SPD, Grüne und Linke im Regionalparlament wollen die Regionalverkehrslinie zwischen Untertürkheim und Kornwestheim ausweiten. Eine Machbarkeitsstudie prüft die Reaktivierung der Nebenstrecke.

Untertürkheim - Sie führt ein Schattendasein: die Schusterbahn von Untertürkheim nach Kornwestheim. Ihren Namen trägt sie aufgrund des früheren Pendlerverkehrs von Salamander-Mitarbeitern. Heute wird die 11,5 Kilometer lange Direktverbindung zwischen Untertürkheim, Münster, Zazenhausen und Kornwestheim von vielen Daimler-Beschäftigten, Schülern die in Richtung Gottlieb-Daimler-Gymnasium oder ins Lindenschulzentrum oder nach Esslingen pendeln, als Tangentialstrecke genutzt. Sie erspart den Umweg über den Stuttgarter Hauptbahnhof oder über Bad Cannstatt – allerdings nur mit je drei Zugpaaren in den morgendlichen und abendlichen Hauptverkehrszeiten. Viele Stadt- und Regionalräte drängen deswegen seit Jahren auf die Ausweitung des Angebots. Ihr Vorstoß erhält nun Rückenwind vom Land.

 

Das Verkehrsministerium will Nebenstrecken in Baden-Württemberg reaktivieren und ausbauen. Mehr Verkehr soll von der Straße auf die Schiene, ist das erklärte Ziel. Das Land hat dazu eine vergleichende Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Es ist ist nicht das einzige. Das Regionalparlament wartet seit langem auf ein Gutachten zu den aktuellen Fahrgastzahlen und dem Potenzial, wenn der Fahrplan auf den gesamten Tag ausgebaut werden würde. „Das Ergebnis des Gutachtens wurde uns für Ende des Jahres versprochen“, sagt SPD-Regionalrat Thomas Leipnitz aus Untertürkheim.

Fahrgastpotenzial vorhanden

Nicht nur er, sondern auch die Landtagsabgeordnete der Grünen, Brigitte Lösch, sowie die Linken-Fraktion im Regionalparlament erhoffen sich durch die Zahlen einen neuen Schub für die Tangentialverbindung. „Die Reaktivierung weiterer Schienenstrecken ist für uns ein wichtiges Element für eine zukunftsfähige Mobilität im Land. Ich hoffe, dass die Strecke von Untertürkheim nach Kornwestheim schon bald dazu gehört“, so Lösch.

Bei einer Vorort-Aktion verschafften sich SPD-Politiker dieser Tage einen Eindruck von den Stärken und Schwächen der Strecke – und waren positiv überrascht. Sowohl der Zug, der um 16.45 Uhr von Untertürkheim in Richtung Kornwestheim fuhr, als auch der Zug um 17.23 Uhr von Münster nach Untertürkheim waren mit 30 bis 40 Personen gut besetzt. „In drei Minuten vom Gottlieb-Daimler-Gymnasium nach Münster – für die Schüler ist dies unschlagbar“, erklärte ein Vater den Politikern. Allerdings passiere es immer wieder, dass die Züge ausfallen und dies nicht bekannt gegeben werde. „Wenn Lokführer fehlen, wird die Linie als eine der ersten gestrichen“, beanstandet Thomas Leipnitz.

Verbesserungen notwendig

Dies sei aber nicht das einzige Manko, weshalb die Verbindung ein Schattendasein führe. Sowohl im Untertürkheimer Bahnhof als auch am Ebitzweg und in Münster suchen Bahnreisende vergeblich nach deutlich sichtbaren Hinweisen auf die Regionalverkehrslinie. Die Politiker fordern die Region und die Deutsche Bahn auf, die Kennzeichnung zeitnah zu verbessern. Neben diesen kurzfristigen Maßnahmen hoffen die Politiker aber auch auf mittel- und langfristige Verbesserungen. Eine regelmäßige Zugverbindung – nicht nur in den sogenannten Hauptverkehrszeiten – gehört für sie genauso dazu, wie die Prüfung eines 30-Minuten-Takts.

Im Regionalparlament wird zudem eine Erweiterung der Schusterbahn bis nach Esslingen auf der einen und bis nach Ludwigsburg und sogar bis Markgröningen in der anderen Richtung diskutiert. Das Fahrgast-Potenzial sei auf jeden Fall vorhanden, sind die Politiker überzeugt. Sie räumen jedoch ein: Dann müsse auch über die Infrastruktur, die Barrierefreiheit der Bahnhöfe, vielleicht in einen zweiten Bahnsteig in Stuttgart-Münster und einen möglichen Stopp an der Haltestelle „Neckarpark“ nachgedacht werden.