Die Programme zur Bewegungsförderung für Kitakinder zeigen erste Wirkung. Deshalb will die Stadt sie weiter ausbauen und auf Schulen ausdehnen.

Stuttgart - Dicke Kinder, Sofasitzer, Computerspieler – die Klagen über Bewegungsmangel bei Kindern reißen nicht ab. Allerdings gibt es in Stuttgart einen kleinen Lichtblick: Der grobmotorische Entwicklungsstand der Kindergartenkinder hat sich verbessert, konstatiert die Stadt.

 

Kinder werden motorisch besser

Laut Einschulungsuntersuchung (Esu) der Kitakinder im Jahr 2018 ist die Rate der Bewegungsarmen rückläufig und liege aktuell bei 24 Prozent, drei Prozentpunkte unter dem Landesdurchschnitt von 27 Prozent.

Eine Frage der Balance

Getestet wird bei der Esu unter anderem, wie gut die Kinder auf einem Bein hüpfen können. Zusätzlich wollte man mit dem Einbeinstand die statische Balance testen, wozu die Kinder auf eine T-Schiene stehen sollten. Allerdings erwies sich dieser Test als ungeeignet, da knapp die Hälfte den Test abbrach oder gar nicht beginnen wollte. Das Gesundheitsamt hat dann stattdessen getestet, wie gut die Kinder seitlich hin- und herhüpfen können. Das scheint besser eignet, weil die Kinder mit Spaß dabei sind, und soll künftig beibehalten werden, wenn ein Kind mit dem Einbeinstand Probleme habe. Die Weiterentwicklung der Einschulungsuntersuchung ist in Stuttgart erwünscht. Unter anderem soll die Befragung der Eltern zu den körperlichen Aktivitäten ihrer Kinder zum Standard werden. Das Ergebnis der jüngsten Befragung: Ein Großteil der Stuttgarter Kindergartenkinder ist in der Freizeit körperlich aktiv, 40 Prozent sind Mitglied in einem Sportverein, 54 Prozent nehmen regelmäßig an einem Sportangebot teil, und mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Kindergartenkinder kann Fahrrad fahren.

Mehr als die Hälfte der Kitakinder fährt schon Rad

Ob und wie oft Kinder körperlich aktiv sind in der Freizeit, in welchem Maß sie Angebote von Vereinen oder andere organisierte Sportangebote wahrnehmen und wie viele Fahrrad fahren können, hängt davon ab, wo sie aufwachsen. In Wohngebieten, die der Sozialdatenatlas der Stadt mit hohem Armutsrisiko und hohem Migrationsanteil ausweist, sowie bei Kindern mit Migrationshintergrund ist das Maß der Bewegung in der Freizeit geringer.

Der Straßenraum ist nicht kindgerecht

„Die Unterschiede nach Wohngebietstyp sprechen eindeutig dafür, dass die institutionelle Bewegungsförderung mit Kitafit-Kooperationen und Bewegungspass der richtige Weg ist, Nachteile auszugleichen“, resümiert die Verwaltung. Aber: Nicht alle Stadtteile Stuttgarts seien mit anregenden Bewegungsräumen ausgestattet, die Zielmarke des Masterplans für urbane Bewegungsräume sei stadtweit nur zur Hälfte erreicht. Die pädagogischen Fachkräfte berichten, dass Eltern trotz beengter Wohnverhältnisse ihre Kinder aus Sorge nicht (alleine) draußen spielen lassen würden, „und zur subjektiv empfundenen Gefahr kommt oft auch die objektive Gefahr durch Verkehr und parkende Autos entlang der Gehwege“.

Stadt baut Bewegungsförderung aus

Die Stadt sieht sich bei der frühkindlichen Bewegungsförderung auf einem guten Weg und will deshalb bestehende Angebote wie Kitafit-Kooperationen, Bewegungspass und den Minisport-Gutschein verstetigen oder ausbauen. In einer stichprobenartigen Elternbefragung hätten auch viele Eltern den Wunsch nach mehr Angeboten zur Bewegung für ihre Kinder geäußert und sichere Radwege eingefordert. In einem nächsten Schritt sollen Qualitätskriterien für die Bewegungsförderung an Kitas entwickelt und eine Fachkraft für Bewegungserziehung an Kitas eingestellt werden. In Stadtteilen mit Bedarf schafft die Stadt gezielt niedrigschwellige Angebote, und sie baut die Bewegungsförderung im schulischen Ganztag aus. Die Ausweitung der Maßnahmen auf Schulkinder habe bereits begonnen.