Stuttgart-Vaihingen Planspiele und Perspektiven für Aurelis-Areal

In der Alten Kelter geht es um die Zukunft des Geländes südöstlich des Bahnhofs in Stuttgart-Vaihingen.
Vaihingen - Bunte Bänder, gelbe Doppelpfeile aus Papier, Parkplatzsymbole und Bushaltestellenschilder bedecken die Luftaufnahme des Vaihinger Bahnhofs samt Umgebung, die in Übergröße auf dem Boden der Alten Kelter fixiert wurde. Zettel mit Stichworten säumen den Rand. Die Spuren des Brainstormings beim Bürgerinformationsabend zur künftigen Nutzung und Gestaltung des Geländes südöstlich der Gleisanlagen wirken zwar noch ein wenig chaotisch, zeugen aber von reger Beteiligung und Ideenfülle.
2017 erwarb die Stadt das Areal von der Bahn-Tochter Aurelis Real Estate. Nun soll ein städtebaulicher Rahmenplan erstellt werden. Die Veranstaltung am Donnerstag informiert über den aktuellen Stand der Dinge und lotet die Vorstellungen der Anwohner darüber aus, was am Rande des Synergieparks geschehen soll. Das sei keine Bürgerbeteiligung, betont Bezirksvorsteher Kai Mungenast gleich zu Beginn. Diese solle zu einem späteren Zeitpunkt innerhalb des Planungsprozesses erfolgen. Bis zur Umsetzung wird voraussichtlich noch eine Menge Zeit ins Land gehen.
Zunächst sollen andere das Areal nutzen
Unter anderem sind verschiedene Zwischennutzungen für das Gelände vorgesehen. „Die Baulogistik für die Rohrer Kurve im Rahmen von Stuttgart 21 soll dort Platz finden“, erklärt Susanne Frucht, Abteilungsleiterin der Städtebaulichen Planung Filder. „Auch der geplante Ausbau des Vaihinger Bahnhofs zum Regionalbahnhof wird einen Teilbereich beanspruchen.“ Zwischenzeitlich soll auch die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) auf einen Teil des Areals ziehen. Entsprechend wenig Spielraum bleibt in den kommenden Jahren für konkrete städtebauliche Maßnahmen. „Das hat auch sein Gutes“, bemerkt ein älterer Herr. „So bleibt Zeit genug, etwas zu planen, was Hand und Fuß hat.“
Visionen sind auch seitens der Stadt vorhanden. Teilweise fußen sie auf der Planung aus Aurelis-Zeiten, die bereits ziemlich weit fortgeschritten war, wie der Blick auf drei damals entwickelte Szenarien zeigt. Eine Variante legt den Schwerpunkt auf die Nutzung als Parkanlage. Michael Hausiel, der das Sachgebiet Möhringen/Vaihingen beim Stadtplanungsamt leitet, stellt im Rahmen der einleitenden Podiumsrunde die Idee einer grünen Perlenkette vor, die von den Grünflächen an der Paradiesstraße über den Fanny-Leicht-Park bis zu zehn Anlagen zu einem losen Ring vereint. Das Gelände am Bahnhof könne als „neue schimmernde Perle“ mit einbezogen werden. Wolfgang Forderer, Leiter der Abteilung Mobilität im Rathaus, sieht im Süden des Areals einen „Lernort für ein Mobilitätszentrum“ entstehen. Selbst, wenn es einen Regionalbahnhalt gebe, werde vielen Arbeitnehmern aus dem Synergiepark der Weg vom Bahnhof ins Büro weiterhin zu weit sein. „Sie fahren dann lieber gleich mit dem Auto“, so der Experte. Es gelte, ein neues Bewusstsein für die Nutzung alternativer Mobilität zu schaffen.
Alternativen wie die Seilbahn stoßen auf Skepsis
Alfred Ruther-Mehlis, der als Vertreter des Gewerbemanagements Synergiepark Plus gekommen ist, nimmt diese Ausführungen zum Anlass, die Bedeutung der Fläche am Bahnhof als Bindeglied zwischen Gewerbegebiet und Vaihingen-Mitte hervorzuheben. „Wir brauchen eine Lösung, die dem Synergiepark und den Bürgern zugutekommt“, hebt er hervor. „Das schließt Lösungen wie eine Grünanlage nicht aus. Sie würde ja auch zu einer Aufwertung des Arbeitsumfelds am Synergiepark führen.“ Bis 2030 werden dort 40 000 Menschen tätig sein. Es ist an Andreas Hemmerich, das unvermeidliche Thema Verkehrsbelastung anzupacken. Neue Lösungen hat der Planer erwartungsgemäß nicht parat. Es geht um die Seilbahn, das Park-and-Ride-Parkhaus in der Nähe der Nord-Süd-Straße und den Ausbau der selben. Zukunftsmusik, die auf Skepsis stößt.
Das klingt auch bei den nachfolgenden Gesprächen rund um die beiden Luftaufnahmen auf dem Kelter-Boden an, die sich nicht auf die Befragung der Experten beschränken. Schnell entspinnen sich Diskussionen unter den Besuchern, immer wieder greifen die moderierenden Mitarbeiterinnen des Architektur- und Stadtplanungs-Büros Planbar Hoch 3 mit gezielten Fragen ein und lenken die Gespräche auf bestimmte Punkte. Wer soll in den Planungsprozess einbezogen werden und in welcher Form? Welche häufig genutzten Wege sollten besondere Beachtung finden? Wäre eine Überführung über die Bahngleise möglich? Die Beteiligung am Meinungsaustausch ist rege. Am Ende hat jeder eine Menge Eindrücke gewonnen. Die Resonanz ist positiv.
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