Die Weidetiere sind aus dem Eichenhain weggebracht worden. Die Stuttgarter Verwaltung hatte zuvor den Vertrag mit der Schäferin gekündigt und ein Tierhaltungsverbot verhängt. Nun ist die Herde in Esslingen – unter Beobachtung.

Sillenbuch - Die Stadtverwaltung Stuttgart hat Ernst gemacht und die Schafe und Ziegen, die jahrelang im Eichenhain zwischen Sillenbuch und Riedenberg weideten, entfernen lassen. „Wir haben sie am 13. Juli dort wegbringen lassen“, bestätigt Martin Thronberens, ein Sprecher der Stadtverwaltung.

 

Beide Parteien hatten einen Bewirtschaftungsvertrag, doch den hat die Stadt bereits im April gekündigt. Zudem hat das Stuttgarter Ordnungsamt ein Tierhaltungsverbot „wegen tierrechtlicher Verfehlungen“ verhängt. Unter anderem wurde der gesundheitliche Zustand der Tiere kritisiert. Die Schäferin hatte daraufhin das Verwaltungsgericht Stuttgart und den Verwaltungsgerichtshof in Mannheim angerufen. Beide Gerichte haben das Verbot allerdings zwischenzeitlich bestätigt.

Nun also sind die etwa 100 Tiere fort. Eine Frist, sie freiwillig zu entfernen, habe die Schäferin ignoriert, stellt Martin Thronberens klar. Abgeladen wurde die Herde in Esslingen-Pliensauvorstadt. Die Schäferin hat dort ein landwirtschaftliches Anwesen gepachtet. Den Tieren wurde Futter gebracht, außerdem wurde ein provisorischer Sonnenschutz aufgestellt, erklärt Martin Thronberens. „Es liegt nicht mehr in unserer Zuständigkeit“, sagt er und verweist auf das Landratsamt Esslingen.

Es gab immer wieder Kritik an der Schäferin

Beendet ist die Geschichte damit aber noch lange nicht. Denn auch die Stadt Esslingen hat die Beweidungsverträge mit der Schäferin vor Monaten gekündigt, erklärt der Leiter des Grünflächenamtes, Burkhard Nolte. Wie in Stuttgart hatte es auch vonseiten der Esslinger Behörden immer wieder Kritik an der Arbeit der Schäferin gegeben. Die Rede war von vielen Polizeieinsätzen wegen entlaufener Tiere gewesen, von angeknabberten Obstbäumen, von Kadavern auf der Weide, zudem habe es seit Jahr und Tag Verwerfungen wegen Vertragsinhalten gegeben.

Die Schäferin selbst spricht auf ihrer Homepage, wo sie sich ausschweifend auslässt, von einem „großen Unrecht“, das ihr widerfahren sei. Sämtliche Anschuldigungen weist sie von sich. „Ich habe immer beste Leistungen erbracht, und ganz sicher kann ich ruhig schlafen und muss mich nicht schämen“, liest man dort. Auch im persönlichen Gespräch betont die Frau, die namentlich nicht genannt werden will: Die Kündigungsgründe, die beide Kommunen angeführt hätten, seien „gelogen“, daher seien die Kündigungen in ihren Augen auch unrechtmäßig. Im Fall der Stadt Stuttgart vermutet sie vielmehr einen Streit um die Rodungsmaßnahmen im Eichenhain. Sie erwartet Rückhalt aus der Bevölkerung.

Das Landratsamt beobachtet die Herde

Die Stuttgarter Schafe hat sie inzwischen zu neuen Wiesen in Esslingen gebracht. Diese Grundstücke seien privat, „aber das ändert sich wieder, ich gehe ja im Kreis“.

Peter Keck, Sprecher des Landratsamtes, sagt indes, dass die Tiere dauerhaft auf private Areale müssen: „Sie muss gucken, wie sie dort hinkommt.“ Er stellt fürs Landratsamt klar: „Wir reagieren, und wir beobachten.“ Ein Tierhaltungsverbot sei nicht ausgesprochen worden, aber sollten die Beweidungsflächen nicht der Größe der Herde entsprechen, „werden wir einschreiten“. Die Schäferin bestätigt, dass sie die schriftliche Aufforderung erhalten hat, ihre Herde binnen eines Monats drastisch zu minimieren. Nach eigenen Angaben besitzt sie insgesamt rund 325 Tiere. Laut Burkhard Nolte sind es „viel zu viele und daher kranke oder schlecht ernährte Tiere“.

Andere Schafe könnten sich anstecken

Das letzte Wort scheint in dem Fall also nicht gesprochen. Auch wie es mit dem Eichenhain weitergehen wird, ist unklar. Bis auf Weiteres dürfen keine Schafe ins Naturschutzgebiet. „Das Gelände ist mit Parasiten kontaminiert“, sagt Martin Thronberens. Für Hunde oder Menschen seien die ungefährlich, andere Schafe könnten sich aber anstecken. Etwa zwei Jahre werde es dauern, bis die Beweidung wieder aufgenommen werden könne. Wie der ökologisch wertvolle Magerrasen bis dahin gepflegt werden soll, stehe nicht fest. Sicher scheint nur, dass die Stadt Stuttgart der Schäferin die Kosten für den Transport der Tiere nach Esslingen in Rechnung stellen will, „ob sie diese bezahlen kann, steht allerdings auf einem anderen Blatt“.