In einem Schuppen in Stuttgart-Sillenbuch werden Lebensmittel weitergegeben. Zunehmend taucht dort aber auch ausrangierter Hausrat auf. Warum das kontraproduktiv ist.

Sillenbuch - Vielleicht waren es Werbegeschenke, vielleicht Erinnerungsstücke aus dem Urlaub in Griechenland. Jetzt jedenfalls sind die vier Ouzo-Gläser mit dem maritimen Aufdruck in Sillenbuch gelandet. Gemeinsam mit einem Glasfläschchen stehen sie im Fair-Teiler in einem Regal. Seit dem Herbst 2018 gibt es die kleine Hütte am Gosheimer Weg. Lebensmittelretter, die sich der Organisation Foodsharing angeschlossen haben, holen regelmäßig Gemüse, Dosen oder Tütensuppen mit Schönheitsfehlern aus Geschäften ab und teilen sie hier kostenlos mit jedermann. Das Ziel: Gutes vor der Tonne bewahren und so der Verschwendung entgegenwirken.

 

Immer häufiger landet im Verschlag aber auch anderes. „Angefangen hat es mit einer Lampe“, sagt das Foodsharing-Mitglied Susanne Malcher und formt die Arme zu einem großen Kreis, um den Umfang des Lampenschirms zu zeigen. Dann seien Spielsachen abgelegt worden, Bücher, „und jetzt war es eine Waschmaschine“. Dass das nicht so sein soll, ist einem Schild an prominenter Stelle zu entnehmen. „In diesem Fair-Teiler werden genießbare Lebensmittel geteilt. Alles andere wie Bücher, Kleidung, Möbel, Elektrogeräte, Spielsachen o.ä. hier NICHT abstellen!“, steht dort. In jüngster Zeit nehmen jedoch genau solche Dinge zu, bestätigt die Foodsharing-Botschafterin Annette Jickeli. Fakt ist: Die Corona-Krise nutzen viele dafür, daheim auszumisten.

Die Waschmaschine hat andere inspiriert

Die Riedenbergerinnen sind sich sicher: Die Menschen meinen es gut. „Auch ich werfe Sachen ungern weg. Im Prinzip ist es klasse, dass die Leute so bewusst sind“, sagt Annette Jickeli. Man könne den Hausrat aber nicht in der Hütte lassen, weil sich das Ganze schnell potenziere. „Diese Waschmaschine hat offenbar inspiriert. Prompt kamen zwei Paar Schuhe und Deko dazu. Das muss ganz schnell wieder aufhören“, stellt Susanne Malcher klar. Die Lebensmittelretter arbeiten ehrenamtlich. Zweimal täglich wird im Fair-Teiler geputzt. Mehrmals die Woche sind die Abholungen. Für die Waschmaschine etwa musste eine Profi-Abholung organisiert werden – viel zusätzliche Arbeit.

Während Unliebsames dazukommt, verschwinden wiederum wichtige Utensilien. Kisten und Besen sind ebenso schon gestohlen worden wie Putzmittel oder gelbe Säcke. „Kugelschreiber lege ich schon gar nicht mehr hin“, sagt Susanne Malcher, während sie einen Tisch abwischt. Annette Jickeli fügt hinzu: „Das ist echt frustrierend.“ Stattdessen würden sich die ehrenamtlichen Lebensmittelretterinnen wünschen, dass auch andere Nutzer des gut frequentierten Fair-Teilers Verantwortung übernehmen, mal eine Box auswaschen, wenn sie etwas entnehmen, oder verschrumpeltes Gemüse wegwerfen. Susanne Malcher betont: „Das ist kein Laden, sondern ein Gemeinschaftsprojekt von allen für alle.“