Nach den Bezirksbeiräten, einer Bürgerinitiative und dem Naturschutzbund ist nun auch die CDU gegen Windkraft im Tauschwald. Es wohnten zu viele Menschen in der Umgebung, und die beiden Anlagen trügen nur wenig zur Energiewende bei, so die CDU.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Noch dürfte es im Stuttgarter Gemeinderat eine vorläufige Mehrheit für die zwei geplanten Windräder im Tauschwald bei Feuerbach geben – Grüne, SPD und SÖS-Linke-Plus haben sich bisher für den Standort ausgesprochen, und sie hätten gemeinsam mit OB Fritz Kuhn (Grüne) 32 von 61 Stimmen. Doch die Ablehnung und auch der Widerstand wachsen. Am Dienstag hat die CDU angekündigt, den Standort im Gemeinderat und in den Bezirksbeiräten in Weilimdorf, Feuerbach und Botnang abzulehnen. Und auch der BUND hat sich jetzt festgelegt – gegen den Standort.

 

CDU-Fraktionschef Alexander Kotz betonte, seine Partei stehe komplett zur Energiewende – allerdings sei Windkraft in einer Großstadt problematisch: „Wir müssen andere Ansätze finden.“ In der Umgebung des Tauschwaldes lebten rund 70 000 Menschen, die Räder hätten erhebliche Folgen für die Naherholung und den Artenschutz, und zudem seien die Energieausbeute und die Rendite bei den beiden Anlagen überschaubar. Die Stadtwerke Stuttgart als Bauherrin gehen davon aus, dass die zwei Anlagen Strom für 5000 Haushalte erzeugen könnten. Kotz ist das zu wenig: „Es wäre geradezu töricht, wenn die Politik wegen zweier Windräder mit sehr überschaubarem Beitrag zur Energiewende die sonst grundsätzlich positive Stimmung der Bürger zur Energiewende gefährden würde.“

Im Gemeinderat dürfte eine Mehrheit stehen

Die CDU sieht deshalb vor allem ein „Prestigeobjekt des OB“ in den beiden Anlagen. Sie selbst hält es für notwendig, in einer Großstadt eher in Nahwärmenetze, in eine Biogasanlage für den Hausmüll oder in die Wärmegewinnung aus Abwasser zu investieren. Alexander Kotz kündigte an, sich in den Haushaltsberatungen dafür starkzumachen, dass das Förderprogramm zur Sanierung von Häusern ausgeweitet werde.

Hans H. Pfeifer (SPD) sieht in der Ablehnung der CDU bereits Wahlkampfgerassel. Im jetzt anstehenden Genehmigungsverfahren müssten viele offene Fragen geklärt werden, erst dann könne man sich eine abschließende Meinung bilden, so Pfeifer: „Bis auf Weiteres sind wir aber für die Windräder.“ Grüne und SÖS-Linke-Plus vertreten ähnliche Überzeugungen; auch Grünen-Chef Peter Pätzold sieht noch Probleme im Naturschutz. Fritz Kuhn hat aber immer wieder gesagt, man könne Windparks nicht nur weit weg von Stuttgart zukaufen; das sei unglaubwürdig.

Der BUND will sich am Mittwoch erklären

In diesen Tagen reiht sich eine Pressekonferenz an die andere. Nach der CDU wird am Mittwoch der BUND seine Position vorstellen. Auch er fordert jetzt, wie vorab zu erfahren ist, gemeinsam mit dem Naturschutzbund (Nabu), den Standort „auf keinen Fall weiter zu verfolgen“. Es kämen im Tauschwald acht windkraftsensible Arten von Fledermäusen. Für den Wespenbussard, der in ganz Baden-Württemberg nur noch mit 200 bis 350 Brutpaaren vorkomme, seien die Windräder im Tauschwald „existenzbedrohend“.

Auch Baumfalke, Waldschnepfe und Mäusebussard würden in Mitleidenschaft gezogen, heißt es in der Stellungnahme. Nach Berechnungen von BUND und Nabu müssten die Räder zu 25 Prozent ihrer Laufzeit abgeschaltet bleiben, um die genannten Arten zu schützen. Insgesamt besitze der Tauschwald eine „herausragende, überregionale, ökologische Wertigkeit“.

Die Bürgerinitiative Pro-Tauschwald lädt die Medien für Mittwochabend ein. Ihre ablehnende Haltung ist klar. Um 18.30 Uhr beginnt dann eine gemeinsame Sitzung der Bezirksbeiräte Weilimdorf, Feuerbach und Botnang in der Lindenbachhalle in Weilimdorf. Zuletzt hatten die Beiräte die Windräder mehrheitlich abgelehnt.