Bewohner der Landstadtsiedlung in Stuttgart- Sillenbuch haben eigenmächtig Wege mit Pforten versperrt, um Fremde fernzuhalten. Lokalpolitiker sind nicht begeistert, die Stadtverwaltung ebenso wenig – lässt den Anwohnern aber ein Hintertürchen offen.

Sillenbuch - Ob da der Bezirksbeirat Knut Krüger seinen Nachbarn nicht einen Bärendienst erwiesen hat. Im Namen der FDP-Fraktion hatte er für die jüngste Sitzung eine Anfrage an die Stadtverwaltung formuliert. Bei der Mehrheit des Gremiums fand die zwar keinen Anklang und wurde daher nicht ins Rathaus weitergeleitet, aufgehorcht hatten viele der Lokalpolitiker dennoch, Und zwar deswegen, weil ihr Blick darauf gelenkt wurde, dass Nachbarn aus der Landstadtsiedlung offenbar eigenmächtig öffentliche Wege mit Gartentoren versehen haben.

 

Die Tore sind nicht genehmigt

Konkret geht es um die nicht asphaltierte Weiterführung der Zinsholzstraße einerseits und der Landschreiberstraße andererseits; idyllische Gartenwege, die parallel zu den Straßen im Gebiet verlaufen. Diese öffentlichen Fußgängerwege wurden von Anliegern mit Pforten versehen, weil sie befürchten, dass nachts über diese Routen ihre Häuser ausgekundschaftet werden. Nachts hätten Hunde der Bewohner angeschlagen. Deswegen hatte die Anfrage im Bezirksbeirat zum Ziel gehabt, dass die Stadt – nachträglich – gestattet, dass die Wege durch Tore gesichert werden und nachts, von 21 bis 6 Uhr, durch ein Schloss versperrt werden. „Es geht um die Sicherheit, eventuell um die subjektive Sicherheit“, führte Knut Krüger in der jüngsten Sitzung des Gremiums aus.

Einige Ratskollegen reagierten jedoch irritiert. Ob denn die Tore, die da jetzt stehen, überhaupt genehmigt seien, wollte etwa Ulrich Storz (SPD) wissen. Und als Knut Krüger verneint, stellt der Sozialdemokrat klar: „Vielleicht war das jetzt ein Griff ins Klo.“ Immerhin sei die Sache nun ja öffentlich geworden. Er sah es wie Irene Kamm (SÖS/Linke-plus): „Dass ein öffentlicher Weg mit einem privaten Tor abgesperrt wird, finde ich nicht so spaßig“, sagte sie. Zumal Ulrich Storz in Zweifel zog, ob die Törchen im Zweifelsfall Eindringlinge abhalten könnten.

Der Weg wird kaum benutzt

Wenig begeistert von der Aktion ist man wohl auch im Rathaus. „Die Eigentümer wurden von der Stadt angeschrieben, weil der Weg für Arbeiten an einem unterirdisch verlaufenden Kanal der Stadtentwässerung zugänglich sein muss“, teilt Martin Thronberens, ein Sprecher der Stadtverwaltung, für die zuständigen Fachabteilungen mit. Tatsächlich sei der Aufbau ohne städtische Genehmigung erfolgt.

Dennoch lässt die Verwaltung den Anwohnern ein Hintertürchen offen. „Da es sich um einen Weg handelt, der kaum benutzt wird, ist eine Genehmigung grundsätzlich möglich“, lässt Martin Thronberens wissen. Dafür sei allerdings eine vertragliche Regelung mit der Stadt erforderlich. Außerdem müsse sichergestellt sein, dass die Kollegen der Stadtentwässerung Zugang zum Weg erhielten.