Das Projekt hat mehr als 700 000 Euro gekostet. Die evangelische Gemeinde Stuttgart-Vaihingen trägt zwei Drittel der Kosten selbst. Die Generalüberholung der Orgel schlägt noch einmal mit 160 000 Euro zu Buche.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Gottfried Askani liebt seine Stadtkirche. Darum habe er am Anfang ein wenig Sorge gehabt, ob das historische Gebäude nach der Sanierung wieder im alten Glanz erstrahlen würde, gesteht der Pfarrer. Doch jetzt sei er glücklich, denn das Projekt sei rundum gelungen.

 

Aber noch sind in der Kirche die Handwerker zugange. Es ist laut und schmutzig. Die Stühle sind im hinteren Teil aufeinandergestapelt. Beim Chor der Kirche steht ein Gerüst. Dort ist ein Arbeiter gerade damit beschäftigt, die letzte neue Lampe aufzuhängen. Doch spätestens bis zum Wochenende muss alles fertig sein. Denn dann feiert die Gemeinde die Wiedereröffnung ihrer Stadtkirche.

Ein großes Raumgerüst hat den gesamten Kirchenraum ausgefüllt

Ausgangspunkt für die Innenrenovierung war die Orgel. Die war deutlich in die Jahre gekommen. „Es war nicht mehr zu verantworten, das Instrument jeden Monat reparieren zu lassen“, sagt Askani. Also entschloss sich die Gemeinde zu einer Generalüberholung. Gleichzeitig war die Raumschale der Kirche verschmutzt, an manchen Stellen im Mauerwerk hatten sich Risse gebildet. Die Elektrik, die Beschallungsanlage und die Beleuchtung waren völlig veraltet.

Das Architekturbüro Schleicher, Heinemeyer, Beck – beheimatet im Synergiepark – erarbeitete zusammen mit dem Bauausschuss der Kirchengemeinde und den Denkmalbehörden ein Renovierungskonzept. Die ersten Gespräche dazu waren bereits vor knapp zwei Jahren. Anfang Mai wurde die Orgel ausgebaut, dann kamen die Handwerker. Am 1. Juni stellten sie das große Raumgerüst auf, welches das gesamte Kirchenschiff ausfüllte. Allein der Aufbau des Gerüsts dauerte drei Wochen, ermöglichte den Handwerkern dann aber ein vergleichsweise komfortables Arbeiten.

Die Empore ist so gut wie neu

„Wir haben die komplette Raumschale erneuert“, sagt Kai Beck. Fachleute haben den alten Putz aus den 50er und 70er Jahren nahezu komplett abgeschliffen und nur an einigen wenigen Stellen belassen, wo es aus denkmalpflegerischen Gründen notwendig war. Ansonsten wurde großflächig ein feiner Kalkputz aufgebracht. Das Deckengewölbe ist gereinigt und die Kreuzrippen haben einen neuen Anstrich. Maßgeblich für diesen war ein alter Farbbefund. „Wir haben neun verschiedenen Farbmuster gemacht, um den passenden Ton zu finden“, sagt Heinemeyer. Darüber hinaus haben die Handwerker die Fugen gereinigt. „Da kamen einige hundert Meter zusammen“, sagt Beck.

Die Empore ist so gut wie neu. Dort liegt ein trittschalldämmender Boden. Die Brüstung ist etwa höher als früher und mit einem halbtransparenten Bronzegewebe versehen. Diese harmoniert mit den Lampen, welche die Architekten extra für die Stadtkirche entworfen haben. „Ich finde es sehr reizvoll, wie Altes und Neues sich ergänzen“, sagt Askani. Die Schönheit der Stadtkirche ergebe sich aus dem wunderbaren, von dem Baumeister Christian Leins geschaffenen Kirchenraum und der guten Arbeit der Architekten Beck und Heinemeyer, die sich intensiv mit dem Gebäude auseinandergesetzt haben. Hinzu komme die hervorragende Arbeit der Handwerker, lobt der Pfarrer.

Die Orgel steht noch nicht wieder in der Stadtkirche

Die Kosten für die Kirchensanierung waren mit 714 000 Euro veranschlagt. Ob dieser Rahmen gehalten werden kann, steht noch nicht fest. Fakt ist aber, dass sich viele Arbeiten auch während der Sanierung ergaben. „Das war ein Prozess“, sagt Heinemeyer. Immer wieder seien Dinge aufgetaucht, die sinnvollerweise gleich mit erledigt wurden, von denen man im Vorfeld aber nichts habe wissen können. Etwa zwei Drittel der Kosten muss die Gemeinde selbst aufbringen.

Die Generalüberholung der Orgel schlägt mit 160 000 Euro zu Buche und muss allein aus Spenden finanziert werden. Etwa 140 000 Euro hat die Gemeinde bereits beisammen. Bis die Orgel wieder in der Stadtkirche zu hören ist, wird noch einige Zeit vergehen. Denn allein der Wiedereinbau dauert vier Wochen, das Einstimmen des Instruments noch einmal sechs Wochen. Auf die Kirchenmusik muss die Gemeinde aber nicht verzichten. Vorerst spielt der Organist auf einem Orgelpositiv.