Im Bereich des Bezirksrathauses sind sogenannte Passivsammler angebracht worden. Damit wird die Belastung der Luft mit Stickstoffdioxid kontrolliert.

Zuffenhausen - Die kleinen grauen Röhren, die in rund drei Metern an der Ludwigsburger Straße und direkt vor dem Bezirksrathaus hängen, sehen aus wie Abflussrohre. Es handelt sich aber um sogenannte Passivsammler, mit denen die Stickstoffdioxidbelastung in der Luft gemessen wird. Aufgehängt hat sie die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW). Sie hatte vom Verkehrsministerium des Landes den Auftrag bekommen, die Überwachung der Luftqualität in Stuttgart auszuweiten.

 

„Stickstoffdioxid ist hauptsächlich auf die Emissionen von Stickstoffoxiden durch Dieselfahrzeuge zurückzuführen“, heißt es in einer Pressemitteilung der LUBW vom April dieses Jahres. Damals wurde festgestellt, dass drei getestete Dieselfahrzeuge der Mittelklasse die Grenzwerte der Euro-6-Norm im Realbetrieb um ein Vielfaches überschritten hatten – lange vor dem VW-Skandal. Stickstoffoxide reizen Schleimhäute und Atemwege des Menschen, werden mit einer Zunahme von Herz-Kreislauferkrankungen in Zusammenhang gebracht und tragen zum sauren Regen bei. Nicht nur Autos, auch Kraft- und Heizwerke sowie – vor allem im Winter – auch private Hausheizungen stoßen Stickstoffdioxid aus.

Die meisten Messstellen sind in der Innenstadt

In Stuttgart wird der Stickstoffdioxidgehalt in der Luft schon seit längerem an fünf Standorten gemessen. „Derzeit wird der Langzeitgrenzwert für Stickstoffdioxid an fast allen Messstationen in Stuttgart überschritten“, sagt Hans-Wolf Zirkwitz, Leiter des Umweltamts. Nicht zuletzt deswegen wurden fünf weitere Messstellen errichtet. Die in Zuffenhausen diene als „Referenzquelle für den städtischen Hintergrund“, heißt es von Seiten der LUBW. Dafür werde abseits der viel befahrenen Straßen die Stickstoffdioxidkonzentration gemessen, um die Gesamtsituation im Stuttgarter Kessel besser beurteilen zu können. Die meisten Messstellen befinden sich indes in den innerstädtischen Bezirken, da dort aufgrund der Bevölkerungsdichte die Betroffenheit der Menschen am höchsten sei.

Daraus könne aber nicht geschlossen werden, dass der Grenzwert für die Stickstoffdioxidbelastung in anderen Stadtgebieten nicht überschritten werde, sagt Hans-Wolf Zirkwitz: „Simulationen der Luftschadstoffbelastungen zeigen, dass entlang vielbefahrener Verkehrswege auch außerhalb der Innenstadtbezirke hohe NO2-Belastungen mit teilweisen Grenzwertüberschreitungen auftreten können.“ Die Messungen seien aber sehr aufwendig und könnten daher aufgrund begrenzter finanzieller und personeller Mittel leider nicht flächendeckend im ganzen Stadtgebiet durchgeführt werden. Auf die Auswahl der Standorte habe die Stadt keinen Einfluss, zuständig dafür sei die LUBW. Dort beruft man sich auf die Vorgaben zur Durchführung des Bundes-Immissionschutzgesetzes.

Mit kurzfristigen Erkenntnissen über die Qualität der Zuffenhäuser Luft ist nicht zu rechnen: Die Messungen sollen mindestens ein Jahr lang durchgeführt werden. Mit den Passivsammlern, wie sie auch rund ums Zuffenhäuser Bezirksrathaus angebracht wurden, werde vor allem der Jahresmittelwert ermittelt, erklärt Zirkwitz.