Mit einem Appell bei Facebook hat der Getränkehändler Hans-Peter Kastner eine Bewegung ausgelöst. Immer mehr Kunden wollen Mehrwegglasflaschen. Um der Nachfrage gerecht zu werden, braucht Kastner neue Flächen. Aber das ist nicht das einzige Problem.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Mir wird langsam bewusst, was ich da losgetreten habe“, sagt Hans-Peter Kastner. Die Nachfrage nach Mehrwegglasflaschen in seinem Getränkemarkt sei seit dem Sommer stark gestiegen. Grund dafür ist ein offener Brief, den er bei Facebook hochgeladen hatte und der ihm in kurzer Zeit deutschlandweite Aufmerksamkeit beschert hat.

 

Ein Rückblick: Kastner und seine Mitarbeiter hatten zwölf Wochen lang Einwegplastikflaschen und -dosen gesammelt, die in seinem Getränkemarkt abgegeben wurden. 10 400 Einwegverpackungen kamen zusammen. Ein Foto des Müllbergs und den Appell hat Kastner im Juni bei Facebook gepostet. In dem offenen Brief ruft er dazu auf, auf Einwegflaschen zu verzichten – für die Nachhaltigkeit. „Über die Umwelt wird schon lange diskutiert“, sagt Kastner. Das Thema Mehrweg sei dabei aber selten angesprochen worden. „Durch den Facebook-Post wird jetzt mehr darüber diskutiert.“ Seit August verkauft er keine Einwegflaschen aus Plastik mehr in seinem Markt.

Die Suche nach einer Ersatzfläche ist schwierig

Kastner möchte den Menschen bewusst machen, wie einfach es ist, bei Getränken auf Plastik zu verzichten. „Mit wenig Aufwand kann man hier viel erreichen“, sagt er, „Glasflaschen sind ein einfacher Schritt, den Plastikverbrauch zu reduzieren.“ Und offenbar kommt Kastners Aufruf an. Immer mehr Kunden wollen Glasflaschen kaufen. Das bringt für den Getränkehändler allerdings Schwierigkeiten mit sich: Die Fläche im Unteren Grund ist zu klein. Vor allem die Leergutsortierung benötige mehr Platz, sagt Kastner. Und: „Die Vielfalt an Getränken in Glasflaschen ist größer als die in Plastikflaschen.“

Hans-Peter Kastner sucht deswegen nach neuen Räumen, vorzugsweise in Stuttgart-Vaihingen. Mindestens 500 Quadratmeter sollten zur Verfügung stehen, „und Parkplätze“, sagt der Getränkehändler. „Wir wollen die Nahversorgung gewährleisten“, begründet Kastner den Standortwunsch. Dazu zählt er das Gebiet Unterer Grund ebenso wie den Dachswald, den Unicampus und das Gebiet Lauchhau-Lauchäcker.

Die Suche nach einer Ersatzfläche schätzt Hans-Peter Kastner als schwierig ein, „im Raum Vaihingen ist das beinahe aussichtslos“, sagt er. Den Mietvertrag für die bestehenden Räume habe er kürzlich erst um fünf Jahre verlängert. „Auch, wenn das für uns eine logistische Herausforderung wird.“ Aber selbst wenn er einen neuen Standort findet, will Kastner an dem Getränkemarkt im Unteren Grund festhalten und die Filiale weiterhin betreiben.

Alleine ist der Aufwand nicht zu stemmen

Der Rummel um seine Person hat auch nach fünf Monaten kaum abgenommen. Immer wieder reist Hans-Peter Kastner durch das Land, um bei Veranstaltungen und mit den Medien zu sprechen. Fast ein Dutzend Termine habe er dieses Jahr noch, sagt der Getränkehändler. Dabei mache sich seine Abwesenheit im Betrieb bemerkbar – personell und finanziell. „Als kleiner Familienbetrieb können wir das auf Dauer nicht leisten.“ Der Aufwand sei so groß geworden, dass er alleine nicht zu stemmen sei. Deswegen sucht Hans-Peter Kastner Unterstützung, nicht für die Filiale, aber für seine Kampagne. „Ich bin Getränkehändler, kein Grafiker“, sagt Kastner.

Neben Leuten, die Flyer entwerfen können, sucht der Vaihinger Getränkehändler zudem solche, die ihm beim Beantworten von E-Mails und dem Betreiben der Facebook-Seite unterstützen können, „jemand, der Struktur reinbringt“, sagt Kastner. „Mein Ziel ist es, das Thema Mehrweg weiterhin präsent zu halten.“ Er kann sich auch weitere Aktionen vorstellen, die der Natur dienen. Dabei ist ihm wichtig, zu betonen, dass er sich an dem Hype um seine Person nicht bereichern will. Der Umweltschutz bewege ihn schon lange. Darauf möchte er weiterhin seinen Fokus legen. „Es geht um unsere Zukunft“, sagt Kastner.