Nach 2000 Konzerten und einer „geilen Zeit“ gibt die Band Die Füenf ihre Trennung bekannt. Zwei der letzten Auftritte sind bei der Nacht der Lieder im Theaterhaus. Wir sprachen mit Justice und Memphis über die Gründe für den Abschied, ihre Gefühlslage und ihre letzte Tour.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - In der Nacht auf Montag war Christian Langer, der seit dem allerersten Auftritt der A-cappella-Band Die Füenf am 4. Dezember 1995 im Pforzheimer Kupferdächle als Justice mit von der Gesangspartie ist, damit beschäftigt, die Infos über die geplante Trennung der weit über die Region Stuttgart beliebten Vokal-Comedians für die eigene Webseite online aufzubereiten. „Das war ein komisches Gefühl“, gesteht er.

 

Für einen kurzen Moment dachte Langer darüber nach, noch mal bei den Jungs, also bei Pelvis, Memphis, Little Joe und Dottore Basso, nachzufragen, ob man den Abschied nicht doch lieber abblasen sollte. „Die Band hat mehr als mein halbes Leben geprägt“, sagt Justice, „länger, als manche Ehe hält.“ Doch dann drückte er den entscheidenden Knopf. Die Neuigkeiten mit einem „persönlichen Statement“ wurden für Montagvormittag ins World Wide Web gestellt. Überschrift: „Endlich! Schluss mit lustig?“ Jetzt gibt es kein zurück mehr für eine schwäbische Institution.

Zwischen Wehmut und Vorfreude auf den Neuanfang

„Wir spürten, dass die Zeit gekommen war, dem Wunsch nach individueller Weiterentwicklung mehr Raum zu geben, als es im ständigen Touralltag in einer professionellen Band möglich ist“, heißt es in der Erklärung von Die Füenf. Seinen Gefühlszustand beschreibt Christian Langer „zwischen Wehmut und Vorfreude auf den Neuanfang“. Sein Kollege Patrick Bopp ist ebenfalls traurig und erleichtert zugleich. „Wenn du so lange in der Mühle bist, ist es schwer, frei und kreativ an anderer Stelle etwas Neues anzugehen“, sagt er. Die fünf Bandmitglieder sind zwischen 39 und 55 Jahre alt, drei von ihnen seit Anfang an dabei. Alle haben seit längerer Zeit neue Projekte ohne die anderen entwickelt und vorangebracht. Bei Bopp heißt das Soloprojekt „Aus voller Kehle für die Seele“. Er singt mit dem Publikum im Chor. So wird es wieder am 19. Dezember ein Weihnachtssingen im Gazi-Stadion geben.

„Wir sind alles ganz unterschiedliche Typen“

„Nach über 2000 Konzerten, zehn Bühnenprogrammen, 13 CDs und einer unvergesslichen, geilen Zeit ist für uns jetzt der richtige Moment, um uns von euch zu verabschieden“, heißt es im Bandstatement. Schon seit Herbst 2019 haben die fünf Sänger über eine Trennung nachgedacht. Doch dann kam Corona. Kürzlich war das Konzert in der Liederhalle zum nachgeholten 25-Jahr-Bandjubliäum mit 1800 Besuchern noch einmal ein emotionaler Ausnahmezustand, der kaum zu steigern ist, wie die Sänger finden. Schon da wollten die Füenf ihren Abschied bekannt geben, der profigerecht mit einer großen Bundestour gefeiert wird, die bis zum Februar 2024 gehen soll. Doch angesichts der „Wahnsinnseuphorie“ hat die Band beim Geburtstagskonzert die Nachricht, die Fans traurig macht, doch noch zurückgehalten.

„Wir fünf sind alles ganz unterschiedliche Typen“, sagt Patrick Bopp. Dies klingt so, als wolle er damit sagen, es sei ein Wunder, dass man trotzdem so lange zusammengeblieben sei. „Bei uns eigenwilligen Quatschköpfen lief, na klar, nicht immer alles rund“, heißt es im Abschiedsstatement, „viele Hochs und Tiefs sowie die ein oder andere Auseinandersetzung führten am Ende aber immer zu einem fünffachen kreativen Output, einer Menge Spaß und dem Versuch, uns von Programm zu Programm weiterzuentwickeln und zu verändern.“ Jetzt wird es kein neues Programm mehr geben. Bei der Abschiedstour, die am 20. Februar 2022 im Theaterhaus startet, werden die Höhepunkte der Bandgeschichte gespielt – davon gibt es viele.

Es gibt noch Karten für die Nacht der Lieder

Worüber sich die Fans besonders freuen können: Zwei ihrer letzten Konzerte gibt die Band bei der Nacht der Lieder am 7. und 8. Dezember, jeweils um 19.30 Uhr, im Theaterhaus (es gibt noch Karten). Seit 2004 – damals noch im Schauspielhaus des Staatstheaters – unterstützen die Füenf mit Auftritten ohne Gage die Benefizshows für die Aktion Weihnachten der Stuttgarter Nachrichten gegen soziale Not. „Oh weh“, sagt Regisseur Bauer zur Trennung seiner Zugpferde, „sie sind gut geerdete Stimmungskanonen für unser Publikum.“

Schluss mit lustig? Die Füenf sehen’s so: „Auch die geilste Zeit währt nicht ewig.“ Und sie bitten die Fans zugleich: „Runter mit der Tränendrüse.“ Es gebe doch noch genügend Gelegenheit für Begegnungen. Für selbstständige Profimusiker ist es immer ein Wagnis, wenn sie eine über viele Jahre aufgebaute Marke aufgeben, die eine sichere Bank bei den Einnahmen ist. „Geld ist nicht alles“, entgegnet Justice. Und mit etwas Neuem richtig anfangen zu können, müsse man mit dem Alten abschließen. Jetzt will die Band noch mal richtig Gas geben. Ohne Abschied gibt’s auch kein Wiedersehen!

Karten für die Nacht der Lieder mit den Füenf am 7. und 8. Dezember, jeweils um 19.30 Uhr, im Theaterhaus gibt es unter www.theaterhaus.com oder unter 0711 / 4 02 07 20.