Schranken zum Ein- und Ausfahren öffnen – jedoch nicht über Stunden und Tage und ohne diese Straße im Blick zu behalten, sagt Klaus Rurländer. Genau das passiere aber seiner Beobachtung nach ständig. „Neulich war von Montag bis Donnerstag offen“, berichtet er. Eine Stichprobe am 22. Februar beweist: Schranke offen, Forstarbeiter weit und breit nicht zu sehen oder zu hören. „Man müsste die Schranke nur zuziehen. Das ist eine Aufgabe, die dauert eine Minute“, wettert Rurländer. Mehrfach habe er diesen Missstand gemeldet, passiert sei nichts.

Hagen Dilling, der Leiter der Abteilung Forsten beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt, betont, dass die Strecke nach wie vor ein forstwirtschaftlicher Weg ist – und auch so genutzt werde. Aktuell werde Holz eingeschlagen; außerdem sei ein Hang abgerutscht und müsse saniert werden, „das wird auch noch einige Zeit dauern“. Etliche externe Firmen und Subunternehmer seien im Wald zugange, „und die schließen die Schranke häufig nicht. Wir haben das nicht in der Hand“, sagt Hagen Dilling. Mitarbeiter der Stadtverwaltung versuchten zwar, darauf hinzuweisen, betont er, aber eine Kontrolle sei schlicht nicht möglich. Zumindest einige Firmen verfügten zudem nicht über den Schlüssel.

Laut Stadt gibt es keinen Schleichverkehr mehr auf der Strecke

Was Hagen Dilling betont: Schleichverkehr sei auf der Strecke nicht mehr zu beobachten. Und auch die Amphibien, die dieser Tage wieder auf Wanderschaft sind, seien durch die Firmen, die mit ihren Fahrzeugen aktuell die Verlängerung der Buowaldstraße nutzen, nicht gefährdet. „Die Amphibien seien abends, nachts oder am frühen Morgen unterwegs. In dieser Zeit ist forstbetrieblicher Verkehr im Regelfall nicht gegeben.“ Dennoch weist er darauf hin, dass jedermann die Schranken einfach schließen könne. Auch die Forstarbeiter täten dies, wenn sie eine offene entdecken.

Klaus Rurländer zieht den Schlagbaum herunter, wenn er ihn offen vorfindet. Er glaubt, er wird als Querulant abgetan. Doch der Tierfreund betont: „Ich will niemanden ärgern. Mir geht es um den Naturschutz.“ Was, wenn sich das laxe Verhalten einschleife? Was, wenn dann wieder Salamander und Kröten sterben?, fragt ersich.