Schluss mit Einwegtüten, Umweltverschmutzung und Vermüllung der Meere: Das verlangen vier Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Stuttgart-Sillenbuch. Ein Jahr setzen sie sich für die Verbannung der Plastiktüte im Stadtbezirk ein.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Sillenbuch - Der Traum der vier Elftklässler des Sillenbucher Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG) bestand eigentlich darin, selbst eine umweltfreundliche Tüte herzustellen und diese im Stadtbezirk zu vertreiben. Doch schnell merkten die Jugendlichen, dass dies finanziell nur schwer umsetzbar ist. „Darum haben wir uns dazu entschieden, auf die Läden in Sillenbuch zuzugehen und sie für das Thema Plastiktüten zu sensibilisieren“, sagt Laura Dieterich (16).

 

Seit dem Schuljahresbeginn im September setzen sich die vier Elftklässler Paul Hermann, Emanuel Weiskopf, Yann Kuhlen und Laura Dieterich für ein plastikfreies Sillenbuch ein. Sie nehmen an dem Seminarkurs „Nachhaltige Jugendfirma“ teil und arbeiten ein Jahr lang gemeinsam mit einem Mitarbeiter der Abfallwirtschaft Stuttgart an der Reduzierung von Plastiktüten im Stadtbezirk.

Zwölf Non-Food-Läden geben Einweg-Plastiktüten heraus

In den vergangenen Monaten haben die vier Elftklässler viel Zeit damit verbracht, einen Fragebogen zur Ausgabe von Tüten zu erstellen und mit diesen Fragen auf die Händler an der Kirchheimer Straße und am Sillenbucher Markt zuzugehen – allerdings nur auf die Läden, die kein Essen verkaufen. Ihr Ergebnis: Von 42 Händlern geben zwölf Einweg-Plastiktüten an Kunden heraus. 23 verwenden umweltfreundlichere Papiertüten – und sieben verlangen sogar, dass die Kunden einen Stoffbeutel oder Ähnliches mitbringen.

„Als wir mit unserem Projekt angefangen habe, hätte ich erwartet, dass deutlich mehr Händler noch mit Einweg-Plastiktüten arbeiten“, sagt Emanuel Weiskopf (18). „Wir sind eigentlich positiv überrascht“, ergänzt Paul Hermann (18). Der Großteil der Händler verlange auch Geld für Tüten. „Und die Argumentation von jenen Händlern, die noch Plastiktüten herausgeben, ist meist, dass sie etwas verkaufen, das nicht nass werden sollte.“ Andere Gründe seien das Gewicht der verkauften Ware oder dass vor allem ältere Menschen Plastiktüten schätzen, da sie diese angenehm zu tragen finden. Positiv aber beurteilen die Schüler das Ergebnis auf ihre letzte Frage des Bogens: Alle Händler hätten angegeben, dass sie Plastiktüten abschaffen würden, wenn es eine gute Alternative gebe.

Jugendliche wollen Stand auf Wochenmarkt

„Unser nächster Schritt ist es, einen Stand auf dem Sillenbucher Wochenmarkt zu bekommen und die Menschen einen Tag lang über Plastik, die Vermüllung der Meere und mögliche Alternativen zu informieren“, sagt Yann Kuhlen. Sofern sie eine Genehmigung für den Infostand erhalten, wollen die Jugendlichen den Bürgern auch mitteilen, welche Läden im Stadtbezirk bereits bewusst auf die Einweg-Plastiktüten verzichten. Zudem planen sie, Sticker für die vorbildlichen Händler zu erstellen, mit denen diese für ihre Umweltfreundlichkeit werben können.

Um noch mehr Firmen für ihr Anliegen begeistern zu können, haben sich die Jugendlichen vor Kurzem an die Aktionsgemeinschaft Sillenbucher Meile e.V. gewandt. Sie hoffen darauf, dass die Händlergemeinschaft einen größeren Einfluss hat auf die Firmen, die bisher noch Plastiktüten an die Kundschaft ausgeben. „Bisher haben wir leider noch keine Antwort von der Sillenbucher Meile bekommen“, sagt Yann Kuhlen. Doch die Gruppe gibt sich zuversichtlich, dass sie etwas von der Aktionsgemeinschaft hört.