Die Flüchtlinge müssen aus der Poppenweiler Straße 29 ausziehen. Der Mietvertrag mit der Stadt läuft Ende des Jahres aus.

Stuttgart-Stammheim - Knapp 80 Flüchtlinge aus Stammheim müssen in den nächsten Tagen umziehen. Das Gebäude an der Poppenweiler Straße steht der Stadt ab nächstem Jahr nicht mehr zur Verfügung. Das Sozialamt sieht für die meisten Bewohner einen Platz in den neuen Systembauten an der Krailenshaldenstraße in Feuerbach vor. Der Umzug soll zwischen dem 7. und 13. November über die Bühne gehen. „Das ist schade“, sagt Stammheims Bezirksvorsteherin Susanne Korge. Und auch die Sozialarbeiterinnen der Arbeiterwohlfahrt, Maike Thyen und Cornelia Keiper, bedauern, dass die Flüchtlinge ausziehen müssen: „Die 20 Kinder gehen in Stammheim zur Schule, in die Kita oder den Hort. Die Menschen fühlen sich im Bezirk und im Gebäude wohl. Es gibt kleine Appartements mit eigener Küche und eigenem Bad. Da ist ein Systembau natürlich eine Verschlechterung. Das wissen die Leute auch.“ Susanne Korge spricht von einem Rückschritt. „Natürlich suchen die Menschen nun händeringend nach einer Wohnung, aber eine zu finden, ist extrem schwer“, sagt die Bezirksvorsteherin.

 

Viele der Bewohner aus der Poppenweiler Straße hätten gar keine Chance, auf dem freien Wohnungsmarkt etwas zu finden, sagt Maike Thyen. 25 Personen seien nur geduldet, weil ihr Antrag auf Asyl entweder abgelehnt oder nie gestellt worden sei. In ihre Heimat zurückschicken könne man sie aber auch nicht – aus den unterschiedlichsten Gründen. Einige hätten zum Beispiel keine Ausweispapiere. Unter den restlichen Bewohnern sei nur ein Asylbewerber. Alle anderen hätten schon lange eine Anerkennung, sagt Cornelia Keiper. „Insgesamt haben wir aktuell 26 Nationalitäten im Haus.“ Leider seien unter den Flüchtlingen aber auch Menschen, die krank seien und denen ein Umzug in Systembauten noch viel schwerer falle als ihren Mitbewohnern. Einige hätten Depressionen, andere eine Organtransplantation hinter sich. Aber die Mitarbeiter des Sozialamtes würden sich redlich bemühen, Lösungen zu finden. „Trotzdem wären wir gerne hier geblieben.“ Da sind sich Maike Thyen und Cornelia Keiper einig.

Die Zukunft des Gebäudes ist noch nicht abschließend geklärt

Seit den 1990er Jahren hat die Stadt das Gebäude an der Poppenweiler Straße gemietet. „Früher war es ein Postwohnheim“, sagt Susanne Korge. Später seien dort jüdische Kontingentflüchtlinge aus der ehemaligen Sowjetunion untergekommen. „Wir haben aber mittlerweile nicht mehr den zwingenden Bedarf an Unterkünften für Flüchtlinge wie wir ihn noch vor einigen Monaten hatten“, sagt der Erste Bürgermeister Michael Föll. Deshalb sei man auch nicht in der Drucksituation gewesen, den Mietvertrag unbedingt zu verlängern. Die Eigentümerin der Immobilie, die namentlich nicht in Erscheinung treten möchte, sagt auf Nachfrage unserer Zeitung: „Für beide Seiten ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um das Mietverhältnis zu beenden.“ Das Gebäude stamme aus den 1960er Jahren. Bei den gestiegenen Belegungszahlen sei die Unterhaltung und Wartung der Immobilie immer schwieriger geworden. Das habe aber nichts mit der Unterbringung von Flüchtlingen zu tun, betont die Eigentümerin.

Was nun mit dem Gebäude passiert, steht allerdings noch nicht fest. „Ich habe Pläne. Es wird wahrscheinlich wieder etwas im sozialen Bereich sein. Mehr kann ich derzeit aber noch nicht sagen“, erklärt die Eigentümerin.