In der Neuen Weinsteige in Süd formiert sich nach einem Unfall eine Art Nachbarschaftsbündnis gegen Raser. Die Anwohner fordern, dass nicht bloß Schilder für Tempo 40 aufgestellt werden, sondern wollen, dass die Geschwindigkeit auch kontrolliert wird.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - Der Mann ist außer Lebensgefahr. Eine Zeit lang hatten die Ärzte um den 43-Jährigen gebangt, der Freitagnacht mit Blaulicht ins Marienhospital kam. Er war auf der Neuen Weinsteige von einem SUV angefahren, von seinem Fahrrad gerissen, in die Heckscheibe eines geparkten Smarts geschleudert worden, anschließend war er noch darüber hinweggeschlittert und schließlich zu Boden geglitten. Der VW Tiguan hielt gar nicht erst an.

 

Zerknülltes Fahrrad

Astrid Barshun war so kurz vor Mitternacht nochmals mit dem Hund um den Block gegangen. „Depp“, hatte sie noch gedacht, als sie hörte, wie der SUV stadtauswärts plötzlich mächtig aufs Gaspedal trat. „Dann hat es einen Mordsschlag getan. Mir wurde später erst klar: In dem Moment war der Radfahrer in die Heckscheibe des Smart geflogen. Zuerst habe ich nur das völlig zerknüllte Rad auf der Straße liegen sehen, dann den Mann.“

Nun kamen schon die ersten Leute aus den Häusern gelaufen, auch ein Arzt war darunter, der Erste Hilfe leistete: „Der Mann war nicht ansprechbar. Ich schätze, er war schwerst verletzt“, berichtet er. Die Polizei untersuchte die Unfallstelle in der Nacht noch akribisch und gab anderntags einen Zeugenaufruf raus. Der Verantwortliche für den Unfall sei „inzwischen ermittelt“, hieß es am Montag. Der 40-Jährige wurde nach polizeilichen Maßnahmen wieder auf freien Fuß gesetzt, doch die Ermittlungen dauern an. Wie hoch die Strafe für seine Fahrerflucht ausfällt, wird maßgeblich davon abhängen, wie sich der Zustand des Unfallopfers entwickelt.

Keiner achtet das Limit

Für die Anwohner der Neuen Weinsteige war dieser folgenschwere Unfall ein Weckruf: Jetzt wollen sie nicht mehr bloß jammern, sondern aktiv gegen die verkehrliche Situation in ihrer Straße vorgehen: „Als wir da alle mitten in der Nacht auf der Straße standen, waren wir uns einig, dass wir jetzt endlich etwas unternehmen müssen“, sagt Astrid Barshun. Die Nachbarschaft verabredete, an die Stadtverwaltung zu schreiben, und der Bezirksbeirat ist bereits informiert.

Blitzer stehen falsch

Zwar gilt zum Zwecke der Luftreinhaltung auch an der Neuen Weinsteige Tempo 40, „aber es hält sich keiner dran“, klagt Barshun. Der Arzt aus jener Nacht, der seinen Namen lieber nicht nennen möchte, bestätigt das: „Es ist gang und gäbe, dass die Autos hier durchrasen, deshalb fahre ich mit dem Rad hier bloß noch auf dem Gehweg, obwohl das verboten ist.“ Barshun sagt, „wenn der SUV-Fahrer tatsächlich 40 Stundenkilometer gefahren wäre, hätte er den Radfahrer definitiv rechtzeitig gesehen und ausweichen können.“ Das Problem sei, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Höhe der Alexander- und der Etzelstraße nicht kontrolliert werde. Die Nachbarschaft fordert hier nun regelmäßige Kontrollen. „Bislang wird nur an Stellen geblitzt, wo sowieso kaum einer rast. Die Blitzer sind einfach falsch platziert“, sagt Astrid Barshun. Bei der Polizei ist dieser Abschnitt der Neuen Weinsteige allerdings nicht als Ort bekannt, an dem sich Unfälle häufen. Die Anwohner argumentieren indes, dass sie auch gar nicht erst auf weitere Unfälle warten wollen.