Ein 44-Jähriger hat nach einem Streit am Montagmorgen mit einer illegalen Waffe seine Frau umgebracht.

Stuttgart - Ich habe gerade meine Frau getötet" – relativ ruhig und gefasst kam ein Mann gestern gegen 8.30 Uhr mit diesen Worten in das Polizeirevier in der Gutenbergstraße. Der 44-Jährige ließ sich anstandslos festnehmen und führte die Polizeibeamten zur Wohnung seiner Familie in der Reinsburgstraße im Stuttgarter Westen. Dort fanden die Polizisten die 38-jährige Ehefrau, die kurz nach 8 Uhr von ihrem Mann erschossen worden war. Und auch eines der vier gemeinsamen Kinder des Paares hatte die brutale Tat mit ansehen müssen: Eine 16-jährige Tochter war noch in der Wohnung gewesen, als die Schüsse fielen.

"Das Mädchen steht unter einem schweren Schock", sagte die Polizeisprecherin Stephanie Reh. Es sei in ein Krankenhaus gebracht worden und werde zusätzlich psychologisch betreut. Die drei anderen Kinder – zwei zehnjährige Jungen und eine 18 Jahre alte Tochter – waren bereits aus dem Haus gegangen, die Buben zur Schule, die 18-Jährige zu ihrem Ausbildungsplatz. Sie werden nach Angaben der Polizei von Verwandten betreut. Der 44-Jährige ist bei der Polizei ein unbeschriebenes Blatt gewesen: "Er ist bei uns noch nicht aufgefallen", sagt Stephanie Reh. Es habe laut Polizeirevier Gutenbergstraße auch noch keine Einsätze wegen häuslicher Gewalt gegeben.

Streit zwischen Eheleuten


Nach den ersten Vernehmungen des Mannes habe es am Morgen einen Streit zwischen den Eheleuten gegeben. In dessen Verlauf griff der 44-jährige Mann zu seiner Pistole und schoss unvermittelt auf seine Ehefrau. Die Waffe besaß der Bosnier illegal, es ist unklar, ob sie aus seinem Heimatland stammt. Über den Grund des Streites herrscht noch wenig Licht im Dunkel: Die Polizei spricht von einem "Motiv im familiären Bereich", ob es in der Ehe gekriselt hatte, sei noch nicht bekannt.

Der Mann sei einer geregelten Arbeit nachgegangen, so die Polizeisprecherin. Er wurde gestern den ganzen Nachmittag vernommen, heute hofft die Polizei, mehr über die Hintergründe der Tat zu wissen. Die Tatwaffe lag noch in der Wohnung, als die Beamten mit dem Ehemann dort eintrafen. Der gewaltsame Tod der Ehefrau ist das vierte Tötungsdelikt in diesem Jahr.

Viertes Tötungsdelikt 2010


Am 15.März erschoss ein 47-jähriger Mann seinen 52-jährigen ehemaligen Chef, einen bekannten Stuttgarter Gastronomen, auf offener Straße im Süden. Der Fall, in dem eine enttäuschte Liebe das Motiv gewesen sein soll, wird seit einigen Wochen vor dem Landgericht verhandelt. Anfang Mai tötete ein 54-jähriger Mann in Feuerbach zunächst seine pflegebedürftige 81-jährige Mutter und dann sich selbst. In einem Abschiedsbrief hatten angeblich beide mitgeteilt, dass sie nicht mehr leben wollten. Grund hierfür ist eine lebensbedrohliche Erkrankung des Sohnes gewesen, der das einzige Kind gewesen war. Am 6. Juni schließlich hat ein 34-jähriger Mann in einer Kleingartenanlage in Degerloch seine 65 Jahre alte Mutter getötet. Der Sohn hatte die pensionierte Lehrerin mit einer Schere erstochen, zu den Motiven schwieg er bei der Polizei.