In der Pressekonferenz nach dem 2:2 gegen Leverkusen platzt Bruno Labbadia der Kragen - er greift mit klaren Worten das Umfeld an.

Stuttgart - Mit hochrotem Kopf rastete VfB-Trainer Bruno Labbadia nach der verpassten Wende komplett aus. Trotz einer Besserung war das 2:2 (1:1) gegen Bayer Leverkusen erneut zu wenig, um die Ergebniskrise zu Hause zu beenden. Einige Fans riefen „Bruno raus“, in der Pressekonferenz platzte dem Stuttgarter Coach schließlich der Kragen. Labbadia wetterte in einem Rundumschlag gegen alle und griff mit klaren Worten das Umfeld an.

 

„Es kann nicht sein, dass hier der Trainer immer wie ein Depp hingestellt wird. Die Trainer sind nicht die Mülleimer für andere Menschen“, schimpfte er am Sonntagabend, „mich wundert es nicht, dass es hier alle paar Monate einen neuen Trainer gibt.“

Der Druck auf ihn wird durch das Remis gegen seinen Ex-Club mit Sicherheit nicht geringer werden. Dabei hat sich seine Elf verglichen mit dem peinlichen 0:2 in der Europa League beim norwegischen Meister Molde FK verbessert präsentiert und nach dem frühen Rückstand Moral bewiesen. Nur auf den ersten Heimsieg dieser Bundesliga-Saison muss der VfB weiter warten. Vor 47 400 Zuschauern traf Vedad Ibisevic (19./Foulelfmeter, 55.) zweimal für die Stuttgarter, Stefan Kießling war ebenfalls mit einem Doppelpack (12./59.) auffälligster Bayer-Spieler.

Labbadia holt zum Gegenschlag aus

Was hat Labbadia so wütend gemacht? In regelmäßigen Abständen scheint er im Schwabenland von Fans und Medien infrage gestellt zu werden. Nach dem siebten Spieltag holte er jetzt zum Gegenschlag aus. „Es ist eine gewisse Grenze erreicht. Vor 22 Monaten bin ich hier angetreten. Da hatten wir nur zwölf Punkte auf dem Konto. Da hat keiner mehr auch nur einen Pfifferling gegeben auf die Mannschaft. Danach habe ich sie in die Europa League geführt“, echauffierte sich Labbadia. Vor allem die „Bruno raus“-Rufe des Publikums bei seiner Auswechslung des starken Österreichers Raphael Holzhauser schlugen ihm aufs Gemüt. Der 19-Jährige habe bereits in der Halbzeit signalisiert, dass er angeschlagen sei, so Labbadia.

In der Partie selbst war dem nervösen VfB nur 67 Stunden nach der Pleite in der Europa League der Druck des Gewinnenmüssens deutlich anzumerken. In vielen Einzelgesprächen hatte Labbadia versucht, seine verunsicherten Akteure aufzubauen. Sehr engagiert, wirkten die Schwaben in zahlreichen Situationen aber zu überhastet, ungeordnet und fantasielos. Vor allem der verletzte Kapitän Serdar Tasci (Achillessehnenprobleme), im Abwehrzentrum von Maza vertreten, wurde in der Defensive schmerzlich vermisst. Bei Bayer fehlte Nationalspieler Lars Bender wegen einer Knieblessur.

„Stuttgart war nach dem 1:0 wie ein angeschlagener Boxer. Da hätten wir zupacken müssen. Wir waren heute die etwas reifere Mannschaft“, analysierte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler und stellte nach dem sechsten Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage zufrieden fest: „Wir haben unseren Rhythmus gefunden.“

Der VfB ist dagegen auf der Suche nach Ruhe. Vor der Partie hatte sich Stuttgarts Sportdirektor Fredi Bobic noch demonstrativ hinter Labbadia gestellt, der jetzt einmal mehr die fast schon traditionelle Herbstkrise des VfB moderieren muss. In der Länderspielpause dürfte sich die Stimmung nicht maßgeblich verbessern. VfB-Verteidiger Georg Niedermeier hat bei einer Rettungsaktion auf der Linie (72.) wenigstens den einen Punkt gesichert. Die Diskussionen werden trotzdem weitergehen.