Die Verwaltung und die Mehrheit im Gemeinderat will einen neuen Bebauungsplan aufstellen, um im Gewerbegebiet Waldplätze nachverdichten zu können. Wie wirkt sich das auf die Firmen vor Ort und auf den Verkehr aus?

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Das Unternehmen Drees & Sommer will wachsen. Im Gewerbegebiet Waldplätze soll eine neue Hauptverwaltung entstehen. Darum musste der Radsportverein Vaihingen (RSV) umziehen. Er hat eine neue Heimat auf dem Sportgelände Vaihingen-West gefunden. Nun wollen die Stadtverwaltung Stuttgart und eine Mehrheit im Gemeinderat neues Planungsrecht schaffen. Denn ein erstes Konzept der Drees & Sommer AG habe gezeigt, dass der geltende Bebauungsplan für den avisierten Flächenbedarf nicht ausreiche, heißt es in der Gemeinderatsvorlage.

 

Den Verantwortlichen geht es jedoch um mehr, als nur um Drees & Sommer. Die städtebauliche Entwicklung und Ordnung im westlichen Teil des Gewerbegebiets insgesamt soll neu festgelegt werden. Das Ziel ist es, eine „zeitgemäße und vom Ausschuss für Umwelt und Technik gewünschte deutliche Erhöhung der Geschosszahl im Sinne einer Nachverdichtung“ zu ermöglichen. „Die geplante höhere bauliche Ausnutzung der Grundstücke entspricht dem städtischen Ziel einer qualitätsvollen Innenentwicklung im Sinne einer Nachverdichtung bestehender Gewerbeflächen. Auf diese Weise kann eine Inanspruchnahme von Flächen im Außenbereich vermieden werden“, heißt es in der aktuellen Gemeinderatsvorlage.

In der jüngsten Sitzung des Vaihinger Bezirksbeirats fügte der Stadtplaner Michael Hausiel bei der Vorstellung des neuen Bebauungsplanentwurfs hinzu: „Es geht auch darum, umliegende Grundstücke nicht zu benachteiligen.“

Warum deckt die Stadt ihren Flächenbedarf in Vaihingen?

Uneinigkeit gab es in der Vergangenheit vor allem bei der Frage, ob der neue Bebauungsplan maximal drei oder maximal vier Geschosse erlauben sollte. Der Vaihinger Bezirksbeirat hatte dem Aufstellungsbeschluss nur zugestimmt unter der Maßgabe, dass maximal drei Stockwerke zugelassen werden. Doch das Gremium hat eben nur beratende Funktion. Der UTA entschied sich entgegen der Empfehlung der Lokalpolitiker für vier Geschosse. Der Ärger darüber hallte bei dem ein oder anderem Bezirksbeirat noch immer nach. Christa Tast (Grüne) schimpfte in Richtung der eigenen Stadträtin Anna Deparnay-Grunenberg, warum die Gewählten im Stuttgarter Rathaus immer meinten, es besser zu wissen als die Menschen vor Ort. Aber auch Ulrich Bayer (CDU), der „im Grunde ganz zufrieden“ mit den Plänen war, war beim Anblick der Visualisierung erstaunt, „wie hoch und wuchtig“ der Neubau von Drees & Sommer aussehe.

Die Mehrheit des Bezirksbeirats stimmte aus grundsätzlichen Überlegungen heraus gegen den Auslegungsbeschluss. Das Gewerbegebiet sei einst explizit für kleine Betriebe geschaffen worden. Der neue Bebauungsplan aber habe die Nachverdichtung zum Ziel und schließe damit kleine Unternehmen aus. „Darum kann ich das nicht befürworten“, sagte Axel Weber (CDU). Gerhard Wick (SÖS/Linke-plus) schlug in die gleiche Kerbe: „Die Waldplätze waren mal Grünflächen. Unsere Zustimmung zu dem Gewerbegebiet hat sich die Stadt damals mit dem Argument erkauft, dass kleine Betriebe Lagerflächen brauchen würden.“ Viel mehr aber störte Wick die unbeantwortete Frage: „Warum muss der Bedarf an zusätzlichen Gewerbeflächen immer im Stadtbezirk Vaihingen gedeckt werden?“

Wie ist das Verkehrs- und Parkplatzproblem zu lösen?

Schließlich ging es noch um das Thema Parkplätze. Die sind nämlich schon jetzt Mangelware im Gewerbegebiet Waldplätze. Die Folge ist, dass viele Beschäftigte den Parkplatz beim Buchrainfriedhof nutzen, weshalb Friedhofsbesucher dort keine freien Stellflächen mehr finden. Wenn Drees & Sommer neu baut, soll auch eine Tiefgarage mit 49 Stellplätzen entstehen. „Aber reicht das aus?“, fragte Sigrid Beckmann (SPD). Hausiel antwortete, dass Drees & Sommer seine Mitarbeiter angewiesen habe, nicht beim Friedhof zu parken. Zudem habe das Unternehmen ein Mobilitätskonzept erstellt. Es gebe Firmenfahrräder und eigene Pendelbusse, welche den Linienverkehr der SSB ergänzen. Auf diese Weise habe Drees & Sommer bereits 90 Mitarbeiter dazu bewege können, das eigene Auto stehen zu lassen.