Im Mordprozess gegen das frühere Pächterehepaar einer Birkmannsweiler Vereinsgaststätte will sich der Angeklagte vor der Tat versichert haben, dass keine Personen zu Schaden kommen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Winnenden - In der Verhandlung um den mutmaßlichen Brandanschlag auf eine Vereinsgaststätte in Winnenden-Birkmannsweiler hat der Angeklagte die Tat vor dem Stuttgarter Landgericht eingeräumt. In einer von seinem Anwalt verlesenen Erklärung betont der 58-Jährige indes, dass er sich zuvor versichert habe, dass keine Personen zu Schaden kommen. Seine mitangeklagte Frau sei im Auto zurückgeblieben. Sie macht vor Gericht von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch.

 

Die Anklage lautet auf gemeinschaftlich versuchten Mord. Denn die Staatsanwaltschaft wirft dem italienischstämmigen Ehepaar nicht nur vor, das Feuer in der Nacht auf den 26. Februar mittels Benzin an einem hölzernen Anbau des Vereinsheims entzündet zu haben, sondern auch den Tod des nebenan wohnenden Pächterehepaares und ihrer zwei Kinder billigend in Kauf genommen zu haben.

Das Motiv soll Rache gewesen sein. Der 58-Jährige und seine knapp ein Jahr jüngere Frau hatten die Vereinsgaststätte des VFR Birkmannsweiler selbst zwei Jahre lang geführt, bis ihr Pachtvertrag im August 2011 gekündigt worden war. „Wir waren wie vor den Kopf gestoßen über die Kündigung. Wir hatten niemandem etwas getan. Wir waren tief verletzt, wie wenn das Herz entzwei wäre“, brach es aus dem Angeklagten heraus, nachdem Wolfgang Hahn, der Vorsitzende der neunten Schwurgerichtskammer, ihn mehrfach nach dem Warum gefragt hatte. Gegen wen sich der Anschlag gerichtet habe, ließ der Mann, der seit mehr als 25 Jahren in Deutschland lebt, aber die Sprache so schlecht beherrscht, dass er für jedes Wort eine Dolmetscherin bemühen musste, weitgehend offen. Auch was er bezwecken wollte, erklärte er nicht. „Niente“, nichts, sagte er und schüttelte den Kopf. Er habe nur ein kleines Feuerchen machen, die Gaststätte gar nicht, wie geschehen, in Schutt und Asche legen wollen.

Das Vorhaben indes trieb ihn offenbar schon länger um. Laut der anwaltlichen Erklärung habe der 58-Jährige schon Wochen vor der Tat mit sich gerungen, aber so lange abgewartet, bis „die Sicherheit der Bewohner gewährleistet“ gewesen sei. Im Amtsblatt der Stadt habe er nämlich gelesen, dass die Vereinsgaststätte wegen Betriebsferien bis zum 27. Februar geschlossen sei. Eine Nacht vor dem Urlaubsende habe sich der Mann, der keinen gültigen Führerschein besitze, von seiner Frau zu einer Winnender Tankstelle fahren lassen, um dort einen Benzinkanister zu befüllen. Dann seien beide nach Birkmannsweiler gefahren, seine Frau sei im Auto geblieben. Nach einem „Kontrollgang“ habe er schließlich das Benzin an einen Holzvorbau gegossen und angezündet.

Die Sache mit dem Benzinkanister hatte die Polizei letztlich auf die Spur der früheren Pächter gebracht, die zwischenzeitlich „mehr schlecht als recht“, wie beide einräumten, eine Pizzeria in Winnenden betrieben. Mehrere Überwachungsvideos der Tankstelle dokumentieren die Kanisterbefüllung eindeutig. Fotos, die während der Brandlöschung gemacht wurden, zeigen, dass die Feuerwehr die Gebäude nicht mehr retten konnte.

Seit Februar sitzt das Ehepaar in Untersuchungshaft. Bei seiner Festnahme hatte der Mann noch seine Unschuld beteuert. Seine Frau hatte wie jetzt zur Tat geschwiegen. Am kommenden Montag soll der Prozess fortgesetzt werden. Insgesamt sind vier Verhandlungstage angesetzt.