Der Nabu Stuttgart hat einen botanisch-ornithologischen Spaziergang durch den Greutterwald in Stuttgart-Zuffenhausen angeboten.

Stuttgart-Zuffenhausen - Folke Damminger schließt die Augen und hört in den Wald. „Das ist der Zaunkönig, der bleibt das Jahr über hier, den hört man also öfter“, sagt Damminger. Er ahmt den Gesang des Vogels nach, damit seine Zuhörer den Vogel aus dem vielfältigen Zwitschern und Zirpen des Greutterwaldes heraushören können. Anschließend deutet Damminger in die Baumwipfel. „Da sehen Sie einen Buchfinken“, sagt er. Die Ferngläser schnellen in die Höhe. „Der Buchfink gehört zu den Vögeln, die schon sehr früh anfangen zu singen“, kommentiert Damminger.

 

Gemeinsam mit Barbara Drescher und knapp 40 Naturinteressierten ist Folke Damminger an diesem Samstagnachmittag im Greutterwald unterwegs. Die beiden engagieren sich ehrenamtlich beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) und führen in Kooperation mit der Volkshochschule einen botanisch-ornithologischen Spaziergang durch den Zuffenhausener Stadtpark und den Greutterwald. Als Hobby-Ornithologe übernimmt Damminger den vogelkundlichen, Landschaftsplanerin Drescher den botanischen Teil.

Frühjahrserwachen steht im Fokus

An diesem ersten wirklich warmen Tag des Jahres steht das Frühjahrserwachen im Fokus. Auf dem Weg bleibt die Gruppe immer wieder stehen, und Drescher und Damminger erzählen über Frühblüher und das Balzverhalten der heimischen Vögel. „Sie können gleich ausschwärmen und nach den Scilla suchen“, sagt Barbara Drescher. Die gehörten zusammen mit den weißen und gelben Anemonen zu den Frühblühern hier im Wald. Anschließend ist dann Zeit, Fragen zu stellen.

Für Barbara Drescher ist es ein großes Anliegen, Menschen auf den Spaziergängen des NABU durch Stuttgarts Flora zu führen. „Wir können ihnen die Schätze vor ihrer Haustüre aus einer anderen Perspektive zeigen“, sagt sie. Nämlich aus der botanischen und der vogelkundlichen. In Stuttgart sehe sie generell viel Arbeit, was den Naturschutz angehe. „Die Naturschutzverwaltung ist eine ganz kleine Behörde, denen ist es fast unmöglich, ihre Arbeit richtig zu machen“, sagt Drescher. Da möchte sie bei den Teilnehmern auch ein Bewusstsein schaffen.

Vielfalt an Pflanzen und Tieren

Einige der Teilnehmer besuchen regelmäßig die naturkundlichen Veranstaltungen des NABU, andere sind zum ersten Mal dabei. „Es ist schön, dass es eine so große Vielfalt an Pflanzen und Tieren in unseren Wäldern gibt“, erzählt eine Frau, für die es auch das erste Mal ist. Leider gebe es immer weniger Menschen, die sich in ihrer Umgebung auskennen. Ein anderer Spaziergänger hat in seinem großen Fernglas gerade eine Schwarzmeise gesichtet. „Die sieht man wirklich selten“, sagt er. Regelmäßig besuche er vogelkundliche Ausflüge des NABU in der Region. „Das Schöne ist: Man sieht nie das gleiche, und muss auch nicht weit von zuhause wegfahren“, ergänzt seine Frau.

Die Gruppe hat inzwischen den Stadtpark hinter sich gelassen und läuft durch den Greutterwald. „Der ist besonders spannend, denn hier kann man theoretisch alle heimischen Spechtarten hören und mit Glück auch sehen“, sagt Folke Damminger. Gerade jetzt, Anfang März, sei der perfekte Zeitpunkt, in den Wald zu gehen. „Die Lebewesen hier, die Pflanzen und die Vögel, gliedern die Jahreszeiten“, sagt der Hobby-Ornithologe. Je nachdem, welche Vögel singen, könne man sagen, wo im Jahr man sich befinde.

„Der Wald hier ist hauptsächlich ein Eichen- und Hainbuchenwald“, erklärt Barbara Drescher. Und er habe noch eine Besonderheit, die ihn erlebenswert machen: „Es ist ein Wald, der alt werden darf, weil er nicht für die Holznutzung bewirtschaftet wird.“ Außerdem könne man derzeit auch nachts sehr gut herkommen, fügt Folke Damminger hinzu: „Sobald es dunkel wird, beginnen die Waldkäuze mit dem Balzgesang.“