Der Gedenkstein von Elly Heuss-Knapp im Eichenhain ist beschmiert worden. Ein Sillenbucher hat die Idee, dass das gleichnamige Gymnasium in Bad Cannstatt eine Patenschaft übernehmen könne. Wir haben bei der Schule nachgefragt.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Sillenbuch - Es gibt einen Grund, warum Dietrich Wintterlin die Schmierereien und Beschmutzungen an dem Gedenkstein im Sillenbucher Naturschutzgebiet Eichenhain so nahe gehen: Er war dabei, als am 26. März 1955 der damalige Bundespräsident Theodor Heuss den Gedenkstein für seine drei Jahre zuvor verstorbene Frau Elly Heuss-Knapp aufstellen ließ. „Damals kam ein großer Teil der Bevölkerung, um Theodor Heuss zu erleben“, berichtet Dietrich Wintterlin. Der 87-Jährige lebt seit drei Jahren im Wohnstift Augustinum in Riedenberg und geht gerne im Eichenhain spazieren – doch die Beschmutzung an dem Gedenkstein, in dem ein Steinkopf von Elly Heuss-Knapp integriert ist, stört ihn.

 

„Bereits seit längerer Zeit sind die Augen und der Mund des Profils mit Kreide beschmiert und der Gedenkstein mit heller Farbe verunstaltet. Nun hat vor Kurzem auch noch jemand mit roter Farbe einen Schriftzug auf den Stein gesprüht“, klagt Wintterlin. „Ich halte diesen Vandalismus für traurig, denn Elly Heuss-Knapp war eine sehr beliebte, tüchtige, politisch sowie sozial engagierte Frau.“ Die Frau des ehemaligen Bundespräsidenten, die gemeinsam mit eben jenem auf dem Waldfriedhof begraben liegt, hat unter anderem das Müttergenesungswerk gegründet, welches heute Elly-Heuss-Knapp-Stiftung heißt.

Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium ist zu weit weg

Wintterlin kann nicht nachvollziehen, warum sich niemand für den Gedenkstein verantwortlich fühlt. Er selbst hat sich schon oft überlegt, selbst mit Schwamm und Putzmittel anzurücken – doch bei seinen 87 Jahren gibt es möglicherweise geeignetere Kandidaten, hofft er. Diesbezüglich hat er auch schon eine Idee: Schließlich gebe es in Bad Cannstatt ja das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium – und seine Überlegung ist es, ob die Schule nicht eine Patenschaft für den Gedenkstein übernehmen könnte. „Wenn eine Schule schon den Namen von Elly Heuss-Knapp trägt, könnten die Schüler doch aktiv werden und sich für das Denkmal engagieren“, schlägt er vor.

Kirsten Esser, die sich beim Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert, hat sich gemeinsam mit der Schulleitung mit dem Vorschlag befasst: „Wir finden den Gedanken einer Patenschaft prinzipiell sehr sinnvoll, sind aber der Meinung, dass wir durch die räumliche Entfernung die Patenschaft – insbesondere die Pflege des Steins und der unmittelbaren Umgebung – nicht in angemessener Weise übernehmen könnten“, sagt Esser auf Nachfrage. „Vielleicht findet sich eine Institution, die näher am Eichenhain angesiedelt ist“, schlägt sie vor.

Auch die Infotafel ist beschmiert

Dietrich Wintterlin würde das begrüßen. Er glaubt, dass es viele Menschen freut, wenn der Gedenkstein wieder sauber ist: „Der Eichenhain ist ja ein sehr beliebtes Ausflusziel“, sagt er. Er hat oft beobachtet, wie sich an wärmeren Tagen viele Menschen auf die Steinbank neben dem Gedenkstein setzen und dort eine kleine Pause einlegen oder den Blick genießen.

Wenn sich tatsächlich freiwillige Putzteufel finden sollten, könnten sich diese auch gleich über die Infotafel zum Eichenhain hermachen. Auch diese ist seit Kurzem mit Farbe so beschmiert, dass man nicht mehr viel erkennen kann.