Bezirksvorsteherin Ulrike Zich blickt auf das Jahr 2017 zurück und schaut auf Projekte in 2018.

Stuttgart-Weilimdorf - Kommunalpolitik ist auch das Bohren dicker Bretter: Bezirksvorsteherin Ulrike Zich spricht über Hängepartien und Erwartungen für den Stadtbezirk.

 
Frau Zich, Sie gehen so langsam auf das 20-Jahr-Jubiläum an der Spitze des Stadtbezirks zu. Ist es noch nicht langweilig?
Nein, ganz bestimmt nicht. Diese Aufgabe hat mich immer fasziniert. Es gibt ja auch Themen, da braucht man fast zehn Jahre, bis es ein Ergebnis gibt. Da ist es nicht von Nachteil, wenn man ein bisschen länger dabei ist.
Auch 2017 hatten Sie dicke Brocken, die eine Hängepartie sind. Warum geht es bei den Schulen nicht schneller voran?
Wir können da nichts beschleunigen. Die Dinge sind beschlossen, die Pläne stehen, das Geld ist da. Es fehlt an der Umsetzung, weil wir dafür nicht genügend Personal haben. Abwarten müssen wir auch bei anderen Themen. Beim Kiesbett am Löwen-Markt etwa, wo die Ausschreibung aufgehoben werden musste, weil das eingestellte Geld nicht ausgereicht hat. Beim Alten Rathaus warten wir auch. Aber 2018 soll die Sanierung beginnen.
Bei den Schulen wartet dann eine ganze Schülergeneration! Darf das sein?
Bei der Gemeinschaftsschule haben wir eine Situation, wo wir noch mal ran müssen. Das ist noch nicht gelöst. Es gibt ein großes Interesse von der Schulleitung und vom Kollegium, dass dort die Sekundarstufe II etabliert wird. Aber die Ressourcen sind ein Problem.
In Sachen Sekundarstufe II hängt es doch nicht an den Ressourcen, sondern am prinzipiellen Willen, das in Weilimdorf zu etablieren!
Es hängt auch an den fehlenden Räumen. Ich fürchte, dass daran festgemacht wird, welche Gemeinschaftsschulen in der Gesamtstadt das realisieren dürfen. Dann schauen wir womöglich in die Röhre. Wenn die Werkrealschule in Wolfbusch endgültig ausläuft, ist die Gemeinschaftsschule die einzige Schule für Kinder, die nicht aufs Gymnasium gehen. Und ich halte es auch für wichtig, dass Kinder, die in der Gemeinschaftsschule den Realschulabschluss machen, über die Sekundarstufe II noch zum Abitur gelangen können.
Wird der Knoten im Jahr 2018 gelöst?
Wir müssen nochmals deutlich sagen, was wir wollen. Die Bereitschaft des Bezirksbeirates ist da, die Signale habe ich schon. Wir brauchen möglichst bald eine Entscheidung.
Sie hatten die historische Ausstellung „Der Löwen im Wandel“. Warum wandelt er sich nicht weiter? Noch so eine Hängepartie?
Der Löwen-Markt befindet sich ständig in der Erneuerung. Man muss sehen, dass die größte Erneuerung, die Weilimdorf geschafft hat, in den 1980er Jahren mit der Stadtbahn und dem neuen Rathaus geschehen ist. Eine neue Mitte, die jetzt Weilimdorf-City ist. Das ist nun etwas in die Jahre gekommen. Das gilt auch fürs Einkaufszentrum mit schwierigen Zuschnitten für die Läden, teils über mehrere Etagen. Entsprechend ist auch die Fluktuation. Da werden sich auch die Eigentümer über kurz oder lang Gedanken machen müssen, wie sie damit umgehen, denn Leerstand ist auch für die Eigentümer nicht ideal. Es ist ein für seine Zeit typisches, heute eher schwieriges Bauwerk.
Wo überhaupt kann man da ansetzen?
Wir können da nur unterstützen und den öffentlichen Raum attraktiv machen. Das gilt vor allem am Kiesbett. Der Platz ist Restfläche vom Stadtbahnausbau und sieht auch so aus. Die Belebung durchs Café Cookies zeigt, dass der Platz interessant und entwickelbar ist.
Ein Dauerthema war die Unterversorgung mit Pflegeplätzen. Jetzt kommt Hausen als Standort ins Spiel. Was hat es damit auf sich?
Die Fläche in Hausen kam uns in den Sinn, als über die Erweiterung der vorhandenen Bebauung der SWSG gesprochen wurde, die dort abgenutzte Gebäude ersetzen will. Dabei könnte man auch prüfen, einen Pflegebereich zu etablieren, denn in dem Punkt haben wir überhaupt noch keine Infrastruktur in Hausen.
Immerhin, die Hängepartie Aldi-Markt im Giebel ist beendet.
Ja, auf diese Stärkung der Nahversorgung in Giebel warten schon sehr viele. Ich bin überzeugt davon, dass dadurch auch das Einkaufszentrum gewinnen wird. Jetzt ist da die Möglichkeit, mit dem markanten Bau auf diesem noch zum Zentrum zählenden Grundstück den Zentrumscharakter dort zu betonen, denn gegenüber liegt ja das starke Giebel-Haus mit wichtigen sozialen Angeboten. Zu dem Thema gehört auch der neue Bonus-Markt in Wolfbusch, über dessen Eröffnung ich mich sehr gefreut habe. Das Angebot wird von Rewe bedient, hat also ein gutes Level. Der Markt ist wichtig für die Nahversorgung, hat aber auch eine soziale und kommunikative Funktion. Ich hoffe sehr, dass sich der Markt, der Pilot für ganz Stuttgart ist, halten kann!
Ich will Sie ja nicht mit weiteren Hängepartien langweilen, aber sowohl die Raumsuche für die Volkshochschule als auch der Wunsch nach einem Bürgersaal sind solche. Ohne Aussichten?
Die Volkshochschule hängt mit dem alten Rathaus zusammen, wo sie einen größeren Raum bekommen könnte. Wir tun uns mit Räumen schwer, denn wir haben mit unseren 32 000 Einwohnern einfach keine Räume.
Sie bräuchten einen mittelgroßen Saal . . .
. . . ja, für zirka 250 Plätze. Das ist auch ein Problem für unsere Vereine. Auch der Kulturkreis tut sich schwer, er hat auch keinen festen Raum, an dem er verortet ist.
Wo könnte da perspektivisch was entstehen?
Wir haben durchaus interessante Pläne. Dabei geht es um die Entwicklung der Flächen ab Jugendhaus bis Engelbergstraße, dann im Bereich Interims-Kita und temporäre Flüchtlingsunterkünfte, zudem das Walz-Areal, das ehemalige Gärtnerei-Gelände, das für gärtnerische Nutzung ausgewiesen ist, an der aber die Liebenau interessiert ist. Im hinteren Teil könnte man den Sportflächenbedarf befriedigen und im unteren das „Forum Weilimdorf“ realisieren. Weil die SSB ein Betriebsgelände gesucht hat, sind diese Überlegungen zum Stehen gekommen. Wir wünschen uns das Areal als Gemeinwesenfläche.
Worauf freuen Sie sich hinsichtlich 2018?
Dass man hoffentlich ein paar Spatenstiche machen kann bei Projekten, die bisher in der Luft hingen. Und dann auf das große Ereignis im Sommer, die 775-Jahr-Feier von Weilimdorf. Gutes Wetter habe ich schon mal bestellt.