Vom Trainingsanzug bis zum Hasenstall: Der Verein „Frauen helfen helfen“ erfüllt seit 15 Jahren die Wünsche von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus sozialen Einrichtungen.

Es ist wieder Wunschzettel-Zeit, bis Weihnachten sind es kaum mehr sechs Wochen. Die neunjährige Yasin liefert präzise Angaben auf ihrem Wunschzettel, damit es bei der Bescherung am Heiligen Abend keine Enttäuschung gibt: Einen Ninecraft-Trainingsanzug, schwarz, 11-12 (146-152) samt der Adresse, wo man ihn bekommt. Da kann ja nichts mehr schiefgehen. Rafael, 10, wünscht sich einen Rodler, der 25-jährige Hasan eine Leo Videoleuchte, Nikita, 17, ganz dringlich Kopfhörer, „bitte, bitte“, und die 26-jährige Ramona einen Gutschein vom Baumarkt, „damit ich meinen Kaninchen einen großen Stall bauen kann“.

 

Heike Magirus hat diesen Wunschzettel aus einem Stapel von 600 herausgefischt und wird für einen prächtigen Hasenstall sorgen. Sie ist eine von den 160 Damen des Vereins „Frauen helfen helfen“ (fhh), der vor 15 Jahren gegründet wurde und genau so lange schon mit der „Aktion Wunschzettel“ Christkind spielt für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die „nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen“, wie Isabel Gerhard, die Vorsitzende des Vereins, erklärt. Es ist diese Art von Charity, die aus ganz privater Initiative entsteht und die auch eine Gesellschaft mit vielen sozialen Abfederungen der Not dringend braucht. „Wir haben festgestellt, dass es auch in dieser reichen Stadt große Armut gibt, und wollten etwas dagegen tun“, erzählt Henriette Härle, eine von den zwölf Initiatorinnen des Vereins. Schon die erste Aktion im November 2007 habe mit 150 Wunschzetteln Sinn und Notwendigkeit dieser Hilfe bestätigt.

Helfen, wo sonst nicht geholfen wird

„Wir helfen dort, wo keine Hilfe mehr hinkommt“, beschreibt Isabel Gerhard das Engagement. Und meint damit jene Bedürfnisse, die im Budget der Leistungsträger nicht vorgesehen sind und auch nicht erfüllt werden. Das können warme Winterstiefel sein, es können Staubsauger für eine Wohneinrichtung für alleinerziehende Frauen sein, aber auch der kleine Luxus von Kopfhörern, ein Gutschein für einen bestimmten Drogeriemarkt wie für die elfjährige Salwa oder ein neuer Hasenstall, den kein Sozialamt finanziert.

„Wir arbeiten, ganz wichtig, mit Institutionen zusammen“, betont Isabel Gerhard und nennt als Partner unter anderem das Jugendamt, die Evangelische Gesellschaft, die Drogenberatung Release, Nikolauspflege, den Kinderschutzbund und Einrichtungen wie Schlupfwinkel, Weraheim oder Scout. Von dort kommen die Wunschzettel mit Angaben zu Alter, Geschlecht, Herkunft und Wunsch auf perfekten Vordrucken mit dem Hinweis aufs Limit bei 40 Euro.

„Im vergangenen Jahr waren es 450 Zettel, jetzt sind es schon 600“, erzählt Isabel Gerhard im Ratskeller, wo sich die Damen aussuchen, was sie erfüllen wollen. Keine belässt es bei nur einem Blatt, Heike Magirus hat acht mitgenommen, weitere Zettel verteilen die Damen im Freundeskreis.

Auch Männer sind willkommen

Bisher, hat Isabel Gerhard ausgerechnet, habe man in 15 Jahren etwa 5000 Geschenke für insgesamt 175 000 Euro finanziert. Und das ist nicht die einzige Aktion der Damen, die auch unter dem Jahr direkte Hilfe leisten und zum Beispiel Schulranzen oder Füller finanzieren. „Bei der Einschulung zahlt das Sozialamt 150 Euro, aber schon der Schulranzen allein kostet zwischen 150 und 450 Euro“, weiß Isabel Gerhard. Daher hätten sie 30 Erstklässler ausgestattet. Diese direkte Hilfe, die bei 1000 Euro gedeckelt sei, gebe es auch schon mal bei Zahnarztrechnungen oder der Versorgung eines Haustieres: „Wir haben auch schon die OP des Hundes einer Suchtkranken bezahlt. Weitere Mitglieder der Unterstützer sind bei diesem Spendenumfang sehr willkommen“, nutzt daher Isabel Gerhard die Gelegenheit zu einem Appell: „Mitglieder zahlen einen Euro Beitrag. Am Tag. Das tut nicht weh.“ Und Herren seien trotz des Vereinsnamens fhh durchaus willkommen. (www.frauenhelfenhelfen.de)

Bis alle Geschenke hübsch verpackt sind und zum Beispiel im Auto von Jennifer Hagenmeyer, das dann aussieht wie der Schlitten von Santa Claus, an die richtige Adresse gebracht werden, ist perfekte Logistik gefordert. Johanna, die 14-jährige Tochter von Heike Magirus, muss mithelfen: „Damit sie erfährt, dass es nicht allen Menschen so gut geht wie ihr“, sagt die Mutter.