Schnäppchenjäger aufgepasst: Wer Bahntickets übers Internet kauft, könnte Betrügern auf den Leim gehen und doppelt zahlen müssen. Vier Betrüger sind in Stuttgart verurteilt worden.

Stuttgart/Esslingen - Wenn die Bahn AG oder der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) jemandem den Preis für eine Fahrkarte abbucht, obwohl derjenige überhaupt kein Ticket gekauft hat, dann sind meist Betrüger am Werk. Vier solche Betrüger hat das Landgericht jetzt wegen eines groß angelegten Schwindels mit Bahn- und VVS-Tickets verurteilt. Drei Angeklagte müssen hinter Gitter, einer kam mit einer Bewährungsstrafe davon.

 

Das Ganze läuft übers Internet. Dort besorgen sich die Gauner in einem Forum, das nicht im „normalen“ Internet, sondern im sogenannten Darknet zu finden ist, Kreditkartensätze von existierenden, aber ahnungslosen Personen. Diese Daten sind irgendwann irgendwo gestohlen worden. So ein Datensatz kostet zwischen fünf und 25 Euro. Damit kaufen die Betrüger reguläre Tickets, beispielsweise für einen Trip von Kassel nach Stuttgart für rund 70 Euro. Diese Fahrkarten bieten sie im Internet für 30 Euro an. Schließlich haben sie die regulären Fahrkarten ja nicht selbst bezahlt. Soll heißen: Eine Person, die nichts davon weiß, zahlt das Ticket, die Betrüger machen 100 Prozent Gewinn. Die Geprellten bekommen das Geld von der Bahn erstattet, die wiederum auf dem Schaden sitzenbleibt.

554 Fälle des Computerbetrugs

Fragt der Schnäppchenjäger nach, wird ihm vorgelogen, die Tickets, auf denen der reguläre Fahrpreis steht, stammten aus einem Firmenkontingent. Man dürfe bei der Kontrolle aber auf keinen Fall sagen, für welchen Preis man die Fahrkarte gekauft habe. Tatsache ist, dass ein so erwischter Reisender den normalen Fahrpreis plus Aufschlag bezahlen muss. In der Regel erstattet die Bahn auch Anzeige.

Die Angeklagten aus Algerien, Syrien und Marokko hatten ihre illegalen Geschäfte von Internetcafés in Bad Cannstatt und Esslingen aus betrieben. Dem 24-Jährigen wurden 554 Fälle des Computerbetrugs mit Bahntickets nachgewiesen, zwei seiner Mitangeklagten sollen für mehr als 300 Fälle verantwortlich sein. Der Schaden: rund 70 000 Euro. Ein anderer 24-Jähriger soll nur bei 19 Fällen mitgewirkt haben. Er hatte ein frühes Geständnis abgelegt. „Eher eine Randfigur“, so Norbert Winkelmann, Vorsitzender Richter. Der Mann wurde zu acht Monaten auf Bewährung verurteilt. Seine Komplizen wandern jeweils für zwei Jahre und neun, zwei Jahre und zehn sowie zwei Jahre und elf Monate hinter Gitter. Sie müssen mit ausländerrechtlichen Konsequenzen rechnen.