Das Frauchen der beiden Chihuahuas kann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mit ihren Hunden Gassi gehen. Über das Projekt „Silberpfoten“ sucht der Tierschutzverein Stuttgart Ehrenamtliche, die diese Aufgabe übernehmen wollen.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Endlich ist Frauchen wieder zuhause. Endlich sind die beiden Chihuahuas und die Vaihinger Seniorin wieder vereint. Ein monatelanger Krankenhausaufenthalt der Dame hatte das Gespann zuvor getrennt. Sally und Chiccolo wurden während dieser Zeit über das Projekt „Silberpfoten“ im Tierheim betreut. Dort waren sie zwar in den besten Händen. Nun sind die beiden Chihuahuas aber glücklich, wieder in den eigenen vier Wänden in der Nähe des Stadtparks zu sein – ebenso wie Frauchen.

 

Doch das Zusammenleben von Tieren und Mensch ist nun schwieriger geworden. Wegen ihrer schweren Erkrankung kann die Vaihingerin nicht mehr mit ihren Lieblingen Gassi gehen. Sie ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Der Tierschutzverein Stuttgart und Umgebung sucht nun über sein Projekt „Silberpfoten“ Freiwillige, die ein- bis zweimal die Woche eine Runde mit den beiden Hunden drehen. „Die zwei sind sehr umgänglich“, attestiert Projektleiter Marcel Yousef den acht und elf Jahre alten Chihuahuas.

Für viele Senioren sind Haustiere die einzigen Sozialkontakte

Das Projekt ist eine Form der Nachbarschaftshilfe. Senioren, die gesundheitlich nicht mehr im Stande sind, ihre Tiere vollumfänglich zu versorgen, bekommen Unterstützung durch Ehrenamtliche. Ziel ist es, Haustieren und ihren Besitzern so viel Zeit wie möglich miteinander zu geben. „Für viele ältere Menschen ist das Haustier der einzige verbliebene emotionale Halt“, sagt Yousef. Wenn Ehepartner verstorben sind und die Kinder weit weg wohnen, bleiben Hund, Katze und Co. oft die einzigen Sozialkontakte für die Senioren.

Für die ehrenamtlichen Helfer ist das Projekt eine Möglichkeit, sich um ein Tier zu kümmern, wenn sie selbst nicht genügend Platz oder die Zeit für ein eigenes Haustier haben. Auch die Tiere profitieren von den Silberpfoten. „Sie können länger in ihrem gewohnten Zuhause bleiben und müssen nicht im Tierheim abgegeben werden, wenn die Besitzer die Pflege nicht mehr leisten können“, sagt der Projektleiter.

Für die Klienten ist das Angebot kostenlos

2014 wurde das Projekt „Silberpfoten“ unter dem Dach des Tierschutzvereins Stuttgart gegründet. Die Nachfrage ist groß, berichtet der Projektleiter: „Wir versuchen damit, den Stand der Dinge zuhause so lange wie möglich zu halten, damit die Tiere gar nicht erst ins Tierheim kommen.“ Das Angebot ist für die Senioren kostenlos. Finanziert wird es hauptsächlich über Spenden und Nachlässe. Im vergangenen Jahr ist das Projekt mit dem Deutschen Tierschutzpreis ausgezeichnet worden. „Das ist eine tolle Anerkennung für unsere Arbeit. Und es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt Yousef.

Bei Bedarf kümmern sich die Tierpfleger und Helfer aber auch im Tierheim um die Schützlinge, während etwa die Besitzer im Krankenhaus sind. So, wie es bei Sally und Chiccolo der Fall war. „In den Wochen, in denen sie hier waren, konnte Frauchen sich erholen und wusste, dass ihre Lieblinge derweil in guten Händen sind“, sagt Yousef. Seit sie sich innerhalb ihrer eigenen vier Wände wieder um sie kümmern kann, sind die beiden Chihuahuas wieder zuhause. Nur eben beim Ausführen der Hunde braucht die Vaihingerin Unterstützung.

Für jeden Fall wird der passende Ehrenamtliche gefunden

Besondere Anforderungen müssen die ehrenamtlichen Gassigeher keine erfüllen. Sie sollten aber die Liebe zu Tieren mitbringen und aus versicherungstechnischen Gründen mindestens 18 Jahre alt sein. Das gilt nicht nur für den aktuellen Fall in Vaihingen, sondern für alle Ehrenamtlichen, die sich bei den Silberpfoten einbringen wollen. „Je größer unser Pool an Freiwilligen, desto schneller finden wir die passenden Ehrenamtlichen für unsere Klienten“, sagt Yousef. Und so gebe es immer jemanden, der einspringen kann, wenn der übliche Helfer einmal ausfällt.

Je nach Fall führen die Freiwilligen die Hunde aus, bürsten Langhaarkatzen, säubern Kaninchenställe, liefern Futter an oder begleiten Tier und Besitzer zum Tierarzt. Der Tierschutzverein schaut sich die Ehrenamtlichen genau an, bevor sie an die Klienten vermittelt werden. Da sich mehrere Helfer einen Fall teilen, hält sich der zeitliche Aufwand für den einzelnen in Grenzen. „Unser Motto ist: jeder kann, keiner muss“, sagt Yousef.

Kontakt Interessenten können per E-Mail an silberpfoten@stuttgart-tierheim.de Infomaterial anfordern und sich in den Verteiler aufnehmen lassen. Projektleiter Marcel Yousef ist erreichbar unter Telefon 07 11/65 67 74 11.