Mitarbeiter der Mercedes-Benz-Bank schaffen im Rahmen des Caring Days einen Parcours für Menschen mit Sehbehinderung im Stammheimer Schlossgarten

Stammheim - Eine neue, große Baustelle hat Stammheim derzeit schon am Schloss. Doch auch im Vergleich dazu ist der Schlossgarten an diesem Tag eine Großbaustelle. Zwar ohne Kran und Bagger, dafür aber mit einer kaum zählbaren Zahl von Menschen, die alle Hand anlegen auf dieser Simultanbühne. Um die 150 dürften es sein, mehr als 120 davon kommen allein von der Mercedes Benz Bank (MBB), deren Belegschaft den aktuellen „Caring Day“ einem besonderen Projekt widmet: den Schlossgarten Stammheim für alte Menschen mit Demenz und für jüngere Blinde und Sehbehinderte, die hier leben, neu und attraktiv zu gestalten.

 

„Die Banker vom Daimler“, wie der Unternehmenssprecher Harald Bertsch seine schaffenden Kolleginnen und Kollegen nennt, haben Krawatten und Business-Outfit gegen Jeans und T-Shirts getauscht und schwitzen nun in der Hitze vor sich hin. Sie graben Gräben für 175 stattliche Liguster-Pflanzen, die bald raumbildende Hecken ergeben sollen. Oder sie buddeln Pflanzlöcher für 2500 Stauden. Die einstige Wiese wird feingerecht für die Rasensaat, eine Unzahl von Robinien-Stämmen unterschiedlichen Formats wird geschliffen, gekerbt, bebohrt und zur Montage vorbereitet. Und nebenbei bekommt nicht nur das Gartenhaus einen neuen Anstrich, sondern auch der schon längere Zeit nicht mehr plätschernde Brunnen in der Mitte des Parks.

Soziales Engagement ist Teil des Selbstverständnisses

„Es gehört zu unserem Selbstverständnis als Unternehmen, dass wir nicht nur Dinge finanziell unterstützen, sondern uns auch direkt sozial engagieren“, sagt Bertsch. Wichtig sei auch die Wirkung nach innen: „Eine andere Lebenswirklichkeit erfahren, sich für Menschen engagieren, die Unterstützung brauchen und auf diese Weise etwas schaffen, das einen dauerhaften Wert hat. Das führt die Kollegen zusammen.“ Er fügt hinzu: „Nicht umsonst wurden wir von den Mitarbeitern zum besten Arbeitgeber Deutschlands gewählt.“

Über die 125 000 Euro, die sich die MBB und die Daimler Financial Services die Aktion Schlossgarten kosten lassen, freuen sich nicht zuletzt Hans Kübler, der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Altenheimat (EAH), und Petra Mack, die Geschäftsbereichsleiterin der Nikolauspflege, deren Klientel die Gebäude bewohnt und hier von den beiden Sozialträgern betreut wird.

Beide waren in der Planung fast ein wenig verblüfft, wie verwandt die Bedürfnisse und Notwendigkeiten sind, die im Schlossgarten bei beiden Personengruppen angesprochen und stimuliert werden können: „Demenziell Erkrankte kann man über gewohnte Erlebnisse aktivieren, über das Schmecken, Riechen, Fühlen, Hören“, sagt Kübler, und Mack ergänzt: „Auch Blinde und Sehbehinderte müssen sich den Zugang zum Leben über andere Sinne erschließen. Das passt hervorragend zusammen.“

Unterschiedliche Partner arbeiten Hand in Hand

Das passende Inventar kennt Klaus Wiederkehr aus dem Effeff. Dem sozial engagierten Landschaftsarchitekten oblag die Gestaltung. So hat er bei den Pflanzen etwa solche „mit rauen oder weichen, großen und kleinen Blättern“ gewählt, im Kräutersegment eine Vielzahl an Arten, bei denen schon die Namen ganz verschieden duften: Orangen-Minze, Damszener-Kümmel oder Blumen-Oregano etwa. Rosen- und Beerensträucher gibt es mit Hochstamm für leichte Greifbarkeit, Handläufe sind haptisch variiert, um den Brunnen sogar mit Blindenschrift graviert. Einen Klangbereich gibt es ebenfalls. So stellt er fest: „Im Herbst meines Berufsleben sage ich: So eine schöne Aufgabe bekommt man nur einmal.“

Kübler betont einen weiteren Aspekt: „Ich kenne kein Projekt in Stuttgart, wo unterschiedliche Partner so Hand in Hand und in einem Geist zusammenarbeiten.“ Er fügt hinzu: „Die neue soziale Mitte Stammheims wächst und wächst. Dies ist ein weiterer Baustein, denn wir wollen den Schlossgarten aktionsweise auch für die Bevölkerung öffnen.“