Die Modeschule in der Ulmer Straße bleibt staatlich. Die Stadt wird keine weiteren Verhandlungen mehr zur Übernahme der Trägerschaft mehr führen. Die Modeschule ist bundesweit einzigartig.

Wangen - Die Stadt Stuttgart wird keine weiteren Verhandlungen mit dem Land bezüglich einer Übernahme der Trägerschaft für die in der Ulmer Straße 227 in Wangen ansässige Staatliche Modeschule führen. Zu diesem Entschluss sind Stadträte und Verwaltung nach der Prüfung aller Vor- und Nachteile gekommen. Es bleibt demnach alles, wie es ist.

 

Wie berichtet, hatte der gemeinderätliche Verwaltungsausschuss im Mai vergangenen Jahres, nachdem das Kultusministerium der Stadt die Übernahme der Trägerschaft angeboten hatte, einen entsprechenden Prüfauftrag zur Eingliederung der Staatlichen Modeschule in die städtische Meisterschule für das Maßschneiderhandwerk in Feuerbach erteilt. Die Ergebnisse der Gespräche mit dem Land und den beiden Schulen wurden dem Gremium jüngst präsentiert. In der Mitteilungsvorlage räumt die Bürgermeisterin für Jugend und Bildung, Isabel Fezer, zwar ein, dass Synergieeffekte durchaus vorstellbar wären: So könnte das Kompetenzzentrum Mode an der Kerschensteinerschule durch die Zusammenführung der Erstausbildung und Weiterbildung gestärkt werden. Dies sei jedoch nur zu erreichen, „wenn neben der schulorganisatorischen auch eine räumliche Zusammenführung erfolgt“.

Aufwändige Planung wäre notwendig

Eben jene scheint „grundsätzlich möglich“, wird jedoch kritisch gesehen. Denn für die Unterbringung der Staatlichen Modeschule im Gebäude der Kerschensteinerschule in der Steiermärker Straße 72 wäre zunächst eine aufwendige Planung der erforderlichen Umstrukturierungsmaßnahmen notwendig, erläutert Fezer. Dieses neue Projekt sei bisher nicht im Investitionsprogramm enthalten – mit den Planungen könnte frühestens 2025 begonnen werden. Die kommenden Jahre müssten die Schülerinnen und Schülerinnen der Modeschule also bei einer Übernahme der Schulträgerschaft zunächst weiter in der Ulmer Straße 227 verbleiben. Da sich das Gebäude in Wangen jedoch im Eigentum des Landes befindet, müsste es die Stadt Stuttgart als Außenstelle der Kerschensteinerschule anmieten. „Hierfür würden grob überschlägig jährliche Miet- und Betriebskosten in einer Größenordnung von 300 000 bis 400 000 Euro anfallen“, so Fezer.

Für Schüler teurer

Im Falle einer Übernahme der Trägerschaft würde das Angebot der Modeschule für die Schüler teurer werden. Derzeit beträgt das Schulgeld dort 325 Euro pro Schulhalbjahr. Bei den Fachschulen für Technik der Stadt Stuttgart beträgt das Schulgeld indes 440 Euro pro Schulhalbjahr. Das ist allerdings nicht der einzige Kritikpunkt der Betroffenen. Fezer berichtet von Sorgen: „Von der Schulleitung der Staatlichen Modeschule wurden mehrfach die besonderen Ansprüche der Schule hervorgehoben, die sich unter anderem aus ihrer Entstehungsgeschichte ergeben. „Im Falle der Angliederung an eine der 20 öffentlichen beruflichen Schulen in Stuttgart wäre es fraglich, ob die Stadt Stuttgart diesen Anforderungen gerecht werden kann, ohne dadurch die bestehenden Fach- und Meisterschulangebote der öffentlichen Schulen schlechter zu stellen.“

Zweijährige Ausbildung

Initiiert vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg wurde die Staatliche Modeschule 1952 gegründet und ist ein bundesweit einzigartiges schulisches Weiterbildungsangebot in dieser Branche. Während der zweijährigen Ausbildung an der Fachschule lernen die Schüler alles rund um Mode, werden aber auch in Betriebswirtschaftslehre, sozialer Kompetenz und Sprachen unterrichtet. Die Absolventen werden in Wangen zum Staatlich geprüften Produktentwickler für Mode ausgebildet – und sind international gefragt. Im laufenden Schuljahr besuchen 40 Schülerinnen und Schüler die Schule, davon jeweils 20 in der Eingangsklasse und in der Fachstufe. Den Unterricht gestalten neun Lehrkräfte.