Völlig unbeachtet hängt eine Telefonzelle am Schillerplatz in Stuttgart-Vaihingen. Wird diese überhaupt noch genutzt?

Vaihingen - Wer in den 1980er Jahren geboren wurde, hatte vermutlich noch die Ehre, in einer Telefonzelle zu telefonieren. Früher standen sie noch an vielen Ecken, auf Marktplätzen, an Bushaltestellen, Parkplätzen und Autobahnraststätten. In der heutigen Zeit des Mobiltelefons ist das nicht mehr so, sollte man meinen. Doch wer am Schillerplatz in Vaihingen genauer hinschaut, entdeckt in einer Nische neben der Post, das Überbleibsel aus einer Zeit, in der kaum jemand rund um die Uhr erreichbar war.

 

Eine Atmosphäre wie in einem Badezimmer

Gelbe Kacheln zieren die Innenwände der Zelle. Fast sieht es aus, wie eine Dusche in einem Badezimmer. Der Telefonhörer liegt schwer in der Hand und die Tasten erfordern einigen Druck. Aber wer einmal genug Kleingeld eingeworfen und die richtige Nummer gewählt hat, bekommt eine tadellose Verbindung. Allein der Verkehrslärm am Schillerplatz stört beim Hören des Gesprächspartners am anderen Ende der Leitung. Das wäre mit dem Handy aber nicht anders. Jedoch bei 50 Cent für die erste Minute und 10 Cent für jede weitere will man das Gespräch nicht ewig in die Länge ziehen– was man bei der ungemütlichen Atmosphäre wohl ohnehin gern vermeidet.

Es gibt schlechte Nachrichten für diese Telefonzelle. Sie wird im Frühjahr abgebaut. Der Grund: Ihr Umsatz beträgt weniger als 50 Euro im Monat. „Bei solchen unwirtschaftlichen Fernsprechern kontaktieren wir die zuständige Kommune, ob die Zelle abgebaut werden oder durch ein Basistelefon ersetzt werden soll“, sagt Hubertus Kischkewitz. Er ist Pressesprecher bei der Deutschen Telekom. Ein Basistelefon ist eine günstigere Version der Telefonzelle. Dort kann der Kunde nur noch mit einer Telefonkarte telefonieren. Der Apparat besteht aus einem Metallpfosten, an dem ein Telefonhörer hängt. Notrufe sind jedoch wie üblich kostenlos. Ob diese Lösung an den Vaihinger Schillerplatz kommt, ist noch nicht sicher.

Telefonzellen gibt es vor allem noch an Flughäfen und Bahnhöfen

In Stuttgart sind im vergangenen Jahr sechs Telefonzellen abgebaut worden. Nach Auskunft der Pressestelle der Stadt befanden sich diese in den Stadtteilen Ost, Hedelfingen, Bad Cannstatt, Feuerbach, Giebel und Wolfbusch. „Über die Standorte, die für den Rückbau 2019 in Frage kommen, wurden noch keine Gespräche geführt“, ergänzt die städtische Pressesprecherin Jana Steinbeck.

„Der Kunde entscheidet durch seine Nutzung selbst darüber, wo und in welcher Anzahl öffentliche Telefone zur Verfügung stehen“, sagt Kischkewitz von der Telekom. Überall dort, wo es wirtschaftlich sinnvoll sei, bleiben die öffentlichen Telefone in Betrieb. Dies sei insbesondere an Flughäfen und Bahnhöfen der Fall.