Der Sonnenberg-Verein nutzt den OB-Wahlkampf in Stuttgart und bringt seine Themen aufs Tapet. Dabei geht es vor allem um den Verkehr.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Sonnenberg - Der Sonnenberg ist beschaulich, ist nicht so geschäftig wie die benachbarten Stadtteile Möhringen und Degerloch. Doch wer zu den Stoßzeiten auf der Laustraße unterwegs ist, der spürt nur wenig von dieser Beschaulichkeit. Die Verbindung von der Heinestraße zur B 27 beziehungsweise zur Rembrandtstraße in Richtung Möhringen ist stark befahren. Und viele Autos sind dort zu schnell unterwegs, so der Eindruck der Sonnenberger. Der Bürgerverein setzt sich seit Jahren für Tempo 30 und für einen vollständigen Rückbau der Kreuzung Lau-/Peregrinastraße ein. Im beginnenden OB-Wahlkampf wird dieses Thema nun wieder aktuell. Der Sonnenberg-Verein hat dazu ein Positionspapier erarbeitet, und die Laustraße steht ganz oben auf der Liste.

 

Von einer Temporeduzierung erhofft sich der Verein vor allem, dass die Verbindungsstraße unattraktiver und dass es insgesamt ruhiger wird. An der Kreuzung Lau-/Peregrinastraße, wo seit vielen Jahren ein Mini-Abzweig mit Baken abgesperrt ist, soll mehr Fläche für Fußgänger und mehr Grün entstehen. Die aktuelle Lösung an dieser Stelle ist für viele Sonnenberger ein Schandfleck und sollte eigentlich nur ein Provisorium sein. „Wir setzen uns für den Rückbau und die Renaturierung der jetzigen gesperrten Fahrbahnen ein. Zur Förderung natürlicher Grünflächen und Minimierung von versiegelten Flächen könnte dieser ebenso beitragen wie zur Reduzierung von Lärm, Luftverschmutzung und Entschleunigung des dortigen Verkehrs“, heißt es dazu im Positionspapier.

Der Sonnenberg-Verein sorgt sich um die kleinen Geschäfte

Der Sonnenberg-Verein fordert zudem, dass bei diesem Rückbau auch an eine gute Lösung für Fahrradfahrer gedacht wird. Für Radler seien zudem die vielen Schlaglöcher auf der Laustraße ein Problem. Sie würden die Pedaleure in die Fahrbahnmitte oder aber auf den Gehweg zwingen. Weniger Schlaglöcher seien eine Voraussetzung für mehr Sicherheit, findet der Verein. Er gibt aber auch zu bedenken: „Die Fahrbahnbreite der Laustraße lässt ein ungefährliches Miteinander nicht zu. Hier wäre beispielsweise eine gestrichelte Fahrbahnmarkierung hilfreich, um dem Autofahrer zu signalisieren, dass hier Fahrräder vorgesehen sind.“ Auch an anderer Stelle fordert der Sonnenberg-Verein mehr Sicherheit – und zwar im Sinne der Fußgänger. Denn auf einigen Wegen komme es zunehmend zu Konflikten zwischen Spaziergängern und Radfahrern, schlicht weil sie zu stark frequentiert werden. Dies gilt vor allem für den Weg parallel zur Stadtbahntrasse auf der Rembrandtstraße, der Teil eines Radschnellwegs werden könnte.

Der Sonnenberg-Verein sorgt sich zudem um die kleinen Geschäfte an der Laustraße. Viele sind es nicht mehr. Die Apotheke und der kleine Lebensmittelladen haben bereits zu. Die Nahversorgung im Stadtteil ist damit nicht mehr gewährleistet. Der Verein befürchtet, dass bald weitere Einzelhändler aufgeben müssen. „Der Bebauungsplan Südliche Laustraße soll kürzlich im Gemeinderat verabschiedet worden sein. Auch wenn uns hierzu noch keine Details vorliegen, müssen wir fürchten, dass wir mit unseren Vorschlägen nicht durchgedrungen sind“, steht dazu in dem Positionspapier. Der neue Bebauungsplan erlaubt eine höhere und dichtere Bebauung als bisher. Die Sonnenberger befürchten, dass das Investoren anlockt und dass die Mieten in schicken Neubauten für die alteingesessenen Händler nicht mehr zu zahlen wären. Zudem würde damit der Charakter ihres Stadtteils verloren gehen, so die Argumentation.

Mallorca-Parker gibt es auch in Sonnenberg

Auch die Parksituation macht die Laustraße zum neuralgischen Punkt. Denn die ungeliebten Mallorca-Parker, die ihr Auto im öffentlichen Raum abstellen und dann mit Bus oder Bahn zum Flieger fahren und sich so die Parkgebühren am Airport sparen, gibt es auch in Sonnenberg im Umfeld der beiden Haltestellen. Und dieses Problem werde sich weiter verschärfen, wenn die Corona-Krise überstanden ist und die U 6 erst einmal bis zum Flughafen fährt, befürchtet der Bürgerverein. „Zur Verbesserung der Parksituation gibt es leider keine einfache Patentlösung, und die diskutierten Ansätze können für Anwohner und ihre Besucher/Kunden (vereinzelt) auch negative Aspekte beinhalten“, heißt es dazu im Positionspapier.

Vor Kurzem hat der Sonnenberg-Verein sein Positionspapier der OB-Kandidatin Veronika Kienzle (Grüne) und Verkehrsminister Winfried Hermann bei einem Vor-Ort-Termin vorgestellt. „Wir hatten zum ersten Mal das Gefühl, wirklich gehört zu werden“, so das Fazit des Vorsitzenden Martin Schleiermacher. Er hofft, dass auch die anderen OB-Kandidaten ein offenes Ohr für die Anliegen seines Vereins haben – und dass an der Laustraße dann endlich was passiert.