Nach 40 Jahren hat die Firma Gehrung den sogenannten Blumenpavillon am Ostfilderfriedhof in Stuttgart-Sillenbuch geschlossen. Es hat sich nicht mehr gelohnt, sagt der Chef. Im selben Atemzug gibt er allerdings auch ein Versprechen...

Sillenbuch - Die Gärtnerei Gehrung hat mit dem Jahreswechsel ihre Filiale am Ostfilderfriedhof Sillenbuch geschlossen. Und dies nach 40 Jahren. Es hat sich nicht mehr gelohnt, sagt Matthias Kull unumwunden, Er ist einer von drei Geschäftsführern. „Zwei Geschäfte, die Luftlinie wenige hundert Meter entfernt sind, das gibt der Stadtbezirk nicht her“, sagt er.

 

Das Stammhaus der Firma Gehrung, die auf eine mehr als 90-jährige Geschichte zurückblicken kann, ist an der Nellinger Straße in Heumaden. Dieser Standort sei nicht in Gefahr. „Das Hauptgeschäft bleibt bestehen“, verspricht Kull. Mehr noch: Durch die Schließung der unrentablen Filiale in Sillenbuch – der sogenannte Blumenpavillon habe zuletzt rote Zahlen geschrieben – hofft er, das Geschäft in Heumaden dauerhaft auf ein festes Fundament gestellt zu haben. Das Hauptstadtbein ist neben dem Verkauf die Grabpflege; auf neun Friedhöfen ist das Gehrung-Team zugange. Ebenso unverändert wird die Arbeit in den Gewächshäusern in der Schwende weitergeführt.

Es ist schwieriger geworden für Floristen

Was Matthias Kull nicht verschweigt: In der Floristik-Branche ist es, wie überall im Einzelhandel auch, schwieriger geworden. „Sillenbuch ist kein Einkaufsbezirk, sondern ein Wohnbezirk“, sagt er. Viele Bewohner kauften eher unterwegs ein. Hinzu komme, dass die Branche zu kämpfen habe. Pflanzen seien bei vielen jungen Leuten out, auch bei den Bestattungen tendierten etliche Menschen zu alternativen, weniger pflegeintensiven Formen, und in puncto Blumensträuße sei die Konkurrenz der Discounter auch nicht zu verachten. „Das ist der Lauf der Zeit“, resümiert Matthias Kull die Lage.

Es habe keine Kündigungen gegeben

Er hofft, dass die Stammkunden der Firma Gehrung treu bleiben und den Weg nach Heumaden finden. Immerhin werden sie dort auf vertraute Gesichter treffen. Die Sillenbucher Belegschaft ist bis auf eine Frau, die sich neu orientiert hat, in Heumaden untergekommen. „Es gab keine Kündigungen“, betont Kull. Die 200 Quadratmeter große Verkaufsfläche an der Ecke Höhenringweg und Kirchheimer Straße ist mittlerweile geräumt worden, ebenso der Freiluftbereich. Wer dort anruft, kommt per Rufumleitung an der Nellinger Straße raus. Was mit dem Gebäude passiert, ist noch unklar. Die Immobilie gehört der Firma, das Grundstück ist im Besitz der Stadtverwaltung. Laut Matthias Kull interessiert sich ein anderes Unternehmen aus dem Bezirk für die Räume. „Wenn das nicht klappt, kommt alles weg“, sagt er, sprich: Dann wird abgerissen. Leicht fällt ihm und den beiden anderen Geschäftsführern das nicht. „Das ist nicht einfach. Ich werde 40, so lang gab es die Filiale in Sillenbuch. Ich kenne es nicht anders.“