In Stuttgart-Vaihingen und Stuttgart-Möhringen leben immer mehr Kinder. Doch die Stadt hinkt hinterher, wenn es um die Bereitstellung von Betreuungsplätzen geht. Neue Kitas sind zwar im Bau oder in Planung, aber es fehlt auch an Betreuungspersonal.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Möhringen/Vaihingen - Zum Stichtag 31. Dezember 2016 lebten 1010 Kinder im Alter von null bis drei Jahren in Möhringen. Das entspricht einem Zuwachs von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für sie gab es zum Stichtag 1. März 2017 377 Betreuungsplätze. Das ist dem aktuellen Jahresbericht zur Entwicklung der Kinderbetreuung in Stuttgart zu entnehmen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Versorgungsgrad in Möhringen verringert. 2017 hatten 37 Prozent der Kinder unter drei Jahren einen Betreuungsplatz, 2016 waren es noch 39 Prozent. Im stadtweiten Durchschnitt liegt die Betreuungsquote bei 43,2 Prozent.

 

Ein Problem ist, dass nicht alle zur Verfügung stehenden Betreuungsplätze auch genutzt werden können – es fehlt an Erzieherinnen. „Die angesprochene Problematik ist grundsätzlich stadtweit und trägerübergreifend vorhanden“, erklärt eine Mitarbeiterin des Jugendamts. „Vor allem bei neuen Einrichtungen ist es für die Träger besonders herausfordernd, rechtzeitig zur Eröffnung ausreichend Personal zur Verfügung zu stellen. Deshalb werden neue Einrichtungen gruppenweise sukzessive aufgebaut.“ Genaue Zahlen, wie viele Betreuer in den einzelnen Einrichtungen fehlen, kann das Jugendamt nicht nennen, da sich die Personalsituation laufend verändere.

Nachholbedarf bei Plätzen für Kleinkinder

Aufgrund der aktuellen Kinderzahlen gibt die Stadt den Versorgungsgrad der Kleinkinder in Möhringen mit 57 Prozent an. Das entspricht 200 weiteren Plätzen. „In jedem Stadtteil besteht Nachholbedarf, wobei die Nachfrage in Möhringen mit 136 Plätzen am höchsten und in Sonnenberg mit 22 Plätzen am geringsten ist“, ist dem Jahresbericht zu entnehmen.

Mit den bereits beschlossenen Maßnahmen, die aber noch in der Umsetzung sind, wird sich die Versorgungsquote bei den Kleinkindern mit 479 Plätzen auf 47 Prozent erhöhen. Das sind laut der Auflistung der Stadt beispielsweise die städtischen Kitas am Schneewittchenweg, an der Widmaierstraße und an der Holdermannstraße, sowie das Vorhaben der katholischen Kirche am Delpweg auf dem Fasanenhof und der evangelischen Kirche an der Johannes-Krämer-Straße in Sonnenberg. Der Träger Himpelchen und Pimpelchen baut an der Unteraicher Straße eine neue Einrichtung. Weitere Platzgewinne verspricht sich die Stadt in der Umwandlung von Hort- und Kindertagesstättenplätze. „Darüber hinaus sind die Neubauten größerer Kitas auf dem Hansa-Areal und am Ehrlichweg im Stadtteil Fasanenhof sowie die Weiterverwendung der Immobilie Vaihinger Straße 79 in der Planungsphase“, steht in der Vorlage.

Weitere Kindergartenplätze sind erforderlich

Im vergangenen Jahr lebten in Möhringen 942 Kinder zwischen drei und sechs Jahren, das sind 56 mehr als noch 2016. Für sie stehen 982 Plätze zur Verfügung, das entspricht einem Versorgungsgrad von 104 Prozent. Das klingt zwar nach viel, ist aber laut dem Jahresbericht „gerade noch bedarfsdeckend“. Zwar gibt es auf dem Papier genügend Plätze, aber wegen des Mangels an Betreuern können nicht alle besetzt werden. In Möhringen mit 98 Prozent und Fasanenhof mit 83 Prozent ist die Versorgungsquote unterdurchschnittlich, während in Sonnenberg die Platzversorgung über dem Durchschnitt liegt. Der Anteil an Ganztagesplätzen für die Kinder unter sechs Jahren liegt bei 67 Prozent, das entspreche „somit annähernd der gesamtstädtischen Zielmarke“ von 70 Prozent.

Nach Umsetzung bereits beschlossener Maßnahmen soll sich die Quote auf 112 Prozent erhöhen, der Ganztagsanteil soll auf 89 Prozent steigen. Weil die Stadt aber damit rechnet, dass die Kinderzahlen weiter steigen – auch durch Zuzüge – „werden weitere Anstrengungen zur Realisierung zusätzlicher Kindergartenplätze erforderlich“, heißt es im Jahresbericht.

Betriebskitas decken einen Teil des Bedarfs

In Vaihingen ist die Lage etwas besser. Dort lebten zum Stichtag 1243 Kinder unter drei Jahren und 1237 Kinder von drei bis sechs Jahren. Für die Kleinkinder standen 504 Betreuungsplätze zur Verfügung, das entspricht einer Versorgungsquote von 41 Prozent. 227 Plätze fehlen aktuell. Für die Kindergartenkinder gab es 1302 Plätze, das entspricht 105 Prozent, 67 Prozent der Kindergartenkinder hatten einen Ganztagsplatz. „Die Kinderzahlen unterliegen keinen großen Schwankungen“, schreibt die Stadt. Allerdings rechnet sie damit, dass mit dem Zuzug von Daimler und Allianz der Bedarf an Betreuungsplätzen steigen wird. Im Idealfall werde dieser Bedarf durch Betriebskitas weitgehend gedeckt.

Bereits beschlossen aber noch in der Umsetzung sind weitere 167 Plätze für Kinder unter drei Jahren. Damit verbessert sich die Versorgungsquote im Kleinkindbereich auf 54 Prozent, Versorgungsziel sind 59 Prozent. Die Quote für die Ganztagsbetreuung von Drei- bis Sechsjährigen soll sich mit den derzeit in der Umsetzung befindlichen Einrichtungen auf 89 Prozent erhöhen. Insgesamt läge der Versorgungsgrad bei den Kindergartenkindern dann bei 116 Prozent. Ein Teil der Plätze könnte zum Ausgleich der Defizite im Kleinkindbereich auch in Kleinkindplätze umgewandelt werden, heißt es in dem Jahresbericht. Neue Kitas entstehen unter anderem an der Don-Carlos-Straße, an der Krehlstraße, am Wallgraben, der Heßbrühlstraße, der Meluner Straße und der Freibadstraße. Die Hortplätze an der Emilienstraße werden zum Teil umgewandelt in Plätze für drei- bis zehnjährige Kinder.