Martin Schleiermacher ist der neue Vorsitzende des Sonnenberg-Vereins. Sein erstes Projekt ist die Internetseite.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Sonnenberg - Martin Schleiermacher geht es um den Blick über den eigenen Gartenzaun. Seit gut zehn Jahren wohnt der Unternehmer mit seiner Frau und seiner Tochter in Sonnenberg. „Wir wurden gleich willkommen geheißen“, erinnert sich der 54-Jährige. Er mag den Stadtteil und schätzt besonders die Gemeinschaft, die „Community“, wie Schleiermacher es nennt. Die ist ihm wichtig. Die Menschen soll mehr verbinden, als die gleiche Postleitzahl; sie sollen für einander da sein, sich gegenseitig helfen.

 

Schleiermacher möchte seinen Stadtteil aktiv gestalten. Darum ist er seit 2016 Mitglied im Sonnenberg-Verein. Umgehend wurde er Mitglied des Ausschusses. Und als der bisherige Vorsitzende Stephan Bischoff entschied, sein Amt abzugeben, sprach er Schleiermacher an. „Obwohl ich der Neuste und der Jüngste war. Das hat mich schon sehr verwundert“, sagt Schleiermacher und ergänzt: „Das ging mir damals alles zu schnell.“ Also führte Bischoff sein Amt noch ein Jahr weiter. Auf der jüngsten Mitgliederversammlung des Sonnenberg-Vereins übergab er seine Position aber offiziell an Schleiermacher.

Der Oberfranke wollte nie nach Stuttgart

Eine steile Karriere, bedenkt man, dass der gebürtige Oberfranke eigentlich nie nach Stuttgart wollte. „Meine Oma hat mir immer gesagt, die Schwaben seien anstrengend. Ich hatte ein bisschen Angst davor.“ Schleiermacher startete sein Berufsleben in Hamburg und fand später einen Job bei Alcatel – in Stuttgart, im Exil, wie er sagt. In seinem Leben ist er bereits unzählige Male umgezogen. Nun hat er sein Haus gebaut und ist sozusagen sesshaft geworden. Diesen Schritt habe er nie bereut.

In Sonnenberg ist Schleiermacher mittlerweile heimisch geworden, in seinem neuen Amt aber noch nicht. „Ich kann und möchte keine klare Vision zeichnen, in welche Richtung es mit dem Verein gehen soll“, sagt Schleiermacher. Schließlich sei es nicht sein Verein, sondern die Gemeinschaft der Sonnenberger. Die demokratische Kultur sei ihm wichtig. „Das ist ja kein Unternehmen, wo ich als Chef sage, was wir machen“, sagt Schleiermacher und fügt hinzu: Entscheidungen müssen gemeinsam getroffen werden. „Und auch wenn mir das Ergebnis dann nicht gefällt, muss ich dieses vertreten.“

Auf der Suche nach neuen Mitgliedern und Themen

Schleiermacher möchte zusammen mit den Ausschussmitgliedern workshoppen, also gemeinsam überlegen, welche neuen Ziele der Verein sich stecken könnte. „Wir brauchen neue Themen und Ideen“, findet Schleiermacher. Er möchte den Stadtteil besser vernetzten, zum Beispiel über die Internetseite des Vereins. Diese könne eine Art virtuelles Schwarzes Brett sein, auf dem die Bewohner zum Beispiel einen Blumengießdienst für den Urlaub suchen oder Babysitterdienste anbieten. Damit der Sonnenberg-Verein neuen Schwung bekommt, wünscht sich Schleiermacher neue aktive Mitglieder, die ihre Ideen auch umsetzen.

Die alten Themen seien natürlich nach wie vor aktuell. Der Sonnenberg-Verein steht dem neuen Bebauungsplan Südliche Laustraße sehr skeptisch gegenüber. Die Mehrheit der Mitglieder befürchtet, dass dieser dazu führt, dass neu gebaut wird, die Eigentümer dann höhere Mieten verlangen und es die bestehenden Läden damit künftig schwer haben. Endgültig entschieden ist noch nicht. Der Gemeinderat hat den Auslegungsbeschluss zwar gefasst, der Satzungsbeschluss, mit dem der neue Bebauungsplan in Kraft tritt, steht aber noch aus. Die Chancen des Sonnenberg-Vereins sind aber eher gering einzuschätzen.

Für die Laustraße wünschen sich die Sonnenberger eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer in der Stunde. Doch auch mit dieser Forderung hatte der Bürgerverein bisher wenig Erfolg.