Der mobile Probenraum für Musiker wird abgebaut. Die Initiatorin Nicola Missel, die Stadtteilmusikschule Stuttgart-Vaihingen und die Schwabengalerie blicken auf die vergangenen Wochen mit dem Übehaus zurück.

Vaihingen - Da kommt wieder viel Arbeit auf das ehrenamtliche Team vom Übehaus zu. Am Freitag rücken die Helfer an und demontieren Stück für Stück den gelben Turm. Dann verladen sie die Kisten auf einen Laster und fahren nach Esslingen, wo sie das Übehaus wieder aufbauen.

 

Nach vier Monaten verlässt der mobile Probenraum den Platz zwischen der Vaihinger Schwabengalerie und dem Bürgerforum. „Es war eine gute Zeit“, sagt Nicola Missel. Sie ist die Erfinderin des Übehauses. Die junge Frau hat Architektur studiert und spielt selbst Tuba. Mit dem Übehaus will sie darauf aufmerksam machen, dass Probenräume rar sind. Diese Erfahrung musste sie mit ihrer Band Impala Ray immer wieder machen.

Das Übehaus ist Missels Masterarbeit für die Uni. Zusammen mit einem studentischen Team vom Institut für Baukonstruktion und Entwerfen (IBK 1) der Architekturfakultät hat sie ihr Konzept verwirklicht. Es ist ein gemeinnütziges Projekt und komplett durch Spenden finanziert. Die Holzkonstruktion wird den akustischen Anforderungen an einen Musikraum gerecht. Gleichzeitig ermöglicht sie einen schnellen Auf- und Abbau. Das Übehaus ist dazu bestimmt, zu wandern und an verschiedenen Standorten heimatlosen Musikern temporär einen Ort zum Proben zu bieten. Die Nutzung ist kostenlos.

Der Üb-Athon war ein voller Erfolg

Im Sommer 2017 bauten die Studenten den Turm erstmals im Leonhardsviertel auf. Dann zog er auf den Schwabenplatz. In Vaihingen kooperierte Missel mit dem Centermanagement der Schwabengalerie und der örtlichen Stadtteilmusikschule. „Das war eine sehr gute Zusammenarbeit“, lob Missel. Das Übehaus sei trotz der Wintermonate viel bespielt worden. „Und es gab ein paar schöne Aktionen“, ergänzt die Initiatorin. Besonders im Gedächtnis sei ihr der Üb-Athon. An einem Samstag Anfang Dezember spielten Schüler der Stadtteilmusikschule zwölf Stunden lang fast ohne Unterbrechung. Und zwar für den guten Zweck. Denn im Vorfeld hatten sie sich Sponsoren gesucht. Der Erlös kam dem Freundeskreis Arpegio Peru zugute. Dieser unterstützt die Musikschule in Trujillo, einer Millionenstadt nördlich von Lima.

Auch Katharina Künstler zieht ein positives Fazit. „Grundsätzlich ist ein zusätzlicher Probenraum traumhaft. Von dem her war das Übehaus bei uns im Ort eine tolle Sache“, sagt die Leiterin der Stadtteilmusikschule. Immer wieder habe sie ihre jungen Musiker nach dem Unterricht im Bürgerforum auf den Schwabenplatz geschickt, damit sie dort noch ein bisschen weiter üben.

Allerdings sei es jetzt im Winter oftmals zu kalt gewesen. Zwar sei extra eine Heizung eingebaut worden. Aber die mobile Holzkonstruktion habe den Nachteil, dass sie schlecht isoliert sei. Das ist auch der Grund, warum das eigentlich für den heutigen Donnerstag geplante Abschlusskonzert ausfällt. „Das Übehaus ist vielleicht eher ein Raum für den Sommer“, sagt Künstler. Sollte der gelbe Turm noch mal zurück nach Vaihingen kommen, könnte sie sich eine erneute Kooperation vorstellen.

Kombination von Kommerz und Kultur

Auch Franz Jebavy ist zufrieden mit der Aktion. „Das ist eine gelungene Symbiose von Handel und Kunst“, sagt der neue Centermanager der Schwabengalerie. Der fünf Meter hohe Turm habe ihm optisch gut gefallen. Das Feedback der Kunden sei ebenfalls positiv gewesen. „Ich empfinde die Kombination von Kommerz und Kultur als sehr schön“, sagt Jebavy. Das Übehaus habe seinen Teil dazu beigetragen, aus dem Schwabenplatz einen Treffpunkt zu machen.

Am neuen Standort kooperieren Missel und ihr Team mit dem Podium Esslingen. Junge Musiker der Klassikszene haben die Initiative 2009 gegründet. Das Ziel ist es, der Klassik in der Moderne Raum zu geben und junge Musiker zueinander zu bringen. „Wir hoffen, dass das Übehaus auch dort wieder rege genutzt wird“, sagt Missel.

Weitere Informationen zum Übehaus stehen im Internet unter www.uebehaus.com