Ein beneidenswerter Job, ein tolles Auto oder eine Schar Kinder? Der Nürnberger Glücksforscher Karlheinz Ruckriegel spricht am Mittwoch, 26. April, am GSG darüber, was es zum großen Glück braucht.

Sillenbuch - Schon seit der Antike wird über den Sinn des Lebens diskutiert. Die Antwort darauf ist oftmals glücklich zu sein. Was Menschen glücklich macht, dazu hält Professor Karlheinz Ruckriegel einen Vortrag am Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) in Sillenbuch unter dem Titel „Glücksforschung – Worauf es im Leben ankommt“. Zum Vortrag laden die Zehntklässler und ihre Lehrerin Stefanie Widmann am Mittwoch, 26. April, um 17 Uhr im GSG an der Richard-Schmid-Straße 25. Im Anschluss an den Vortrag eröffnen die Schüler ihre Ausstellung „GlücksSache“.

 

Der Vortrag ist Teil eines interkulturellen Projekts, an welchem Schüler in Deutschland und Kroatien die letzen Monate teilnahmen. Initiiert wurde das Projekt von Anna Reinöhl, einer Absolventin des GSG, die derzeit ihr freiwilliges kulturelles Jahr in Kroatien absolviert. In Gruppen erarbeiteten die Schüler, was Glück ist, wie es erreicht wird und was der Einzelne tun kann, um glücklicher zu sein. Beispielsweise gestaltete eine Gruppe ein Plakat mit dem Ranking der glücklichsten Länder, während eine andere sich mit den Glücksbringern verschiedener Kulturen befasste.

Braucht man andere Menschen für das eigene Glück?

Die Plakate, andere Exponate und auch zwei Filme, die durchgehend abgespielt werden, sind bei der Ausstellung zu sehen. Dafür kommen die kroatischen Schüler mit ihren Stücken für eine Woche nach Deutschland. In dieser Zeit werden sie die Stadt Stuttgart kennenlernen. Ein Höhepunkt für alle Schüler ist außerdem ein Interview mit der Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, Susanne Eisenmann.

Zudem wurde der philosophische Hintergrund mit den Lehren Epikurs und Aristoteles im Unterricht behandelt. Ein Fokus war unter anderem die Frage „Brauche ich menschliches Zusammensein, um glücklich zu sein?“, so Widmann.

Der Vortrag des Nürnberger Glücksforschers Karlheinz Ruckriegel behandelt die Fragen, was Glück ist, welche Vorteile es hat, glücklich zu sein, was Menschen glücklich macht und was der Einzelne tun kann, um glücklicher zu sein. Er lehrt Volkswirtschaftslehre an der Technische Hochschule Nürnberg und hält regelmäßig Vorträge zum Thema Glück.

Überall auf der Welt machen dieselben Dinge glücklich

In der Glücksforschung wird Glück in zwei Kategorien geteilt. Dabei werden Emotionen und Erwartungen voneinander getrennt. Beim emotionalen Wohlbefinden geht es darum, dass die positiven Gefühle die negativen überwiegen. Dabei sollten auf jeden negativen Gedanken drei gute kommen. Das kognitive Wohlbefinden bezieht sich auf die Ziele und Erwartungen, die ein Mensch hat. Obwohl Träume schön sind, sollten Ziele erreichbar sein, denn wenn sich Erwartungen nicht erfüllen, frustriert dies. Ziele sollten außerdem einen Wert haben. Das Streben nach Schönheit und Geld falle laut Ruckriegel nicht darunter. Erstrebenswert wäre persönliches Wachstum.

Unterschiede zwischen den Kulturen konnten dabei nicht gefunden werden. Ruckriegel sagt: „Überall machen die gleichen Faktoren glücklich“. Darunter fallen glückliche Beziehungen, gute Gesundheit, eine befriedigende Arbeit und auch ein gewisses Maß an Einkommen, um Grundbedürfnisse zu befriedigen. Einen Unterschied im Glücksempfinden konnte dagegen bei den Geschlechtern festgestellt werden. Frauen sind im Durchschnitt glücklicher.

Die Lehrerin sieht Glücksforschung als eigenes Fach

Die Glücksforschung ist aber nicht nur für den Einzelnen wichtig, sie hinterfragt auch die vorherrschende Meinung, das Wohlstand am Wirtschaftswachstum zu messen ist. Die Frage ist, ob es zu einer Abkehr von dieser Denkweise kommen sollte und dagegen die Lebensqualität der Menschen im Mittelpunkt zu stellen ist. Besonders angesichts der zunehmenden Automatisierung der Industrie steht das Thema der Arbeitsmenge neu zur Debatte. Sollten die Produktivitätsgewinne in eine höhere Lebensqualität für Alle investiert werden oder nur den Gewinnern zugute kommen? Ruckriegel ist zuversichtlich, dass ein Wandel stattfinde, er sagt: „Wir werden zu der Idee zurückkommen, dass Wirtschaft Teil des Lebens ist, aber nicht ihr Sinn.“

Die Schüler hatten viel Spaß dabei, sich mit dem Thema Glück zu beschäftigen, da dies auch für ihre Zukunft von großer Bedeutung ist. Laut den Schülern sollte das Thema aber nicht nur im Ethikunterricht, sondern auch in den anderen Religionsfächern behandelt werden. Dem stimmt ihre Lehrerin Widmann zu. Sie würde das Projekt gerne wiederholen und sieht Glücksforschung auch als eigenes Fach an.