Die Grünen im Süden fordern, mehr Fahrradparkplätze anzulegen und Garagen für Räder aufzustellen. Dafür sollen Autostellplätze umgerüstet werden. Denn auch der Parkdruck auf die Fahrradfahrer nimmt zu – zum Leidwesen der Schwächsten im Straßenverkehr: Fußgänger.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - In manchen Gegenden, insbesondere in dicht besiedelten Wohngebieten der Innenstadt, wird es den Fußgängern nicht leicht gemacht, den gebotenen Corona-Abstand zu den Mitmenschen einzuhalten. Kreuz und quer parkt Fuhrwerk auf den Gehwegen, kaum ein Pfosten, an dem kein Rad oder Roller angekettet ist. Aber am Straßenrand, der üblicherweise für parkende Autos reserviert ist, will die Räder auch niemand haben. Außerdem gibt es dort keine Möglichkeit, sie anzuschließen. Ein Dilemma, gegen das sich die Grüne-Fraktion des Bezirksbeirates nun mit ihrem aktuellen Antrag an die Verwaltung stemmt. Die Grünen fordern, dass bis zum Jahresende „mindestens 200 sichere Stellplätze für Fahrräder“ und 50 Stellplätze für Lastenräder geschaffen werden. Dies sei ein „notwendiges und realistisches erstes Ziel“. Eingerichtet werden sollten diese Stellplätze „im Regelfall auf bereits vorhandenen Parkplatzflächen“, wie es in ihrem Antrag heißt. Die Grünen denken dabei an Radbügel mit und ohne Wetterschutz.

 

Pedelecs sind zu schwer für die Kellertreppe

Des weiteren wollen die Grünen, dass ansehnliche Fahrradgaragen mit Holzfassaden, Dachbegrünung oder Sitzgelegenheiten im Bezirk aufgestellt werden. Sie wissen auch schon, wo diese hin sollen: an die Alexanderstraße, nahe der Neuen Weinsteige vor der Wendeplatte, bei der bisherigen Bücherbus-Haltestelle oder neben dem Hotel Hottmann.

Zudem solle sich die Stadt daran machen, in einem Bürgerbeteiligungsverfahren zu erfragen, wo sonst noch Stellplätze und Fahrradgaragen benötigt werden. Die Fraktion schlägt vor: „Denkbar erscheint uns dafür ein niederschwelliges digitales Informations- und Beteiligungsportal, in dem sich der Bedarf an Fahrrad-Parkanlagen unbürokratisch und transparent sammeln und erkennen lässt.“

Die Probleme lägen auf der Hand und würden sich in absehbarer Zeit verschärfen, sagt der Grünen Bezirksbeirat Reinhard Otter: „Fakt ist: Immer mehr Menschen schaffen sich Räder an, immer öfter auch Pedelecs.“ Das sei politisch auch so gewollt, weil man weniger Verkehr in der Innenstadt haben wolle. Schließlich verursache das Fahrrad keine Emissionen, beanspruche wenig Straßenraum und steigere auch den Lebenswert. „Doch zum bewegten gehört eben auch der ruhende Radverkehr“, sagt Otter.

Den Grünen geht’s zu langsam

Insbesondere Fahrräder mit Elektromotor seien den Leuten zu schwer, um sie jeden Abend in den Keller zu tragen. Auch seien gerade Pedelecs teure Geräte, die man ungern an der Straße abstellt, ohne sie anzuketten. Daher seien eigene Parkplätze nötig, und die Grünen sagen: Die gibt es bereits. Man muss sie nur umwidmen. Reinhard Otter hat ausgerechnet, dass man für 270 Räder – inklusive 50 Lastenräder – etwa 30 Autoparkplätze im Bezirk umrüsten müsste.

Die politische Einsicht sei da, so die Grünen im Süden. Das belegten entsprechende Pläne der Stadt, die seit drei Jahren vorlägen. Auch im aktuellen Haushalt stünden Mittel für das Fahrradparken bereit. „Dennoch strich viel Zeit ins Land, ohne dass wir in Stuttgart-Süd erkennbare Lösungen in einem größeren Maßstab sehen“, kritisieren die grünen Bezirksbeiräte. Wie rapide der Bedarf an Radparkplätzen steige, zeigten Abfragen der Fahrradbeauftragten der Stadt, des alternativen Fahrradforums Zweirat und der Initiative Radentscheid Stuttgart.