Im Synergiepark Stuttgart-Vaihingen ist am Dienstag der Grundstein für einen neuen Büro- und Gewerbebau gelegt worden. Was macht den Standort trotz der täglichen Staus attraktiv?

Vaihingen - An der Ecke Ruppmannstraße/Schockenriedstraße wird emsig gearbeitet. Nicht einmal während der Grundsteinlegung für das New Efficient Office, kurz Neo, ruht die Baustelle. Anfang 2020 soll ein siebenstöckiges Gebäude mit 15 000 Quadratmeter Bürofläche und 3000 Quadratmeter Gewerbeflächen im Erdgeschoss stehen; 355 Parkplätze und 180 Fahrradstellplätze inklusive – die meisten in einer zweistöckigen Tiefgarage.

 

Ehe die Autos einparken können, müssen sie allerdings erst einmal in den Synergiepark gelangen. Derzeit sind Staus im und um das Gewerbegebiet an der Tagesordnung. Mit der Ansiedlung von Daimler und Allianz dürfte sich die Situation noch spürbar verschärfen. Stefan Willwersch, verantwortlicher Architekt und Vertreter des Bauherrn W2 Development beim Festakt am Dienstagvormittag, sieht dennoch vor allem die Vorteile des Areals für den Neo-Bau: „Der Synergiepark boomt“, stellte er fest. „Die innenstädtischen Büroflächen werden knapp und hier liegt offenbar die Zukunft. Das heißt zunächst einmal, dass wir auch geeignete Mieter finden und sich das Projekt rechnet.“

Mit dem Neubau fallen etwa 150 Parkplätze weg

Was den Verkehr angeht, setzt Willwersch auf die Einsicht der Arbeitgeber und der Mitarbeiter: „Wir können von den Firmen, die hier einziehen, nicht verlangen, dass sie Auflagen erfüllen, was den Individualverkehr betrifft“, räumte er ein. „Ich denke aber, dass das Thema den meisten Unternehmen am Herzen liegt.“ Dass durch den Neubau rund 150 frei verfügbare Parkmöglichkeiten wegfallen und die entsprechenden Fahrzeughalter nun anderweitig sehen müssen, wo sie ihr Auto abstellen, bedauerte er. Öffentliche Parkplätze ins Konzept einzubeziehen, sei jedoch schlicht nicht möglich gewesen.

Erster Bürgermeister Michael Föll, pries das Neo als „wunderbares Beispiel für die Verbindung von Arbeits- und Lebenswelt“ an, nutzte sein Grußwort aber auch für ein verkehrspolitisches Statement: „Wir brauchen einen Ausbau der Nord-Süd-Straße und einen Anschluss an die Autobahn, wenn wir die verkehrlichen Verhältnisse verbessern wollen“, betonte er. Überlegungen wie der Bau einer Seilbahn seien im Vergleich dazu nur ein nettes Extra. Hingegen warb Föll für einen weiteren Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Nach der erfolgreichen Verlängerung der U 12 stünden nun Projekte wie der Ausbau des Vaihinger Bahnhofs zum Regionalbahnhof an.

Sollte die Nord-Süd-Straße zur Landstraße werden?

„Das kann noch dauern“, gab Bezirksbeirat Ulrich Bayer (CDU) zu bedenken. „Soweit ich weiß, kommt der Regionalhalt erst nach der Fertigstellung von Stuttgart 21.“ Auch Bayer sieht keine Alternative zu einem Straßenausbau mit Augenmaß und in Kombination mit einer noch stärkeren Nutzung des ÖPNV. „Wer auf dem Weg zur Arbeit dreimal eine Stunde im Stau gestanden hat, sollte von selbst auf die Idee kommen, etwas Anderes auszuprobieren“, sagte er. Der Neo-Standort liege mit einem fünfminütigen Fußweg zu S-Bahn, Stadtbahn und Bussen ideal, so der Bezirksbeirat.

Züblin-Direktionsleiter Harald Supper hatte eine ganz eigene Idee zur Lösung des Verkehrsproblems: „Herr Föll, lassen Sie die Nord-Süd-Straße bei Google Maps einfach als Landstraße kennzeichnen, damit sie nicht länger als Autobahnumfahrung genutzt wird“, schlug er vor. Man müsse den Verkehr wieder zurück auf die Hauptstraßen bringen. „Ich verstehe nicht, warum man nicht längst Institutionen wie die Universität in die Entwicklung eines Verkehrskonzepts einbezogen hat?“, wunderte sich Ulrich Bayer. „Dort befassen sich mehrere Institute mit entsprechenden Themen. Ein kleines Projekt wie dieses hier, können wir gut verkraften. Die Daimler-Niederlassung oder der Eiermann-Campus könnten aber auch verkehrstechnisch zu echten Herausforderungen werden.“