Nach der Einweihung der neuen Porsche-Lackieranlage soll es noch weitergehen. Der Autobauer sucht nach freien Grundstücken in der Umgebung.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Am Porscheplatz in Zuffenhausen wird gefeiert. In der zweiten Reihe hinter den Schaufensterbauten wie dem Museum und dem Verkauf wird die 200 Millionen Euro teure Lackiererei eingeweiht. Gebaut wurde sie auf einem Gelände, das einst der DürrAG gehört und das Porsche 2008 erworben hat.

 

Damit verfügt der Sportwagenhersteller über eine der weltweit modernsten Lackieranlagen. Deren Tageskapazität gibt Porsche mit 170 Fahrzeugen an. Aber da ist noch Luft nach oben. Uwe Hück, der Betriebsratsvorsitzende der Autoschmiede, setzt darauf, dass man bis Ende 2012 eine Tagesproduktion von 200 Fahrzeugen erreichen wird, schließlich kommt bald der neue 911er und Anfang nächsten Jahres der neue Boxster auf den Markt. Dies entspräche dann einer jährlichen Produktion von etwa 44.000 Sportwagen in Zuffenhausen.

Auch das wird vermutlich noch nicht das Ende der Entwicklung sein. Bekanntlich will Porsche-Chef Matthias Müller den Absatz bis 2018 durch eine ganze Palette neuer Modelle auf insgesamt 200.000 Fahrzeuge verdoppeln. Im Jahr 2010 hatte die Gesamtproduktion inklusive des Geländewagens Cayenne und des viertürigen Sportcoupés Panamera, die in Leipzig gebaut werden, bei fast 100.000 Fahrzeugen gelegen.

Porsche streckt Fühler nach neuen Grundstücken aus

Für den Heimatstandort Zuffenhausen hieße dies möglicherweise, dass hier eine dritte Sportwagenreihe unterhalb des Boxster gebaut werden könnte, die seit einiger Zeit im Gespräch ist. "Ich setze mich dafür ein, dass eine dritte Baureihe, so sie kommt, auch hier in Zuffenhausen gebaut wird", sagt Uwe Hück.

Nachdem die Produktion der Boxster-Modelle in der Krise 2009 wieder von Valmet im fernen Finnland nach Zuffenhausen zurückgeholt wurde, ist Hücks erklärtes Ziel: "Wir arbeiten darauf hin, dass auch in Zukunft alle Sportwagen von Porsche bei uns gebaut werden", sagt der Betriebsratschef. Dies würde auch der 2010 erneuerten Vereinbarung zur Standortsicherung und der Strategie 2018 entsprechen, so Hück.

Auch er aber weiß, dass eine dritte Baureihe hier nur dann produziert werden kann, wenn Porsche sich vergrößert. "Dazu brauchen wir die entsprechenden Flächen", sagt Hück. Diese Einschätzung teilt offenkundig die Unternehmensleitung. Porsche streckt im Umfeld seiner heutigen Werkshallen die Fühler nach zusätzlichen Grundstücken aus, nicht nur, aber nicht zuletzt in Richtung des ehemaligen SEL-Alcatel-Geländes südlich der S-Bahn-Linie. Dort könnten mehrere Flächen für den Sportwagenbauer infrage kommen.

Unterstützung durch die Stadt

Ende 2006 hat die Deltona Real Estate das 25 Hektar große Areal erworben, von denen heute Alcatel-Lucent achteinhalb Hektar nutzt. Überdies hat der französische Konzern Thales hier eine Niederlassung. Das alte Kabelwerk von SEL ist seit dem Vorjahr im Eigentum des Privatinvestors Andreas Layher und Geschwister aus Brackenheim, es soll abgerissen werden.

Ein nicht unbeträchtlicher Teil des Gebietes südlich der S-Bahn, das für Porsche interessant ist, gehört Daimler. Das dort angesiedelte Mercedes-Getriebewerk wird Ende 2012 aber von Zuffenhausen nach Hedelfingen verlegt, wodurch sich für den Sportwagenbauer die günstige Gelegenheit einer Nachnutzung ergeben könnte.

Mit der Stadt hat es in der Sache bereits Kontakte gegeben. Es sollte sondiert werden, welche Möglichkeiten das Planungsrecht in diesem Bereich bietet, bestätigt Detlef Kron, der Leiter des Stadtplanungsamts. "Wir sind sehr froh, dass sich Porsche zum Standort Stuttgart bekennt", sagt der Amtschef. "Wir werden da gerne unterstützend tätig werden."

In Zukunft mehr Azubis

Allerdings läuft für das Areal bereits ein Bebauungsplanverfahren, in dessen Rahmen etwa eine Unterführung zur besseren Erschließung des alten SEL-Kabelwerkes vorgesehen ist. Da nach den abgestimmten Plänen weite Teile des Geländes aber als Gewerbeflächen vorgesehen sind und nicht als Industriegebiet, wären für die Nutzungen durch Porsche vermutlich Planänderungen notwendig.

Das Unternehmen selbst gibt sich in der Frage zugeknöpft. "Es gibt noch keine Entscheidung, wie wir unser Modell-Portfolio erweitern könnten", erklärt ein Sprecher. Dass man den Standort, "wo es sinnvoll und möglich ist", zu erweitern suche, zeige die neue Lackiererei.

Einstweilen wird nur bestätigt, was längst bekannt ist: Anstelle der alten Lackiererei soll bis 2013 eine Automanufaktur für den Bau des geplanten Supersportwagens 918 Spyder entstehen. Und am Standort soll ein neues, modernes Ausbildungszentrum gebaut werden. Das habe er bereits mit Porsche-Chef Matthias Müller besprochen, sagt Betriebsratschef Uwe Hück. Die Zahl der Azubis von bisher 100 müsse deutlich erhöht werden.