Am Donnerstag beginnt die Fußballweltmeisterschaft in Russland. Mehrere Kirchengemeinden übertragen die Spiele. Aber warum? Was hat der Glaube mit der schönsten Nebensache der Welt zu tun? Und wie bereitet man so ein Großereignis vor?

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - In den nächsten Wochen regiert König Fußball die Welt. „Daran kommen auch wir als Kirchengemeinde nicht vorbei“, sagt die Pfarrerin Miriam Hechler und lacht. Sie ist in der evangelischen Kirchengemeinde Vaihingen für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „Viele Gemeindeglieder haben die Termine der Spiele bereits seit Monaten in ihren Kalendern stehen. Danach müssen wir uns richten, wenn wir zum Beispiel zu Sitzungen einladen“, sagt Hechler. Darum spielen die meisten Gemeinden einfach mit. Zwischen Fußball und Kirche gebe es einige Parallelen. So würden Pfarrer das Thema Fairplay in ihren Predigten aufgreifen. „Da gibt es viele Anknüpfungspunkte“, so Hechler.

 

Vor allem aber geht es in beiden Fällen um das Gemeinschaftsgefühl. Darum lädt die evangelische Gemeinde seit vielen Jahren bei Welt- und Europameisterschaften zum Public Viewing ins Waldheim an der Waldburgstraße 180 ein. „Wir als Vaihinger Gemeinde haben verschiedene Kirchen, in denen wir Gottesdienste feiern. Ab und zu braucht es da ein Event, das von allen gemeinsam auf die Beine gestellt wird“, sagt die Pfarrerin.

Ein eingespieltes Team organisiert die Public Viewings

Der Jugendreferent Alex Hoen hat die Public Viewings einst ins Leben gerufen. Als er vor mehr als zehn Jahren in die Gemeinde kam, stellte er schnell fest: „Dass der Hausmeister vom Waldheim und ich eine Leidenschaft teilen, nämlich Fußball.“ so sei die Idee entstanden. Hoen organisiert die öffentlichen Spielvorführungen gemeinsam mit der Sportgruppe des Evangelischen Jugendwerks. Diese trifft sich normalerweise jeden Montagabend in der Pestalozzischule; meistens natürlich, um Fußball zu spielen.

Inzwischen ist es ein eingespieltes Team. Der Zeitaufwand für die Organisation der Public Viewings halte sich darum in Grenzen, sagt Hoen. Dennoch gelte es einiges zu beachten. Als Erstes habe er die Termine im Waldheim geblockt. Dann habe er die erforderlichen Genehmigungen bei der Gema beantragt. Etwa 80 Euro musste die Gemeinde dafür bezahlen. Es ist sozusagen die kleine Genehmigung für nicht kommerzielle Veranstaltungen. Darum gibt es im Waldheim Vaihingen Speisen und Getränke auf Spendenbasis. Sonst hätte die Gema eine höhere Gebühr verlangt. Bei der FIFA musste die Gemeinde keine Genehmigung beantragen. „Dafür sind wir zu klein“, sagt der Jugendreferent.

Die Atmosphäre ist familiär, die Stimmung friedlich

Die Leinwand ist im Saal aufgebaut. Beim Gemeindefest aber ist alles noch eine Nummer größer. Denn dieses ist am 23. Juni. An jenem Samstag spielt die deutsche Elf gegen Schweden. Und darum steht das Gemeindefest unter der Überschrift „Wir bleiben am Ball“. Das Programm dreht sich ums runde Leder. Der Gottesdienst beginnt um 17.30 Uhr, das Länderspiel um 19 Uhr. Wenn das Wetter passt, wird es zusätzlich zum Bildschirm im Saal auch noch eine Leinwand im Freien geben.

Voll sei es bei den Public Viewings im Waldheim immer, sagt Miriam Hechler. Aber die Atmosphäre sei familiär, die Stimmung immer friedlich. „Das sind Veranstaltungen, die je nach Uhrzeit auf alle Fälle kindertauglich sind und sein sollen“, sagt Hechler, die selbst bei den deutschen Spielen mit Kind und Kegel im Waldheim sein will.