Steffen Raub und Immanuel Häring aus Stuttgart-Riedenberg haben nicht lang gefackelt. Als sich am Dienstag am Feigenweg ein Verkehrschaos abzeichnete, haben die beiden jungen Männer gehandelt.

Riedenberg - Erika Schönfeld spart nicht mit Lob. Toll seien ihre beiden Nachbarn, einfach toll. „Kleine Helden, die, ohne lang rumzumachen, was tun“, lautet ihr Urteil über Immanuel Häring und Steffen Raub. Denen scheint so viel Ehre ein bisschen unangenehm zu sein. Sie grinsen sich an, während sie mit pechschwarzen Händen dastehen. Gerade haben sie gemeinsam Sommerreifen an Steffen Raubs Auto aufgezogen. Ja, mit Fahrzeugen haben sie’s die Woche ein bisschen.

 

Am Dienstagabend ging im Feigenweg in Riedenberg gegen 19 Uhr gar nichts mehr. Der Linienbus 65 steckte in der schmalen Einbahnstraße hinter einem Falschparker fest. Kein Weiterkommen in der Durchgangsstraße zum Flughafen. Von ihrem Fenster aus konnten die Schönfelds zuschauen, wie sich rasch ein Stau bildete. Auch Immanuel Häring und Steffen Raub steckten darin fest – beziehungsweise: Sie kamen nicht aus der Ausfahrt raus. Eine verfahrene Situation. „Da ging das Hupkonzert auch schon los“, erinnert sich der 23-jährige Immanuel Häring.

Warnwesten an – und los geht’s

Er und sein 20-jähriger Nachbar fackelten nicht lang, streiften sich Warnwesten über, halfen den feststeckenden Autos beim Wenden – und Steffen Raub versperrte mit seinem Wagen die Einfahrt zum Feigenweg. Dann klapperten sie ein Auto nach dem anderen ab und lotsten die Fahrer über die Steinäcker in Richtung Brunnenwiesen, wo wieder eine Zufahrt zur Birkacher Straße ist. „Die größte Herausforderung war, sich kurz zu fassen“, sagt Steffen Raub und lacht.

Erfahrung mit solchen Situationen haben beide. Immanuel Häring ist bei seiner Kirchengemeinde regelmäßig Parkeinweiser bei Großveranstaltungen, Steffen Raub ist Mitglied der Riedenberger Feuerwehrabteilung. Und die Autofahrer, die seien dankbar für die Empfehlungen gewesen. Die Freunde sind sich sicher: Der Stau wäre sonst schnell bis nach Sillenbuch gegangen.

Lang musste das Duo nicht aushelfen. Keine halbe Stunde später hatte eine Streife den Falschparker ausfindig gemacht – der Bus konnte weiter.

Die Polizei sagt, das müssten eigentlich die Profis ran

Der Polizei-Sprecher Thomas Doll sagt, dass das Verhalten der beiden Ortskundigen in dieser speziellen Situation zweckmäßig gewesen sei, um die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs zu gewährleisten. „Es wird sicherlich niemand einen Grund zur Beschwerde haben.“ Möglichen Nachahmern gibt er aber mit, dass sie im Fall eines Unfalls auch für ihr Handeln haftbar gemacht werden könnten. Der Polizist betont: „Vom Grundsatz her ist das unser Job, da müssen die Profis ran.“

Zu ihrem eigenen Termin kamen Immanuel Häring und Steffen Raub übrigens 45 Minuten zu spät. Sie grinsen wieder und winken mit ihren pechschwarzen Händen ab. Sie hätten Bescheid gesagt, „und dann war das geritzt“.