Der VVS informiert übers Handy über freie Plätze in den Parkhäusern Albstraße und Österfeld. Es soll Autofahrer für das Umsteigen auf Bus und Bahn gewinnen. Die Wirkung ist fraglich.

Vaihingen/Rohr/Degerloch - Der Verkehrs- und Tarifverbund VVS startet mit einem Projekt, das mehr Autofahrer für das Umsteigen auf Bus und Bahn gewinnen soll. Mit einem neuen Menüpunkt auf der VVS-App soll das sogenannte Park-and-ride attraktiver werden. Fahrgäste, die auf ihrem Weg in die Innenstadt das eigene Auto in einer von insgesamt 218 Park-and-ride-Anlagen mit mehr als 17 000 Stellplätzen abstellen, sollen auf der App erfahren, ob sie in einem Parkhaus in ihrer Nähe auch fündig werden. Die ersten beiden Anlagen, über die auf der App Auskunft gegeben wird, sind die an der Degerlocher Albstraße und im Vaihinger Österfeld.

 

An den Schranken werden die Autos gezählt

Diese Parkhäuser seien aus technischen Gründen die ersten, die von der App erfasst werden, teilt der VVS mit. Denn sie verfügen über ein Zählsystem, das Autos registriert, die am Eingang die Schranke passieren. Diese Daten werden der Integrierten Verkehrsleitzentrale übermittelt. Sie stellt sie dann der VVS für ihre App zur Verfügung. In Österfeld und Degerloch existierten die Voraussetzungen für eine aktuelle Beleginformation, meint die VVS-Sprecherin Pia Karge. „Bei oberirdischen Parkplätzen ohne Zugangssperren wie Schranken ist die Erfassung schwieriger“, fügt sie hinzu. Dennoch sei es das Ziel des VVS, die Erfassung der Belegungszahlen für immer mehr Park-and-ride-Stellplätze umzusetzen. Die Kosten für die neue Menüfunktion der VVS-App sind dabei aus Sicht des Verkehrsverbunds überschaubar. Karge beziffert sie mit 1000 Euro.

Die App soll laut der VVS-Sprecherin der Umwelt dienen, in dem sie die Parkplatzsuche verkürzt. „Die Autofahrer können nachschauen, wo ein Stellplatz frei ist und das Parkhaus direkt ansteuern. Sie sind so kürzer unterwegs und das reduziert die Feinstaubbelastung“, erklärt Karge. Die App sei gleichwohl auch als Serviceleistung an die Fahrgäste zu verstehen, betont die VVS-Sprecherin. „Die Parkplatzsuche kostet ja Zeit und Nerven.“

Dem ein oder anderem Vaihinger mag es dennoch unsinnig erscheinen, dass ausgerechnet das Parkhaus Österfeld als Pilotanlage dient. Denn seit der Umwandlung zu einem offiziellen Park-and-ride-Haus und der damit einhergehenden Gebührenerhöhung, ist es ohnehin meistens ziemlich leer. Stattdessen parken viele Autofahrer lieber in den umliegenden Wohngebieten. Das betrifft sowohl die Beschäftigten des Step-Areals als auch Urlauber, die ihren Wagen parken und dann mit der S-Bahn weiter zum Flughafen fahren. Erst im Dezember kritisierten Anwohner und Lokalpolitiker diese Situation bei den „Fünf Minuten für die Bürger“ im Vaihinger Bezirksbeirat. Die Gremiumsmitglieder forderten die Verwaltung einstimmig in einem interfraktionellen Antrag zum Gegensteuern auf.

Die Fachverwaltung kennt das Problem

In Rohr sei die Situation noch „viel brutaler“, schreibt ein Leser unserer Zeitung. „Hier wird täglich von den Pendlern, die eine Zone sparen wollen, im Wohngebiet geparkt. Die kommen, obwohl eine 30er-Zone, am Morgen mit hoher Geschwindigkeit, weil sie noch Züge erreichen wollen.“ Auch die Urlauber seien ein Problem – spätestens seitdem die kostenlose Parksituation auch im Internet angepriesen werde. Besonders schlimm sei es entlang der Schwarzbachstraße. Und an der Egelhaafstraße würden sie sogar wochenlang auf dem Gehweg in der Kurve zur Hutzlenstraße parken. „Der städtische Verkehrsüberwachungsdienst ist dort sehr selten tätig und belässt es vermutlich bei einer Verwarnung“, kritisiert der Leser.

Die Verwaltung kennt das Problem. Rund um die S-Bahnstation habe sich der Parkdruck deutlich erhöht. Dies hänge auch mit der Verlängerung der Stadtbahnlinie U 12 nach Dürrlewang zusammen, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Pressestelle. Betroffen seien insbesondere die Egelhaaf-, Osterbronn-, Rathaus-, Steig- und Schönbuchstraße. In der Vergangenheit habe es deswegen einzelne Beschwerden gegeben. In letzter Zeit seien aber keine Gelben Karten mehr eingegangenen, so die Pressestelle. Sie verweist zudem darauf, dass die Mitarbeiter des Ordnungsamts im Stadtteil Rohr regelmäßig kontrollieren, und zwar „tagsüber vier- bis fünfmal in der Woche, also fast täglich“.