Die Bezirksbeiräte von Stuttgart-Vaihingen und Stuttgart-Möhringen haben sich am Dienstagabend gemeinsam mit den verkehrlichen Auswirkungen des immer weiter wachsenden Synergieparks befasst.

Vaihingen/Möhringen - An der Universität Vaihingen werden in den kommenden Jahren 1500 zusätzliche Studierende und Beschäftigte erwartet. Das Eiermann-Areal soll Raum für 3500 Bewohner und 1900 Beschäftigte bieten. Im Synergiepark, dem Industriegebiet zwischen Vaihingen und Möhringen, werden aufgrund von Projekten wie der neuen Daimler-Niederlassung und der Ansiedlung der Allianz in absehbarer Zeit mehrere tausend Menschen mehr arbeiten als heute. Schon jetzt stoßen die beiden Stadtbezirke, was den motorisierten Individualverkehr angeht, an ihre Belastungsgrenzen. Am Dienstag trafen sich die Bezirksbeiräte zu einer gemeinsamen Sitzung in der Alten Kelter in Vaihingen, um sich über den neuen Stand des städtischen Verkehrsstrukturplans zu informieren.

 

Der überwiegende Eindruck nach der Präsentation der aktuellen Lösungsansätze durch Stadtplaner Andreas Hemmerich war ernüchternd. Dieter Bernhardt von der Möhringer SPD sprach vielen Anwesenden aus dem Herzen, als er monierte, im Vergleich zum letzten, teilweise scharf kritisierten Papier habe sich kaum etwas geändert. „Ich bin enttäuscht“, sagte er rundheraus. Der Ausbau der Nord-Süd-Straße sei zwar keine tragfähige Lösung, aber nach wie vor ein zentraler Punkt in den Überlegungen der Stadt. Bernhardt fürchtete, am Ende könne alles auf ein Verkehrskonzept für Vaihingen zulasten von Möhringen hinauslaufen. Sein CDU-Kollege Fred Wagner teilte zumindest die Ansicht, dass eine weitere Zunahme des Verkehrs keineswegs zu verkraften wäre: „Wir haben 33 000 Einwohner und noch mehr Autos“, stellte er fest. „Weitere Fahrzeuge von außerhalb gilt es zu vermeiden.“ Der Verkehr müsse um Möhringen herumgeleitet werden. Auch schlug Wagner vor, die Stadtbahnlinie U 6 vom Fasanenhof aus zur Endhaltestelle der U 12 hin zu erweitern, um das Industriegebiet stärker für den ÖPNV zu erschließen.

Das Gift der Gewerbesteuer

Generell musste Hemmerich viel Kritik an der Ausrichtung des Konzepts zur Kenntnis nehmen, die stark auf das Kanalisieren von Pkw-Strömen und wenig auf Alternativen setzt. Monika Hermann-Lobreyer (Möhringer Grüne) vermisste restriktive Maßnahmen, die Autofahrer zum Umstieg bewegen könnten. Ihr Vaihinger Parteigenosse Klaus Spieske würde am liebsten gleich die Ansiedlung weiterer Unternehmen im Synergiepark reglementieren. Er sprach vom „Gift der Gewerbesteuer.“ Axel Weber (CDU, Vaihingen) schlug in eine ähnliche Kerbe: „Was haben wir von der übermäßigen Ansiedlung von Industrie, solange wir gleichzeitig die höchsten ÖPNV-Preise in der Region, überteuerte Wohnungen und marode Schulen haben?“, fragte er.

Günter Sabow, Vorstand der Wirtschafts- und Industrievereinigung Stuttgart (WIV), hat naturgemäß kein grundsätzliches Problem mit dem Wachstum des Synergieparks. Auch seine Wortmeldung zielte jedoch darauf ab, die Stadt zu einem grundlegenden Umdenken in der Verkehrsplanung, vor allem aber zu raschem Handeln zu bewegen. „Wenn wir in den nächsten Jahren bis zu 40 000 Beschäftigte in diesem Bereich haben, dann ist das kein Industriegebiet mehr, sondern ein Stadtteil“, gab er zu bedenken. „Wir haben schon im Jahr 2000 aus einer etwas anderen Ausgangslage heraus eine Zukunftsoffensive für Vaihingen gestartet. Was von den damaligen Überlegungen umgesetzt wurde, ist die neue Strecke der U 12. Alles andere ist liegengeblieben.“ Sabows Fazit: „Es geht zu langsam.“ Dabei müsste man den Synergiepark seiner Meinung nach auch hinsichtlich seiner Aufenthaltsqualität und besseren Einkaufsmöglichkeiten für Arbeitnehmer weiterentwickeln.

Bei aller Unzufriedenheit war am Dienstagabend das Bemühen aller Beteiligten spürbar, eine umfassende Lösung für die anstehende Verkehrsbelastung zu finden. Vaihingen und Möhringen ziehen dabei offenbar am selben Strang. Auch die WIV will zusätzliche Fahrzeuge im Industriegebiet vermeiden. Diese Erkenntnis und die Tatsache, dass im Haushalt zwei Millionen Euro an Planungsmitteln für die nächsten beiden Jahre freigegeben wurden, können als positive Signale für die Zukunft gewertet werden.