Die Stadt will das Geschwister-Scholl-Gymnasium wohl lieber sanieren, als es neu zu bauen. Grund dafür ist die Filderauffahrt – die aber womöglich gar nicht kommen wird. In der Bezirksbeiratssitzung am 28. Juni wird es voraussichtlich zur Sache gehen.

Sillenbuch - Dass es in der kommenden Sitzung des Sillenbucher Bezirksbeirats zur Sache gehen wird, davon ist auszugehen. Denn das, was an diesem Mittwoch von 18.30 Uhr an im Gemeindehaus Alt-Heumaden aufs Tapet kommen wird, ist für viele im Bezirk ein Ärgernis. Ende Mai wurde bekannt, dass die Stadt nun doch das baufällige Geschwister-Scholl-Gymnasium sanieren und dafür von einem Neubau absehen möchte – obwohl sich der Bezirksbeirat und nicht zuletzt auch die Schulgemeinschaft mehrfach und übereinstimmend für einen Neubau ausgesprochen hatten. Beim Bürgerhaushalt hat der Neubau Platz zwei belegt.

 

Sanierung wohl fünf Millionen Euro billiger als Neubau

Dennoch favorisiert die Verwaltung eine Sanierungsvariante, die einen Erweiterungsbau entlang der Richard-Schmid-Straße, eine gemeinsame Mensa mit der Grundschule Riedenberg sowie eine Sanierung und Neuordnung des Bestandsgebäudes vorsieht. Während der vierjährigen Bauzeit müssen Klassen in Containern lernen. War man ehemals davon ausgegangen, dass Neubau und Sanierung grob dasselbe kosten würden, haben neueste Berechnungen die Sanierung mit etwa 45,7 Millionen Euro als rund fünf Millionen günstiger identifiziert. Der Hauptgrund für die Haltung der Stadt ist jedoch eine alte Bekannte: die Filderauffahrt. Derzeit gibt es zwar weder seitens der Stadt noch des Landes Bemühungen, deren Bau voranzutreiben, dennoch ist das Grundstück rein planungsrechtlich reserviert. Dies zu ändern, würde laut Verwaltung mindestens drei Jahre dauern.

An der Schule sind alle vor den Kopf gestoßen, die Rektorin Irmgard Brendgen spricht von Unverständnis und Enttäuschung. Was sie am meisten stört, ist, dass „man auf Pläne von vor Jahren zurückgegriffen hat, die schon damals als unrealisierbar abgelehnt worden waren“. So habe die Schulleitung der Grundschule Riedenberg längst eine gemeinsame Mensa im GSG abgelehnt. Das bestätigt Daniela Noe-Klemm, die dortige Rektorin. Dass die Kleinen täglich die Straße überqueren, dafür Aufsichtspersonal abgestellt wird und die Grundschüler gemeinsam mit knapp 1000 Jugendlichen essen – für sie nicht praktikabel, „das kommt nicht infrage“. Irmgard Brendgen und ihr Kollegium sind überdies nicht damit einverstanden, dass der jetzige Schulgarten überbaut wird. Eingebunden worden seien die Pädagogen in die neuesten Planungen nicht. „Das Interesse, etwas Konstruktives zu schaffen, ist nicht da“, wirft sie der Stadtverwaltung vor.

Die Eltern sind wütend

Unglücklich ist auch die Elternschaft. Der Beiratsvorsitzende Rainer Rapp beklagt, neue Fakten, etwa das veränderte Kostenverhältnis, seien nicht mitgeteilt worden. Das Argument der schwierigen planungsrechtlichen Hürde will er nicht gelten lassen. „Die Stadt ändert jeden Tag Bebauungspläne. Es ist ihre hoheitliche Aufgabe.“ Beim Kindergarten, der grob auf demselben Areal liegt, sei es schließlich auch möglich gewesen – zweierlei Maß, findet Rainer Rapp. Und auch die Filderauffahrt, die in absehbarer Zeit nicht vom Bund finanziert würde, „und auch für Alternativplanungen ist niemand in Sicht“, bezeichnet er als Totgeburt.

Hans Peter Klein, der stellvertretende Bezirksvorsteher, will der Stadtverwaltung nicht in die Parade fahren. Er bekennt aber, dass ihn das Ergebnis der Prüfung überrascht habe. Was er prophezeit: Die Position des Beirats ist nach wie vor eindeutig, „ich gehe davon aus, dass er sich gegen die Beschlussvorlage stellt“. Auf solchen Protest hoffen in der Schule viele, „dass da ein paar Menschen reagieren“, wie es die Rektorin formuliert. Auch der Elternvertreter Rainer Rapp hat vor, sich auf politischer Ebene Fürsprecher zu suchen: „Wir geben die Hoffnung nicht auf“, sagt er. Für die Beiratssitzung hat sich eine Schülergruppe angekündigt, um Präsenz zu zeigen.

SPD sowie SÖS/Linke-plus sind für den Neubau

Ein Schwenk scheint nicht unrealistisch. Auf den Zuspruch der SPD im Gemeinderat kann die Schule bauen. „Die Position der Fraktion ist klar, wir halten am Neubau fest“, sagt der Betreuungsstadtrat Hans-Peter Ehrlich. Unter anderem argumentiert er mit der Pädagogik sowie Sanierungsunsicherheiten. Die Filderauffahrt hält er indes „für eine tote Geschichte. Warum behält man was, was nie kommen wird?“. Stefan Urbat verspricht für die SÖS/Linke-plus ebenfalls Unterstützung. „Unsere Fraktion steht ohne Wenn und Aber hinter dem Neubau des GSG“, teilt er mit. Da OB Fritz Kuhn vor Kurzem im Ausschuss für Umwelt und Technik überdeutlich erklärt habe, die Filderauffahrt käme die nächsten 40 Jahre garantiert nicht, da niemand sie bauen wolle, erübrigt sich nach dem Dafürhalten der Fraktion jede weitere Debatte. „Uns wäre es sogar im Gegenteil recht, wenn durch den GSG-Neubau dort als Schaffung von vollendeten Tatsachen dieses antiquierte Projekt aus den 60ern endlich zu Grabe getragen würde“, sagt Stefan Urbat.

Die stärkste Fraktion, die CDU, hat sich indes noch keine abschließende Meinung gebildet, erläutert der Vorsitzende Alexander Kotz. Wichtig sei, dass man bei der Entscheidung vor allem auch für die Schüler mitdenke, „die erst in fünf, zehn oder 20 Jahren auf die Schule kommen und für die natürlich heute noch niemand die Stimme erhebt“. Zur Filderauffahrt positioniert sich die CDU allerdings an anderer Stelle. In ihrer Stellungnahme zur Fortschreibung des Luftreinhalteplans spricht sie sich klar für die sogenannte Langtunnelvariante aus. Und auch die Grünen wollen zunächst die Sitzung des Bezirksbeirats abwarten, berichtet die Betreuungsstadträtin Beate Schiener, „wir wollen die Argumente von denen vor Ort hören“.